Kapitel 16

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Warum verwirrt er mich so? Erst hasst er mich und dann doch nicht? Was kann ich nun glauben? Was empfindet er wirklich für mich? Tut er nur so als ob er mich mögen würde? zu viele Fragen schwirren mir durch den Kopf. Fragen, auf die ich keine Antwort habe und wahrscheinlich auch nie erhalten werde. Ich darf mir keine Gedanken mehr über Jay machen.

Als ich auf meinem Zimmer sitze und lerne, sagt Albert mir, dass ich heute Nachmittag frei habe, da Vater weg fahren musste. Nach kurzer Zeit beschließe ich raus zu gehen. Raus aus dem Haus. In die Außenwelt. Erst jetzt merke ich, wie wenig ich mich eigentlich in dieser Stadt auskenne. Ich lebe hier schon mein ganzes Leben und kenne nur den Weg zur Schule. Und zum Park, wo das Sommerfest stattgefunden hat. Ich werde zwar bei dem Gedanken daran traurig doch ich gehe einfach weiter. Schon bin ich im Park und ich habe nicht die geringste Ahnung wie ich hergekommen bin. Ich schaue mich um. Der Park sieht so anders aus als an jenem Abend. Innerlich kann ich schon über meine Naivität lachen. Plötzlich werde ich von hinten an gerempelt. Erschrocken drehe ich mich um. Ein Junge liegt auf dem Boden und seine Kumpels lachen laut. "Pass doch auf!", blafft er mich an. Mir ist es eigentlich gleichgültig ob ich angeblafft werde oder nicht. Am liebsten würde ich mich umdrehen und mit den Schultern zucken. Doch wenn mich jemand anblafft, obwohl er selbst der Schuldige ist, regt mich auf. "Selber Schuld, wenn du keine Augen im Kopf hast!", antworte ich desinteressiert. Dem Jungen verschlägt es die Sprache. Er guckt mich wütend an. Jetzt erst erkenne ich ihn: es ist Kyle. Mühsam rappelt sich auf. Er kneift seine Augen zusammen und mustert mich argwöhnisch. Natürlich habe ich meine Haare zu Hause schon gekämmt und mich geschminkt. Danach nimmt seinen Zeigefinger und deutet damit auf mich. "Du kommst mir irgendwie bekannt vor", sagt er in einem merkwürdigen Tonfall. "Wenn ich herausfinde wer du bist, finde ich alles, was ich gegen dich verwenden kann, kapiert?", fragt er mich sauer. Innerlich lache ich schon wieder. Einer seiner Freunde sagt in beruhigendem Ton: "Komm runter, Kyle. Das ist doch ein hübsches Mädchen." Danach flüstert er Kyle noch etwas zu. Danach lachen alle. Ich fühle mich trotzdem geschmeichelt. Es hat irgendwie was schönes, an seinem letzten Tag in Freiheit so etwas zu hören. Schon ist Freitag und die Tage vergingen so schnell? Verdammt! Jayson hat mich heute nicht mal nach Hause begleitet. Hinter den Jungen hört man einen Ball der immer auf den Boden und von diesem wieder abprallt. "Sorry das es so lange gedauert hat, Leute", höre ich eine mir allzu bekannte Stimme. Verwirrt fragt Jay:" Was steht ihr hier denn so... Nane?" Er hat mich gleich erkannt. Er hat ja auch schon mein Haus gesehen, also warum sollte er mich nicht sofort erkennen. Nach einem kurzen Augenblick prusten Kyle und seine Freunde los. Jay betrachtet mich mit einem merkwürdigen Blick. "Was machst du hier? Warum lässt dich dein Vater raus? Also, nicht das ich was dagegen hätte... aber zieht ihr heute nicht um?", fragt er nervös. "Also, mein Vater musste spontan verreisen und... Ich ziehe nicht um", murmle ich vor mich hin. "Aber..."- "Ich werde  ab sofort zu Hause unterrichtet, weil ich mich neulich aus dem Haus geschlichen habe",unterbreche ich Jay. Ein Lächeln kann ich  nicht unterdrücken, doch ich sehe wie Jay es mit allen Kräften versucht. Plötzlich verstummen die Anderen. Sie sehen mich an. Es scheint als ob sie merken, dass ich wirklich Nane bin.

Von Mobbing und LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt