Kapitel 21

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Ich wache aus einem ruhigen Schlaf auf. Meine Augen öffnen sich einen Spalt, doch schon gleich halte ich mir eine Hand vor die Augen. Warum muss die Sonne nur so hell scheinen? Neuer Versuch. Schon gleich viel besser. Ich stehe auf und mache mich fertig. Als ich frühstücke trage ich eine weiße Bluse und einen schwarzen Rock. Meine Haare sind gekämmt und werden von einem weißen Band zurückgehalten. Dazu dezentes Make-up. Ich fühle mich gerade einfach perfekt. Nach dem Frühstück gehe ich zur Schule. Ich habe diesen  Weg fast schon vermisst.

Als ich ankomme ist es sehr still und keine Menschenseele ist auf den Fluren zu sehen. Ich begebe mich schnell ins Sekretariat. "Hallo", grüße ich die Sekretärin, die hinter dem Pult sitzt. Sie scheint völlig in ihre Arbeit vertieft zu sein. Doch sie fragt recht genervt: "Wen soll ich anrufen?" Anscheinend denkt sie, ich wäre krank. Einige täuschen auch eine Krankheit vor, um dem Unterricht zu entgehen. Oder mir. Früher haben das immer die Leute gemacht, die neben saßen. Doch seit ein Musterschüler die Schule gewechselt hat, weil er neben mir sitzen musste, hat kein Lehrer mehr jemanden neben mich gesetzt. Auch Jayson musste nur neben mir sitzen, da kein anderer Platz mehr frei war. "Ich möchte mich nicht abholen lassen", antworte ich freundlich. Die Sekretärin blickt skeptisch zu mir. Sie merkt, dass ich nicht die standartmäßige Schuluniform dieser Schule trage. Ich lächle sie an. "Ich wollte mir ein Anmeldeformular abholen und, wenn es geht gleich hier ausfüllen." Sie schaut mich fragend an. "Ich heiße Nane Gray. Wir haben gestern telefoniert, wenn ich mich nicht irre",erläutere ich weiter. Die Sekretärin wendet sich wieder ihrer Arbeit zu und muss mich einmal räuspern bevor sie mir das Anmeldeformular reicht. In diesem Moment kommt der Direktor herein. "Oh, wen haben wir denn da?", fragt er gut gelaunt. Das ist sein "Erkennungsmerkmal". Mr. Brown ist so ziemlich der fröhlichste Mensch den es gibt.  "Nane Gray, Sir. Freut mich, Sie nochmal kennenzulernen", antworte ich fröhlig und reiche ihm die Hand. Er lacht:" Ach ja, Nana Gray. Die außergewöhnliche Schülerin. Ich erinnere mich an Sie."  Er sagt immer Nana zu mir. Ich habe ihn schon so oft gebeten mich Nane zu nennen- leider vergeblich. Na gut, was soll's. Dafür behandelt er mich immer so herzlich. Ich fülle das Anmeldeformular aus, doch ich stocke bei der Kontonummer. Eigentlich habe ich ja schon alle Bücher, sogar die, aus den oberen Jahrgängen. "Eine Kontonummer müssen Sie nicht angeben, Ms. Nana", sagt Mr. Brown. Als ich ihn gebeten habe mich mit Vornamen anzusprechen hat er angefangen mich "Ms. Nana" zu nennen. Er ist auch einer der wenigen, die um mich und meine Familie Bescheid wissen. Ich erzähle noch ein bisschen mit ihm. Hauptsächlich über ihn, da es mir eher unangenehm ist über mich zu sprechen.

Als es klingelt merke ich wie spät es ist und empfehle mich. Ich gehe aus dem Sekretariat raus. Plötzlich pralle ich gegen etwas und liege auf dem Boden. Ich gucke mich um und sehe, dass das, gegen was ich geprallt bin, kein etwas sondern ein jemand ist. Und dieser jemand liegt auch auf dem Boden, so wie ich. Und dieser jemand ist natürlich Jay. "Nane? W... was machst du hier?" Währrend er mich das fragt stehe ich auf und klopfe mich ab. "Nichts wichtiges", antworte ich und gehe. Ich merke wie alle Blicke auf mir ruhen: einerseits Faszination für mich: schön und höchstwahrscheinlich schlau; andererseits Ekel: ich bin schließlich gegangen, obwohl mich der Jayson Lorring angesprochen hat. Der Ton in meiner Stimme klang zwar etwas arrogant, aber ich habe gerade Besseres zu tun als ihm zu begegnen, geschweige denn mit ihm zu reden.

Von Mobbing und LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt