Als ich das nächste Mal aufwache ist es früher Morgen und ich fühle mich wie gerädert. Als ich den Kopf hebe, bemerke ich höllische Kopfschmerzen. Es fühlt sich an, als würden Hämmer von innen gegen meinen Schädel krachen. Anscheinend bin ich wirklich krank. Wie Ti gesagt hat...
In diesem Moment klopft es. „Ja?", sage ich. Meine Stimme ist nicht mehr als ein Krächzen. Überrascht streiche ich mir über den Hals und stelle fest, dass die Mandeln angeschwollen sind. Ziemlich stark. Genauso wie die Schmerzen, die mit schon bei diesem einen Ton klarmachen, dass ich wohl eher nicht zu viel reden sollte.
Ella kommt herein und setzt sich auf das Fussende meines Bettes. „Oh mein Gott! Ame... du bist wieder wach! Ich hab mir solche Sorgen gemacht! Was... Wie geht es dir?", fragt sie alles in einem Atemzug.
„Ich... was... Was meinst du?", frage ich, ehrlich verwirrt. Ich versuche die Schmerzen zu ignorieren, was mir kläglich misslingt.
„Du... du hast geschlafen", sagt Ella stirnrunzelnd, „Du warst im Delirium, hast halluziniert. Du hattest hohes Fieber, ich habe mir richtig Sorgen gemacht! Charlie meinte, wenn du heute nicht aufwachst, müsstest du ins Krankenhaus. Hat echt schlimm ausgesehen. Wirklich, wirklich schlimm"
„Aber wieso... was ist passiert? Von was sprichst du?", frage ich immer verwirrter. Wobei ich mich innerlich dafür verfluche, irgendwas gesagt zu haben. Doch meine Neugier ist einfach zu gross.
„Du warst schwer krank. Hast gestern den ganzen Tag geschlafen und vor dich hingemurmelt. Wir haben uns richtige Sorgen gemacht!", sagt Ella aufgeregt.
„Was? Was haben wir heute für einen Tag?", frage ich entsetzt. Ich war krank? Ich kann mich nicht daran erinnern. Ich weiss nur, dass ich einen komischen Traum hatte... da war etwas mit Wasser und Blut. Und die Schmerzen... die werde ich wohl ertragen müssen, denn Ella scheint mir einiges erzählen zu müssen.
„Heute ist Donnerstag. Am Dienstagabend bist du früh zu Bett gegangen und hast bis eben geschlafen. Warst bewusstlos, die ganze Zeit. Bist nicht ein einziges Mal aufgewacht. Es war schrecklich!", sagt Ella mit einem unsicheren Unterton in der Stimme. Doch... ich bin doch aufgewacht... Ti war da und... aber ich kann es ihr nicht sagen. Denn sonst müsste ich ihr auch sagen, was am Dienstagabend war und... nein, das geht nicht.
„Ich kann mich nicht daran erinnern", sage ich und richte mich mühsam auf, „Aber ich hatte einen echt komischen Traum."
Plötzlich wirkt Ella alarmiert. „Echt?", fragt sie, „Was hast du denn geträumt?"
Gerade, als ich zu einer Antwort ansetzen will, klopft es erneut an der Tür.
Ella springt auf und öffnet die Tür. Davor steht eine etwa 19jährige Frau. Ihr Haar ist rot und sie hat haselnussbraune Augen. Als Kleidung trägt sie einen weissen Kittel. Sie kommt herein und steuert dann zu meinem Bett.
„Hallo Amelie. Schön, dass du wieder wach bist. Wir haben uns bisher ja noch nicht gesehen, was wirklich schade ist. Aber nun lernen wir uns ja kennen. Wenn auch vielleicht nicht unter gewünschten Umständen. Ich bin Charlotte Bluewin, die Krankenschwester hier, aber du kannst mich ruhig Charlotte nennen", sagt die Frau. Das ist also 'Charlie', Ey's... keine Ahnung, was sie für ihn ist.
„Hi", sage ich unsicher. Meine Stimme kratzt immer noch, aber nicht mehr ganz so fest. Die Schmerzen scheinen auf eine Art zu... verblassen.
„Hast du Schmerzen?", fragt Charlotte und legt mir eine Hand auf die Stirn. Sie fühlt sich angenehm kühl an.
„Am Hals. Und Kopfschmerzen, das ist das schlimmste. Aber sonst geht es mir, glaube ich gut. Den Umständen entsprechend", sage ich nach kurzem Überlegen.
Charlotte nickt und sagt dann: „Fieber hast du auch keines mehr. So wie es aussieht hast du dich bald erholt, aber um sicher zu sein, gehst du heute noch nicht zur Schule. Sonst hat dein Körper nicht genug Zeit, um sich zu erholen und dann wirst du gleich wieder krank, sobald die nächsten Viren kommen. Morgen werden wir sehen. Hier sind Schmerztabletten." Sie reicht mir eine kleine Schachtel. „Immer nur eine auf' s Mal, dann sechs Stunden warten, bevor du die nächste nimmst, verstanden? Und wenn möglich nicht all zu viel. Nur, wenn es nötig ist. Denn Schmerzmittel sind auf Dauer auch nicht sonderlich gesund. Und, wie gesagt: Nur alle sechs Stunden! Nicht kürzer! Das ist sehr wichtig. Ich werde alle zwei Stunden vorbeikommen. Wenn du aber sonst was brauchst, ich bin im Erdgeschoss. Und falls du mal raus willst: Ich denke, ein Spaziergang könnte dir guttun, aber nicht alleine. Du darfst raus, aber nur in Begleitung, und dann möchte ich es auch gerne wissen. Ich werde schauen, dass dir jemand Frühstück hochbringt. Also dann... tschüss und gute Besserung", sagt sie und geht dann wieder hinaus. Sie würdigt Ella keines Blickes.
„Mag sie dich nicht?", frage ich Ella erstaunt, als ich sicher bin, dass Charlotte gegangen ist.
Ella seufzt. „Naja... es ist wegen Ey. Sie weiss, dass er uns alles erzählt. Ich glaube, es ist ihr peinlich. Und... Keine Ahnung", sagt sie dann.
„Aha... okay. Weisst du wo Ti ist? Sieht nicht so aus, als wäre er in letzter Zeit hier gewesen", frage ich neugierig, denn meine Erinnerungen an Dienstagabend sind ziemlich verschwommen.
„Nein. Er ist am Dienstagabend abgereist. Gab irgendwelche Familienprobleme", sagt Ella, wobei sie es nicht lassen kann, das letzte Wort so spöttisch wie nur irgend möglich auszusprechen.
Ich schaue auf den Wecker auf der Kommode. „Scheisse, Ella, du kommst zu spät! Der Unterricht beginnt in fünf Minuten und du hast wahrscheinlich noch nicht einmal gefrühstückt. Tut mir leid, dass ich dich aufgehalten habe", sage ich entschuldigend und verlegen zugleich.
Ella beginnt zu grinsen. „Na, dafür habe ich jetzt eine Ausrede fürs Zuspätkommen. Eigentlich müsste ich dir danken. Ich nehme das Schulmaterial für dich, okay? Also, bis später.Und stell keine Dummheiten an!" Ella lacht, drückt noch kurz meine Hand und geht dann.
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Tanze im Feuer, das Wunder des Lebens
FantasyKlappentext „Ich will Blut." Ich weiche erschrocken ein paar Schritte zurück. „Gleich kommt der Teil, wo du mir erklärst, ich sei auf einer Vampirschule gelandet", sage ich und versuche meine Angst mit Spott zu übertönen. Er lacht leise und sagt: „M...