Kapitel 7

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Sofort läuft er auf mich zu. Seine Hände umfassen meine Oberarme und er schaut mir in die Augen. Meine Tränen fangen an zu laufen und ich kann sie einfach nicht mehr zurückhalten. "Ist alles in Ordnung? Was ist los?", fragt er mich besorgt. Seine Hände sind so warm und kräftig. Doch ich will nicht, dass er erfährt was ich für ihn fühle. Ich will keine Schwäche vor ihm zeigen. Ich will kein Mitleid. Also fasse ich seine Brust und stoße ihn von mir weg. Sofort bereue ich es. Die Stellen, an welchen er mich berührt hat wir es nun ganz kalt. Mein Blick richtet sich sofort auf den Boden. "Es ist nichts...", murmle ich. Ich blicke nach oben ohne den Kopf zu heben. In seinem Gesicht sehe ich, das er es nicht verstanden hat. "Es ist nichts!", wiederhole ich lauter. So laut es geht ohne das er den zittrigen Unterton meiner Stimme hört. Hoffe ich jedenfalls. Bevor er mich wieder berühren kann drehe ich mich um und laufe nach Hause.

Als ich meinem Vater von dem Meeting berichtete war er so Stolz auf mich wie noch nie. Ich hoffe dass ich durch die Vorbereitungen des Meetings und durch das Meeting selbst von dem heutigen Tag abgelenkt werde. Danach, als die ganzen Papiere in Reihenfolge der Themen liegen gehe ich hoch auf mein Zimmer und ziehe mich um. Ich trage ein schwarzes Hemd, darüber ein schwarzes Jackett unter dem ein dunkelroter Schlips verschwindet. Dazu passend einen schwarzen Faltenrock, welcher recht kurz ist aber trotzdem kein Mini. Zur Abrundung weiße Kniestrümpfe und schwarze Ballerinas. "Bei Meetings ist schwarz immer angebracht. Dadurch wirkt man elegant, seriös und professionell!", hat mein Vater mir gestern beigebracht. Außerdem wirke ich durch meine Sandalen leichtfüßiger und filigran. Jetzt sind meine Haare an der Reihe. Nachdem sie gut durchgekämmt sind mache ich einen Pferdeschwanz am oberen Teil meines Kopfes mit einem dunkelroten Band, welches ich zu einer Schleife binde. Vorn habe ich einen Pony, der an den Seiten länger ist und herunter. Ich betrachte mich in meinem Spiegel. Die Sachen sitzen perfekt an. Meine schwarzen Haare hängen mir den Rücken hinunter und der pony gibt eine gute Aussicht auf meine strahlenden, blauen Augen. Alles in allem sehe ich nicht nur professionell, sondern auch unglaublich süß aus. Ein Blick der meinen Mitschülern ewig verwehrt bleiben wird. Wenn ich eine berühmte Firmenchefin werde und sie alle bettelnd zu mir kommen, werde ich mich rächen, lächle ich in mich hinein. Und Jayson?, frage ich mich innerlich. Ich schüttel den Kopf. Denk jetzt nicht a Jayson, das verdirbt dir die Stimmung. Also denke ich nicht weiter an Jayson und gehe aus meinem Zimmer, die Treppe runter- zum Eingangsbereich. Mein Vater steht schon dort und wartet. "Mr. Lorring bringt seinen engsten Berater mit", beginnt er. Das wusste ich bereits. Er hatte es mir ja erzählt. Irgendwie kommt mir der Name "Lorring" bekannt vor. Doch ich habe keine Zeit weiter darüber nachzudenken. "Es ist sein Sohn", erzählt er weiter, " und ich möchte, dass du dich um ihn kümmerst solange ich mit seinem Vater alles geschäftliche kläre.Hast du das verstanden?" Ich nickte. Moment, was? "Ähm...Vater", beginne ich vorsichtig. Er wirft mir einen bösen Blick zu und ich versuche ihn zu ignorieren. "Eigentlich... eigentlich wollte ich bei dem Meeting dabei sein." So, jetzt ist es raus. Er wird wütend, mich trifft ein harter Schlag und ich lande auf dem  harten Fußboden. "Eigentlich wollte ich einen Sohn haben, der mein Geschäft erben kann und bekomme eine unfähige Tochter!", sagt er in strengem Ton- für seine Verhältnisse (welche, nebenbei bemerkt, den stärksten Mann zum zittern bringen würden). Ich stehe auf und sehe in einen Spiegel. Ein riesiger Handabruck klafft auf meiner linken Wange. Ich gehe hoch und versuche alles mit Make-up so hinzukriegen als wäre es gewollt. Unten an der Tür klingelt es.

Von Mobbing und LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt