Kapitel 2

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Nach dem Nachsitzen gehe ich nach Hause. Wie immer werde ich mit dem freundlichen Lächeln der Bediensteten empfangen. Ich lächle genauso freundlich zurück, hoffe ich jedenfalls. Ich fühle mich nicht Ansatzweise in der Lage wirklich freundlich zu lächeln. Die Angestellten- eine Bezeichnung die mir übrigens besser gefällt als Bediensteten- sicherlich auch nicht. Doch wir spielen unsere Rolle. Meine Rolle zu spielen ist das einzige was ich wirklich gut kann. Vielleicht ist es für mich aber einfach nur nötig um zu überleben.

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Ich liege auf meinem Bett und lese. Das Buch ist ziemlich uninteressant. Sein Titel lautet “ Die Geschichte von Earl Gray“. Doch es geht nicht um den gleichnamigen Tee, sondern um unsere Firma, die im Jahr 1897 von meinem Ururgroßvater Earl Gray gegründet wurde. Mein Vater trägt den Namen Gray immer noch voller Stolz. In dem Buch geht es im großen und ganzen um die Gründung “unserer“ Firma. Ich bin schon fast durch. Ich quäle mich schon seit 3 Tagen an diesem Buch. Doch kaum bin ich fertig wird mir das nächste Buch vorgesetzt. So läuft es immer bei uns. Ich höre schwere Schritte vor meiner Tür. Mein Vater reißt die Tür auf. Im selben Moment setze ich mich aufrecht hin, das Buch auf meinem Schoß ruhend. Insgeheim kralle ich mich an ihm fest, damit man nicht sieht das ich zittere. Immer wenn mein Vater nach Hause kommt fange ich an zu zittern vor Angst. “Ich habe gehört, dass du heute nachsitzen musstest!“, sagt er in strengem Ton. Ich bin mir nicht mal sicher ob es eine Frage oder Aussage war. Ich will ihm antworten, doch ich habe einen Kloß im Hals. Also nicke ich langsam. Mein Blick richtet sich nach unten, meine Wangen werden heiß und meine Augen fangen an zu brennen. Mein Vater gibt mir eine heftige Ohrfeige und schließt mich bis zum späten Abend in meinem Zimmer ein. Danach “unterrichtet“ er mich wieder bis 3 Uhr morgens.

Von Mobbing und LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt