Kapitel 11

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Wie ich es mir erhofft hatte, war der Sonntag recht ruhig für mich. Doch das heißt eigentlich nichts Gutes. Denn wenn etwas schönes in meinem Leben passiert, geht es mir am nächsten Tag richtig dreckig. Ich renne also wie von der Tarantel gestochen zur Schule und bin ausnahmsweise mal pünktlich. Außer Atem setze ich mich auf meinen Platz. Nach und nach kommen die restlichen Schüler dazu. Ich schaue wieder aus dem Fenster. "Die Schnecke war ja ganz süß und so...", höre ich einen Jungen gerade im Gespräch mit seinen Kumpels. "Und?", fragt einer der besagten Kumpels. "Ich hätte fast...", doch weiter kommt er nicht. Anerkennendes Jubeln geht von seinen Freunden aus. "Aber?", fragt diesmal ein anderer. "Ihr Vater ist streng und hat mir fast eine geknallt. Aber ich hab neben ihr gepennt!", antwortete der Angesprochene. Wieder kam ein anerkennedes Grölen von den Jungs. Doch nur halb so laut. Wahrscheinlich, weil er es nur geschafft hat neben diesem Mädchen zu schlafen. Eigentlich geht es mich gar nichts an. Doch plötzlich setzt sich dieser Junge neben mich und der Lehrer kommt herein. "Ah, Nane ist heute mal pünktlich Anwesend", spottet Mr. Worthing. Alle lachen. Natürlich. Ich stehe jeden Tag kurz vor einer Depression und alle lachen mich jeden Tag aus.

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Nach der Schule gehe ich meinen üblichen Heimweg. Da kommt Jay hinter mir her gerannt. Es bringt eh nichts weg zu laufen, denke ich mir. Also lasse ich es bleiben. "Was willst du Jay?", frage ich ihn patzig ohne ihn anzusehen. Er steht jetzt neben mir. Augenblicklich steht mein Herz still. Ich klopfe dagegen und tue so als ob ich mich verschluckt habe. "Geht es dir gut?", fragt er besorgt. "Alles in Ordnung!" Ich bin sauer. Zu Hause hat er von mir geredet als wäre ich der letzte Dreck und hier macht er einen auf besorgt. Er bleibt vor mir stehen und sieht mir direkt in die Augen. Ich ebenfalls. Doch ich versuche wütend zu gucken. In seine wundervollen Augen. So ein tiefes grün. Man hat das Gefühl, das man sich in ihnen verliert, wenn man zu lang hineinschaut. "Ja doch!", schreie ich ihn an. Er soll mich einfach in Ruhe lassen. Wann versteht er das endlich? Ich schließe meine Augen, wende meinen Kopf nach links und atme schnaufend aus. Danach schubse ich ihn zur Seite und gehe weiter. Ein Blick nach hinten soll ihm zeigen, dass er mir ruhig folgen kann. Ich nehme mienen Nasenrücken zwischen meine Finger und lasse sie kreisen. "Wenn du eine Frage hast, dann frag!", sage ich patzig. "Also,ähm", beginnt er," Es gibt hier bald ein Sommerfest, und ich wollte dich fragen, ob du... nun ja, ob du Lust hättest Samstagabend mit mir hinzugehen?" War das jetzt eine Frage, eine Aufforderung, eine Aussage oder gleich alles in einem? Ich weiß zwar das ich eh nicht hin darf, doch ich will ihm auch nicht alle Hoffnung rauben. Also antworte ich ihm auf seine Frage/ Aussage/ Aufforderung:" Ich überlege es mir noch." Jay strahlt förmlich, doch er rennt mir immer noch hinter her. "Noch was?", frage ich genervt. "Ähm, ja. Entschuldigung für gestern... und heute", sagt er peinlich berührt. "Ist schon ok!" Jetzt beeile ich mich nach Hause zu kommen.

Zu Hause angekommen erledige ich wie immer alles super-vorbildlich. Als Vater dann nach Hause kommt, frage ich ihn natürlich sofort, ob ich mit Jayson auf das Sommerfest gehen darf. Seine Antwort darauf ist überdeutlich: "Nein! Du gehst mir nicht auf irgendein Sommerfest! Schon gar nicht mit diesem Jungen! Ich verbiete dir jeglichen Kontakt mit ihm, hast du das verstanden?" Ich nicke eingeschüchtert mit dem Kopf. Später erfahre ich warum er so aufgebracht- abgesehen davon, dass ich sowieso nie raus darf und ich nicht hätte fragen dürfen- war: Jaysons Vater, Mr. Lorring, gibt uns nichts von seinen Einnahmen ab, was er laut Arbeitsvertrag tun muss. Noch dazu droht er uns an uns zu verklagen wegen "schlechten Arbeitsbedingungen", wenn wir das selbe tun sollten. Er hat wohl alle unsere Arbeitsnehmer dazu bestochen ihn bei seinem Unternehemen zu unterstützen. Kurz gesagt heißt das für mich: kein Kontakt mit Jay, weil sein Vater uns abzockt. Na toll! Wie soll ich Jay denn das erklären?

Von Mobbing und LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt