Kapitel 4

915 56 1
                                    

Die Bücher werden ausgeteilt. Mich interessiert das recht wenig, da mein Vater mir eh schon alle Bücher gekauft. Danach hat er mich dazu verdonnert alles auswendig zu lernen. Also auch was auf welcher Seite in welchem Buch steht. Ich sehe aus dem Fenster und sehe wie eine Katze auf dem Schulhof umhergeht und nach Futter sucht. Am liebsten würde ich runter gehen und der Katze was geben, doch dann würde mein Vater mich höchstwahrscheinlich umbringen. Das erschreckende an der Sache ist: ich bin mir nicht mal sicher ob das ein “Scherz“ war oder nicht. Ich habe noch nie ein Tier berührt, was ich sehr schade finde. In einigen Lexika habe ich davon gelesen was für weiches Fell einige Tiere haben. Oder wie sich die schuppige Haut anfühlt. Ich gehe nicht oft raus, da ich immer lese. Nur um zur Schule zu kommen betrete ich die Außenwelt.

Aus dem Augenwinkel heraus sehe ich, dass Mr. Crabone den Stundenplan an die Tafel schreibt. Mein Blick wandert zur Tafel und ich schreibe ihn ab. Mr.Crabone weiß anscheinend nicht, was er mit uns anfangen soll, also beginnt er mit dem Mathe-Stoff dieses Jahres. Als wir das Buch aufschlagen sollen stupst Jayson mich an. “Du hast kein Buch bekommen“, flüstert er mit zu, während er seins in die Mitte zwischen uns schiebt. Er wiederholt das Offensichtliche, doch ich habe keine Lust ihn darauf hinzuweisen. Stumm verfolge ich den Unterricht. Wir müssen Aufgaben aus dem Buch erledigen von denen ich die Antwort bereits kenne ( die Besonderheit beim auswendig lernen von Mathe-Büchern: lerne die Lösung gleich mit). Doch ich habe keine Lust mich zu erinnern und schreibe die Aufgaben in sauberster Schrift ab und löse sie sorgfältig. Allgemein habe ich im Moment auf wenig Lust, doch jeder muss da durch. Da das Wort “jeder“ immer in unmittelbarem Zusammenhang mit dem Wort “ich“ steht, habe ich keine Einwände dagegen mich durch den langweiligen Unterrichtsstoff zu ackern.

Vom Flur hört man viele Stimmen und Geräusche. Mr. Crabone beendet so wie alle Lehrer- zumindest hat es so den Anschein- den Unterricht. Ein Blick auf meine Uhr verrät mir: frühzeitig. Wahrscheinlich hat kein Lehrer Lust nach 6 Wochen Ferien sofort einen vollen Tag arbeiten zu gehen. Und das ab 7.30 Uhr. Mir soll es recht sein. Besser zu früh als zu spät zu Hause. Ich packe meine Sachen ein und mache mich auf den Weg. Währenddessen sehe ich wie Ashley sich an Jayson ranwirft. Das macht sie bei jedem Jungen der gut aussieht. “Du armer sitzt neben dem Rattennest“, höre ich sie noch sagen. Dann verlasse ich die Tür. Ab morgen wird er genauso sein wie alle anderen. Na ja, es soll mir recht sein.

Von Mobbing und LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt