Ich starre zum Fenster hinaus. Katharina hat mich einfach in den Wagen gesetzt, sobald er da war. Kein einziges Wort der Verabschiedung. Dad habe ich gar nicht mehr gesehen. Ist das nicht nett? Da wird man von den Adoptiveltern in ein Internat abgeschoben und nicht mal richtig verabschiedet. Kein einziges Wort. Keine Erklärung. Nichts. Ich unterdrücke meine Wut und auch meine... naja auch die Tränen. Ihr müsst mich für eine totale Heulsuse halten. Bin ich aber nicht. Echt nicht. Manchmal mache ich mir nur zu grosse Hoffnungen, sehe Hoffnung wo keine ist. Hoffnung. Schon wieder dieses Wort. Was hat es damit nur auf sich? Zu viel Hoffnung kann definitiv auch schaden. Ich bin ein Paradebeispiel dafür. Das meine ich vollkommen ernst.
Die Landschaft zieht an mir vorbei. Kleine Dörfer, grosse Dörfer. Kleine Städte, grosse Städte. Und riesige Landschaftsflächen.
Es regnet. Wie passend. Genauso, wie meine Stimmung, sieht hier durch den Regen alles grau aus. Perfekt. Jetzt kann ich mich richtig mies fühlen. Alles stimmt. Das Wetter, meine Laune, die Laune der Menschen, die ich liebe... alles perfekt um sich mies zu fühlen, aber so richtig.
In den Ohren dröhnt ein Lied von Jonathan Clay. Heart on Fire. Ich konzentriere mich ganz auf den Text, auf die Musik. Um mich abzulenken. Vielleicht werde ich ja ein bisschen schlafen können. Vielleicht kann ich dieses blöde Internat ja vergessen. Nur für eine kurze Zeit sorgenlos sein. So wie ich es gestern noch war.„Wachen Sie auf, Miss. Wir sind angekommen".
Ich blinzele. Verstehe nicht ganz, wo ich bin. Dann fällt es mir ein. Sind wir schon da? Habe ich lange geschlafen?
Über mir ist das Gesicht des Fahrers. Seine Nase ist zwar etwas gross geraten aber er sieht ganz nett aus. Naja, abgesehen davon, dass er von Katharina bezahlt wird. Aber das hat ja nichtsmit dem Aussehen zu tun, sondern ist rein psychologisch aus Prinzip abstossend. Weil sie mich abgeschoben hat.
Ich nicke und schwinge die Beine aus dem Wagen. Klettere heraus. Und sehe zu ersten Mal mein, wohl-oder-übel-für-eine-weiss-ich-nicht-wie-lange-Zeit, Zuhause.
Es ist ein riesiges, uraltes Gebäude. Es sieht aus, wie eine Mischung aus einer Burg und einem Schloss. Eigentlich ganz hübsch. Mit einem riesigen Garten. Ich werde es hier wohl aushalten. Muss ich wohl. Ist ja nicht so, dass ich grosse Wahlmöglichkeiten hätte.
Ich stehe auf einem riesigen Pflastersteinplatz vor dem Gebäude und starre es an. Eigentlich, wenn ich ganz ehrlich zu mir bin, sieht es wunderschön aus. In so einem Gebäude würde jeder gerne wohnen.
Während der Fahrer mein Gepäck aus dem Wagen schleppt, kommt eine Frau auf mich zugeeilt.
Sie ist vielleicht Mitte vierzig, hat, straff zu einem Knoten zurückgebundene, mittelblonde Haare. Und makellose Kleidung. Ihre Augen sind in einem faszinierenden grau-blau. Beinahe hypnotisierend.
„Du bist sicher Miss Amelie of Harrowby. Ich werde dich gleich in dein Zimmer führen. Dein Gepäck wird im Verlaufe des Nachmittags ebenfalls hochgebracht", sagt sie bestimmt. Dann dreht sie sich um und geht zum Haus. Auch ohne dass sie es ausspricht ist klar, was ich tun muss. Ich folge ihr und muss mich beeilen, um mit ihr Schritt zu halten.
„Du musst wissen, wir vertrauen unseren Schülern und Schülerinnen. Das heisst, bei uns gibt es in den Zimmern keine Geschlechtertrennung, da wir wollen, dass alle gleich sind. Wir versuchen immer ein Junge und ein Mädchen in ein Zimmer einzuteilen. Allerdings... solltest du bei etwas Unschicklichem erwischt werden, so kriegst du eine Verwarnung. Beim Zweiten Mal fliegst du. Und zwar in hohem Bogen. Zu unschicklich gehört bei deinem Mitbewohner schon küssen. Das sind Regeln ab der ersten Verwarnung.", sie schaut mich prüfend an, „Dein Mitschüler heisst Theodor Mc Bunsey. Er wird erst in zwei, drei Tagen kommen. Und er wurde mehrfach verwarnt. Er hat Glück, dass er so gute Beziehungen zu hohen Leuten hat. Sonst hätte er sich schon längst verabschiedet". Sie schaut mich streng an.
Ich schaue genervt zurück. Mein Gott! Ich habe bis jetzt noch nie richtig etwas mit Gleichaltrigen gemacht und jetzt will mich diese Zicke gleich noch mit einem Jungen zusammen in ein Zimmer stecken! Und dann hat sie noch das Gefühl, ich will gleich in die Kiste mit ihm. Also wirklich!
Doch ich nicke nur du folge ihr weiter. Die Frau geht weiter und erzählt mir irgendwas über die Gebäude hier auf dem Gelände (Das schon mehrere Jahrhunderte alt ist, wie ich erfahre) und auch irgendwann dass sie mit Frau Direktorin Sullivan angesprochen werden möchte. Die Direktorin also... na schön. Sie führt mich sicher eine halbe Stunde durch das Gebäude. Ohne jemals langsamer zu werden. Diese Frau scheint wirklich nicht viel Zeit zu haben.
Dann bleibt sie vor einer Tür stehen drückt mir einen Stunden- und Geländeplan und einen Schlüssel in die Hand und eilt dann davon.
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Tanze im Feuer, das Wunder des Lebens
FantasíaKlappentext „Ich will Blut." Ich weiche erschrocken ein paar Schritte zurück. „Gleich kommt der Teil, wo du mir erklärst, ich sei auf einer Vampirschule gelandet", sage ich und versuche meine Angst mit Spott zu übertönen. Er lacht leise und sagt: „M...