Kapitel 28

296 18 2
                                    

Nane POV

Ich sehe seinen verständnislosen Blick und muss lächeln. Unser Klassenlehrer betritt den Raum und nimm Jay die Chance, mich nach dem Sinn meiner Aussage zu fragen. Er muss es nicht verstehen. Zumindest noch nicht. Ich weiß sowieso nicht, ob ich ihm vertrauen kann. Ich will ihm vertrauen können. Aber das könnte sich als genauso unrealistisch herausstellen, wie alles andere das ich will: Ich will ihn küssen, ich will ihn umarmen und ich will immer in seiner Nähe sein. Ich will, dass meine Liebe erwidert wird. Noch bevor ich meinen Gedanken zu Ende denken kann, erschrecke ich mich über mich selbst. Seit wann bin ich so? Ich erkenne mich selbst kaum wieder. Das bin nicht mehr ich, oder? Jay hat mich verändert. Er hat meinem Leben die Möglichkeit gegeben, sich zu verändern. Er hat mir eine riesige Achterbahnfahrt gewährt. Mein Leben geht auf und ab seit dem ich ihn kenne. Das macht mich glücklich. Das sollte es auch. Ich habe mich verändert, ja. Aber jeder verändert sich. Veränderungen sind gut. Sie bringen mich einen Schritt vorwärts. Ich gehe immer nach vorne. Rückschritte sind keine Option! Ich blicke nach vorne zu unserem Lehrer. Er erzählt etwas von Ferien. Oh! Die hatte ich ja ganz vergessen. Ab morgen habe ich genug Zeit mich mit anderen Dingen zu beschäftigen. Was in meinem Fall bedeutet: Ich muss mich um die Firma kümmern, bis es meinem Vater besser geht. Er war zwar nie sonderlich nett zu mir und hat mich immer geschlagen, aber er ist trotzdem noch mein Vater. Ich sorge mich um ihn. Nach der Schule versuche ich mal, mit ihm zu reden... Der Rest des Unterrichts vegeht wie im Flug und wir können nach Hause. Jay bekommt nicht mehr die Möglichkeit mit mir zu reden, da er gleich von Ashley und ihren Freundinnen belagert wird. Wahrscheinlich weil sie wieder wie wild rumknutschen. Kann ich ihm wirklich glauben? Ich will es. Ich will es so sehr...


Zu Hause angekommen begrüßt mich Albert natürlich sofort. Ich esse kurz was und bitte ihn, mich zu meinem Vater zu bringen. Er rät mir davon ab. "Albert! Bring. Mich. Sofort. Zu. Meinem. Vater. Sofort!",sage ich wütend. Ich merke, wie sein Auge leicht zuckt. So, als hätte er es nie erwartet, dass ich so mit ihm rede. Aber auch Freunde müssen mal einen härteren Umgangston miteinander pflegen. Nach ein Sekunden Stille nickt er demütig und führt mich zu ihm. Ich stehe nun also vor der Schlafzimmertür meines Vaters. Hier war ich noch nie, also erklärt das meine Nervosität. Ich schicke Albert weg und funkel ihn wütend an, als er nach einer Minute immernoch neben mir steht. "Hör auf, dich um mich zu sorgen. Ich schaffe das schon alleine." Er verschwindet nach einigen Sekunden. Okay, durchatmen... Ich klopfe an der Tür meines Vaters. Ich höre nur ein leises "Hm" aus dem Raum hinter der Tür. Vorsichtig öffne ich die Tür und betrete leise den Raum. "Papa..." Das erste mal, dass ich ihn Papa nenne. Mit bedachten Schritten gehe ich auf ihn zu. Er sitzt auf dem Bett und hat mir den Rücken zugewandt. "Papa...", wiederhole ich zärtlich. Ich klettere auf sein Bett und lege meine Arme um ihn. Er zuckt etwas und ich höre leise Geräusche. Weint er etwa? "Nane...", sagt er leise und recht zittrig. "Ja?" Er nimmt eine von meinen Händen zärtlich in seine Hand und scheint sie zu betrachten. "Was machst du hier?" Ich lege meinen Kopf auf seine Schulter. "Ich mache mir Sorgen um dich..." Er nickte. "Es tut mir Leid... Alles was ich dir je angetan habe. Bitte verzeih mir. Du bist mein kleiner Engel. Ich wollte dich nur beschützen... Warum machst du dir überhaupt Sorgen um mich? Wo ich doch so schrecklich zu dir bin..." Er sinkt zusammen. Ich seufze. "Papa, ich verzeihe dir. Du bist mein Vater und ich habe dich lieb. Auch wenn du mir weh getan hast. Und außerdem... als ich Mama gesehen habe, hast du so komisch geguckt..." Er schluckte. "Du hast nicht deine Mutter gesehen." Ich seufzte. "Doch. Das war sie. Sie sah zumindest so aus." Er schüttelte mich ab und sah mich böse an. "Nein hast du nicht! Deine Mutter ist tot! Sie wurde begraben und du warst dabei, verdammt nochmal!" Er klatschte mir eine und ich lag rücklings auf dem Bett. "D-doch..." Er ballte seine Hand zur Faust und schlug mir ins Gesicht. Ich hielt meine Hände schützend vor mich doch es brachte nicht viel. Er schlug immer weiter auf mich ein. Ich fing an zu weinen und blutete schon überallt, wo er mich schlug. "Verschwinde! Verschwinde aus diesem Zimmer!", schrie er. Ich schaffte es, rauszurennen. Draußen war es schon dunkel. Ich rannte aus dem Haus und haate nicht den leisesten Schimmer, wohin. Ich hatte niemanden zu dem ich konnte. Niemanden außer... Ich klingelte bei der einzigen Person, auf die ich mich verlassen konnte. Ich klingelte bei Jay.

Von Mobbing und LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt