Kapitel 6

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Ich bin gestern fast hingefallen als ich nach Hause gehen wollte. Was heißt fast? Ich bin über meine Schnürsenkel gestolpert. Und als ich wieder ins Gleichgewicht gekommen bin, bin ich voll Klischeehaft auf einer Bananenschale ausgerutscht. Wie irgendeine bescheuerte Cartoon-Figur. Ich renne also wie immer zur Schule und komme wie immer zu spät. Doch anstatt dem üblichen "Witz" den er immer reißt kommt diesmal ein: "Na, auf einer Bananenschale ausgerutscht, Rattennest?" von Kyle. Die ganze Klasse lacht. Auch Jayson. Ich weß nicht warum ich mich darum sorge ob er lacht oder nicht. Wieder gehe ich auf meinen Platz. Ich könnte im Boden versinken.                              

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Zu Hause liege ich auf meinem Bett und lasse mir den Tag noch mal durch den Kopf gehen. Mir wird bewusst, wie traurig es mich gemacht hat, dass Jayson mich ausgelacht hat. Er hat auf den ersten Blick so liebevoll und nett gewirkt und letztendlich ist er genauso wie alle anderen? Mir kommen Tränen in die Augen. Nicht an ihn denken, nicht an ihn denken, sage ich zu mir selbst. Ich atme tief ein und aus und wische mir die Tränen aus meinem Gesicht. Mein Vater ist gerade nach Hause gekommen. Ich stehe auf und versuche einen ruhigen Eindruck zu machen. Ich gehe zu ihm und bergrüße ihn möglichst freundlich. Er ist heute anders als sonst. Keine Schläge, ein recht sanfter Ton- zumindest für seine Verhältnisse. Sein bester Mitarbeiter bekommt eine eigene Firma, welche als Tochterfirma von "uns" dienen soll. Ich soll so schnell wie es geht ein Meeting mit ihm organisieren. Ich mache es gern. Doch er erklärte mir bis spät in die Nacht, welche Vorstellungen er hat und wir haben uns diverse Muster rausgesucht wie besagte Firma aussehen könnte, welche Farbe der Schriftzug haben soll usw.

Am nächsten Tag komme ich früher als sonst, aber immer noch zu spät. In der Pause wirft sogar er nach mir mit Müll. Nach dem Unterricht stolpere ich wieder und lande dabei fast in einem Mülleimer. Alle lachen mich aus. Ich gehe raus aus der Schule. Kaum stehe ich vor dem Tor bleibe ich stehen hole ich mein Handy aus meiner Tasche. Ich schalte es an und ein paar Sekunden später wird ein Anruf angezeigt. Ich atme ein und gehe mit einem Lächeln auf den Lippen ran. "Hallo?", spreche ich in mein sogenanntes "Geschäftshandy". "Spreche ich mit Miss Gray?", ertönt vom anderen Ende der Leitung. Es ist der freundliche Herr, der eine Tochterfirma von uns bekommt. Während ich nach Hause gehe- langsamer, da ich telefoniere- mache ich ein Meeting mit ihm heute um 18 Uhr aus. Mit einem Lächeln auf den Lippen lege ich auf. "Oh wow, so kannst du auch reden?", höre ich eine Stimme hinter mir. Sie klingt tief und hat einen sehr beruhigenden Unterton. Zumindest hätte sie das, wenn ich nicht wüsste wer da hinter mir steht: Jayson. Sofort schießen mir Tränen in die Augen. Ich gehe schneller. Er verwirrt mich so. Er geht mir schneller hinterher. Jetzt laufe ich schon fast doch er greift mein Handgelenk und ich drehe mich automatisch zu ihm. Ich blicke ihn mit rotem Gesicht voller Tränen an.

                 

Von Mobbing und LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt