Schreiend wache ich auf. Ich bin völlig verschwitzt. Doch niemand kommt. Wie sonst immer, wenn ich einen Albtraum hatte.
Nicht Dad, noch nicht mal Katharina, die sich sonst immer um mich gekümmert hat. Ich bin alleine.
Ich versuche noch einmal einzuschlafen, doch es will mir nicht gelingen. Ich schaue auf meinen Wecker. 04:13. Na toll. Ich beschliesse, nach unten zu gehen um ein Glas Wasser zu holen. Doch als ich die Türklinke runterdrücke stelle ich fest, dass die Tür verschlossen ist. Auch das noch.
Ich gehe zur anderen Tür, zu der, die ins Badezimmer führt. Auch diese ist fest verschlossen. Das Vertrauen meiner Eltern in mich scheint ja riesig zu sein.
Sollte ein Witz sein, für die, die es nicht kapiert haben. Denn natürlich haben meine Eltern, wie es scheint, überhaupt kein Vertrauen mehr in mich. Als würde ich einfach so, mir nichts dir nichts, abhauen. Pah, lächerlich.
Doch als ich genauer darüber nachdenke wird die Vorstellung immer verlockender. Es müsste ja nicht lange sein. Nur lange genug, damit ich das Auto verpasse. Damit ich nicht in dieses doofe Internat muss. Versuchen könnte ich es ja. Schaden tut es sicher nicht.
Aber wie komme ich hier am besten raus? Ich schaue mich um. Ja! Das Fenster. Ich gehe hin um es zu öffnen, doch es lässt sich keinen Millimeter verschieben. Ich schaue auf das Schloss im Fenstergriff. Das wurde, seit ich hier bin, noch nie benutzt! Weshalb dann jetzt?
Ich schaue mich um und bekomme langsam Panik. Wie immer, wenn ich in geschlossenen Räumen gefangen bin. Ohne Aussicht auf einen Ausweg. Mir wird bewusst, dass ich hier nicht rauskomme. Ich kann nichts gegen die aufsteigende Panik tun. Katharina sollte es doch besser wissen! Sie weiss, wie sehr ich geschlossene Räume hasse. Und jetzt bin ich EINGESCHLOSSEN!
Was soll ich tun? Ich komme hier nicht raus, verdammt. Kann nicht mal die kühle Nachtluft hereinlassen. Es ist so heiss hier drin! Ich kriege kaum noch Luft. Ich muss etwas tun! Ich kann nicht so hier drinbleiben. Ich sehe mich noch einmal, so ruhig wie möglich, im Zimmer um. Mein Blick fällt auf den Schreibtischstuhl. Könnte klappen. Ich gehe zum Stuhl hin, hebe ihn auf und schleudere ihn gegen das Fenster. Risse zeichnen sich im Glas ab. Es klappt! Ich schlage noch einmal mit dem Stuhl dagegen und höre es splittern. Ich stelle den nun etwas ramponierten Stuhl zu Boden und gehe zum Fenster. Endlich strömt die kühle Nachtluft hinein.
Ich höre ein Zwitschern und fahre hoch. Auch dem Fenstersims sitzt ein Vogel und starrt mich mit seinen braunen Augen an. Ich schaue auf die Uhr. Inzwischen ist über eine halbe Stunde vergangen und ich habe mich wieder beruhigt.
Der Vogel zwitschert erneut. Ich schaue hin. Es ist ein Spatz.
«Was ist denn?», murmele ich.
Der Vogel zwitschert, schaut mich an und scheint dann mit dem Kopf auf den Wald zu deuten.
«Ach, du willst dass ich dir etwas Gesellschaft leiste, na?», frage ich. Es ist vollkommen sinnlos. Mit einem Vogel sprechen zu wollen, meine ich.
Der Vogel wiederholt die Geste von eben.
«Ich soll mit dir in den Wald kommen?», frage ich und komme mir richtig dumm vor.
Der Vogel zwitschert zweimal.
«Das heisst dann wohl ja», seufze ich und stehe auf. Ich habe gar nicht bemerkt, dass ich abgesessen bin.
Der Vogel zwitschert erneut zweimal und flattert dann aus dem Fenster.
Soll ich ihm jetzt wirklich folgen?
Naja. Nein. Es ist unsinnig. Ich werde ihm sicherlich NICHT folgen.
Ich lege mich auf mein Bett und versuche einzuschlafen. Doch der kleine Vogel gibt keine Ruhe. Inzwischen ist er auf mein Nachttischchen geflogen und schaut mich mit seinen grossen braunen Augen flehend an.
Ich seufze. «Na gut. Aber nur, weil ich keine grosse Wahl habe».
Der Vogel zwitschert erfreut und fliegt zum Fenster. Dieses Vieh scheint mich ja wirklich zu verstehen. Ich stehe auf und schwanke einen Moment. Dann habe ich mein Gleichgewicht gefunden und gehe zum Fenster. Der Vogel fliegt auf einen Ast, der direkt vor dem Fenster ist.
«Und, was meinst du? Wie soll ich denn da raus kommen?», frage ich spöttisch.
Der Vogel hüpft auf dem Ast herum.
«Ganz sicher nicht. Dieser Ast kann mich niemals halten», sage ich scharf. Der Vogel gibt ein Geräusch von sich, das ziemlich eingeschnappt klingt.
Ich schaue mich um. Na klar! Das Efeu. Unser Haus ist mit dicken Efeupflanzen überwuchert. Ich greife nach einem Efeustrang und ziehe daran so fest ich kann. Er hält.
Ich schaue noch einmal zum Vogel. Dann mache ich mich an den Abstieg. Zum Glück ist mein Zimmer nur im zweiten Stock.
Als ich unten bin wische ich mir den Dreck von den Händen und schaue zum Vogel. Dieser hat mich während des ganzen Abstiegs beobachtet und fliegt nun los, in Richtung Wald. Widerstrebend folge ich ihm. Irgendetwas in mir drängt dazu, sagt mir, dass ich dem Vogel vertrauen soll.
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Tanze im Feuer, das Wunder des Lebens
FantasyKlappentext „Ich will Blut." Ich weiche erschrocken ein paar Schritte zurück. „Gleich kommt der Teil, wo du mir erklärst, ich sei auf einer Vampirschule gelandet", sage ich und versuche meine Angst mit Spott zu übertönen. Er lacht leise und sagt: „M...