In der Schule angekommen setzen Ella und ich uns nebeneinander. Dann klingelt es auch schon, die Lehrperson ist aber noch nicht zu sehen. Ich schaue auf meinen Stundenplan und stelle fest, dass wir Ethik und Religionen haben.
Stirnrunzelnd blickt Ella auf die Uhr.
„Das ist aber seltsam", meint sie „, Miss Green kommt sonst nie zu spät". Genau bei diesen Worten betritt eine kleine, rundliche Frau das Klassenzimmer.
„Hallo zusammen, tut mir furchtbar leid, wegen der Verspätung meine ich. Wie waren eure Ferien? Seid ihr alle wohlbehalten zurück? Wo ist Theodor? Ich habe das Gerücht vernommen dass er uns wieder einmal mit seiner Anwesenheit beehrt. Aber vermutlich erst in ein paar Tagen. Schliesslich wäre es ja viel zu umständlich pünktlich wie alle anderen in den Unterricht zu kommen. Und... Oh, hallo. Du bist neu hier, oder?", fragt sie als ihr Blick auf mich fällt. Sie scheint sich wieder ein wenig beruhigt zu haben.
„Ja", gebe ich verlegen zurück, „Mein Name ist Amelie".
„Hallo Amelie", sagt Miss Green und wendet sich dann wieder der ganzen Klasse zu.
„Also, vor den Ferien habe ich euch ja bereits mitgeteilt, dass wir nach euer Schulerholung mit einem neuen Thema beginnen werden. Beim letzten ging es um Krieg und Frieden. Ich dachte mir, wir könnten jetzt mit den fünf Weltreligionen beginnen", teilt sie uns mit und die anderen in der Klasse stöhnen auf.
Ich aber finde es interessant, da ich bisher so gut wie nichts über Religionen weiss. Was eigentlich komisch ist, da ich ja sonst so viel weiss, aber da kommt mir der Gedanke, dass ich vielleicht früher sehr gläubig war und dass deshalb die Religion aus meinem Kopf gelöscht zu sein scheint. Denn dann wäre sie ja Teil meiner Vergangenheit gewesen...
Natürlich kenne ich die Grundgeschichten der Bibel, aber ich würde es auch interessant finden, etwas mehr zu wissen.
„Als erstes werden wir das Christentum durchnehmen. Ich werde euch immer am Anfang der Stunde eine Bibelgeschichte erzählen, über die ihr dann einen Aufsatz schreiben müsst, den ihr nach zwei Wochen abzugeben habt. Also immer bei der nächsten Stunde. Ich nehme an, ihr seid schon darüber informiert worden, dass ab jetzt der Unterricht bei mir nur noch alle zwei Wochen stattfindet", fragt sie und sieht in die Klasse.
Sind wir das? Ich weiss davon nichts, aber die anderen aus der Klasse nicken. Ich blicke mich um und zähle insgesamt zwanzig Schüler.
Miss Green beginnt zu erzählen: „Also, ich werde euch jetzt die christliche Version der Entstehung der Welt erzählen, also ich werde euch einen Text vorlesen, den ich im Internet gefunden habe. Denn der in der Bibel ist sehr lang und eintönig:
Der Erste Tag:
Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde; die Erde aber war wüst und wirr, Finsternis lag über der Urflut, und Gottes Geist schwebte über dem Wasser.
Gott sprach: Es werde Licht. Und es wurde Licht. Gott sah, dass das Licht gut war; Gott schied das Licht von der Finsternis, und Gott nannte das Licht Tag, und die Finsternis nannte er Nacht. Es wurde Abend, und es wurde Morgen: der erste Tag.
Der Zweite Tag:
Dann sprach Gott: Ein Gewölbe entstehe mitten im Wasser und scheide Wasser von Wasser. Gott machte also das Gewölbe und schied das Wasser unterhalb des Gewölbes vom Wasser oberhalb des Gewölbes. So geschah es, und Gott nannte das Gewölbe Himmel. Es wurde Abend, und es wurde Morgen: der zweite Tag.
Der Dritte Tag:
Dann sprach Gott: Das Wasser unterhalb des Himmels sammle sich an einem Ort, damit das Trockene sichtbar werde. So geschah es. Das Trockene nannte Gott Land, und das angesammelte Wasser nannte er Meer. Gott sah, dass es gut war. Dann sprach Gott: Das Land lasse junges Grün wachsen, alle Arten von Pflanzen, die Samen tragen, und von Bäumen, die auf der Erde Früchte bringen mit ihren Samen darin. So geschah es. Das Land brachte junges Grün hervor, alle Arten von Bäumen, die Früchte bringen mit ihrem Samen darin. Gott sah, dass es gut war. Es wurde Abend, und es wurde Morgen: der dritte Tag.
Der Vierte Tag:
Dann sprach Gott: Lichter sollen am Himmelsgewölbe sein, um Tag und Nacht zu scheiden. Sie sollen Zeichen sein und zur Bestimmung von Festzeiten, von Tagen und Jahren dienen; sie sollen Lichter am Himmelsgewölbe sein, die über die Erde hin leuchten. So geschah es. Gott machte die beiden großen Lichter, das größere, das über den Tag herrscht, das kleinere, das über die Nacht herrscht, auch die Sterne. Gott setzte die Lichter an das Himmelsgewölbe, damit sie über die Erde hin leuchten, über Tag und Nacht herrschen und das Licht von der Finsternis scheiden. Gott sah, dass es gut war. Es wurde Abend, und es wurde Morgen: der vierte Tag.
Der Fünfte Tag:
Dann sprach Gott: Das Wasser wimmle von lebendigen Wesen, und Vögel sollen über dem Land am Himmelsgewölbe dahinfliegen. Gott schuf alle Arten von großen Seetieren und anderen Lebewesen, von denen das Wasser wimmelt, und alle Arten von gefiederten Vögeln. Gott sah, dass es gut war. Gott segnete sie und sprach: Seid fruchtbar, und vermehret euch, und bevölkert das Wasser im Meer, und die Vögel sollen sich auf dem Land vermehren. Es wurde Abend, und es wurde Morgen: der fünfte Tag.
Der Sechste Tag:
Dann sprach Gott: Das Land bringe alle Arten von lebendigen Wesen hervor, von Vieh, von Kriechtieren und von Tieren des Feldes. So geschah es. Gott machte alle Arten von Tieren des Feldes, alle Arten von Vieh und alle Arten von Kriechtieren auf dem Erdboden. Gott sah, dass es gut war. Dann sprach Gott: Lasst uns den Menschen machen als unser Abbild, uns ähnlich. Sie sollen herrschen über die Fische des Meeres, über die Vögel des Himmels, über das Vieh, über die ganze Erde und über alle Kriechtiere auf dem Land. Gott schuf also den Menschen als sein Abbild; als Abbild Gottes schuf er ihn. Als Mann und Frau schuf er sie. Gott segnete sie und sprach zu ihnen: Seid fruchtbar, und vermehret euch, bevölkert die Erde, unterwerft sie euch, und herrscht über die Fische des Meeres, über die Vögel des Himmels und über alle Tiere, die sich auf dem Land regen. Dann sprach Gott: Hiermit übergebe ich euch alle Pflanzen auf der ganzen Erde, die Samen tragen, und alle Bäume mit samenhaltigen Früchten. Euch sollen sie zur Nahrung dienen. Allen Tieren des Feldes, allen Vögeln des Himmels und allem, was sich auf der Erde regt, was Lebensatem in sich hat, gebe ich alle grünen Pflanzen zur Nahrung. So geschah es. Gott sah alles an, was er gemacht hatte: Es war sehr gut. Es wurde Abend und es wurde Morgen: der sechste Tag.
Der Siebte Tag:
So wurden Himmel und Erde vollendet und ihr ganzes Gefüge. Am siebten Tag vollendete Gott das Werk, das er geschaffen hatte, und er ruhte am siebten Tag; nachdem er sein ganzes Werk vollbracht hatte. Und Gott segnete den siebten Tag und erklärte ihn für heilig; denn an ihm ruhte Gott, nachdem er das ganze Werk der Schöpfung vollendet hatte.
Wortwörtlich aus der Bibel zitiert heisst es:
Also wurden vollendet der Himmel und die Erde mit ihrem ganzen Heer. Und Gott vollendete am siebenten Tag sein Werk, das er gemacht hatte, und er ruhte am siebenten Tage von all seinem Werke, das er gemacht hatte. Und Gott segnete den siebenten Tag und heiligte ihn; denn an ihm hat Gott geruht von all seinem Werke, das er geschaffen und vollbracht hat.
Für die Christen ist dieser heilige Tag der Sonntag, für die Juden der Samstag. Diese Tage werden noch heute geehrt in beiden Religionen und bis heute arbeiten nur sehr wenige am Sonntag, denn der Sonntag ist für uns der Ruhetag", schliesst Miss Green, gerade als die Glocke des Schulhauses klingelt. Über den Lärm der Klingel hinweg schreit sie: „Bis zur nächsten Stunde schreibt ihr einen Aufsatz darüber, wie die Menschen geschaffen wurden, nach christlichem Gaube. Ihr schreibt bis zu dem Teil, wo Adam und Eva aus dem Paradies verbannt werden und beendet den Aufsatz mit eurer Meinung zu der ganzen Geschichte. Und nicht abschreiben!".Als ich am Abend des Tages ins Bett gehe, habe ich schon viele Schulstunden hinter mir, aber die Geschichte, die Miss Green uns erzählt hat, will mir einfach nicht aus dem Kopf gehen. Ich schlafe mit dem Gefühl eine, dass irgendetwas an dieser Geschichte nicht stimmt.
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Tanze im Feuer, das Wunder des Lebens
FantasyKlappentext „Ich will Blut." Ich weiche erschrocken ein paar Schritte zurück. „Gleich kommt der Teil, wo du mir erklärst, ich sei auf einer Vampirschule gelandet", sage ich und versuche meine Angst mit Spott zu übertönen. Er lacht leise und sagt: „M...