Der nubische Prinz

1.4K 32 0
                                    

Meine Schicht im Club hatte vor 5 Minuten angefangen. Durch meinen Ex-Freund kam ich allerdings zu spät. Er war vor meiner Wohnung in Kreuzberg aufgetaucht. Mein Chef war genervt, aber er kannte meinen Ex-Freund und schaute über meine Verspätung hinweg. Schnell zog ich mich um und ging dann zur Bar. Der Club war groß und viele Leute waren um 23 Uhr da. Man ließ sich als Kellnerin einiges gefallen, brachte mehr Trinkgeld ein. Eine 6 Köpfige Gruppe von Kerlen fiel mir besonders auf. Sie bestellten oft und gaben gut Trinkgeld. Die Kerle sahen ziemlich gut aus. "Was gibts zu feiern?", fragte ich lächelnd und stellte das Tablett ab. "Die Karriere.", sagte einer. Der Kerl hatte ein markantes Gesicht, Bart, Glatze und wunderschöne strahlend blaue Augen. Seine Klamotten bestanden aus Nike Air Trainers, helle Jeans und weißes Basic T-Shirt. Unter seinem Shirt zeichnete sich ein Sixpack ab. "Na dann, ich steh zur Verfügung, wenn ihr noch mehr Alkohol braucht.", alle 6 nickten synchron.

Im weiteren Verlauf des Abends bestellten sie nichts mehr und irgendwann saß nur noch einer in deren Ecke. Er sah ziemlich mitgenommen aus und hing völlig besoffen auf dem Sofa. Als ich Feierabend hatte, lief ich beim heraus gehen noch mal an ihm vorbei. Für einen kleinen Moment blieb ich stehen und musterte ihn. Mein Gewissen packte mich und ich setzte mich zu ihm. Mit glasigen Augen sah er mich an, er war völlig drauf. "Wo sind denn deine Freunde?", langsam zuckte er mit den Schultern und legte seinen Kopf auf den Tisch. Ich hatte bisschen Angst. "Hey. Hey!", ich legte meine Hände auf seinen Rücken. "Ic-Ich muss-" "Komm her. Wir fahren mal nach Hause.", ich stand auf und versuchte ihn auf die Beine zu bekommen. "Hey, süßer. Wie heißt du?", er schaute mich an, legte seinen Arm um mich und versuchte aufzustehen, was ihm auch gelang. "Der nubische Prinz.", grinste er und fand sich selber richtig witzig. "Na komm, süßer, wir gehen dann mal raus.", mit ihm an meiner Seite, ging ich raus.

Er torkelte ein wenig, für seinen Zustand war es aber ziemlich gerade. "Weißt du noch, wo du wohnst?", fragte ich ihn, als wir endlich draußen waren. Vom Boden sah er zu mir hoch und starrte kurz. "Keine Ahnung.", klar reden konnte er auch noch. "Auf was für'n Trip bist du gerade?", er lehnte sich an die Wand hinter sich und atmete durch. "Keinen Plan.", ich war viel zu nett zu dem Fremden. Warum auch immer, aber der Typ hatte es geschafft. Ich fand ihn, selbst in diesem Zustand, ziemlich sympathisch und süß. "Gib mal dein Handy. Wen kann man anrufen?", sein Blick war göttlich, er war vollkommen verwirrt.

Der Kerl verstand mich nicht, deswegen tatschte ich seine Taschen ab. "Was tust du da, schöne Frau?", grinste er dreckig. Ich holte sein Handy aus der Tasche heraus. "Wen soll ich anrufen?", mit offenem Mund starrte er mich an. Ich klopfte ihm leicht an die Wange und schaute ihn erwartungsvoll an. "Sil-yan. Ruf ihn an.", mit seiner Hand fuhr er über seinen Kopf. "Hab meine Jacke noch drinnen.", der Typ wollte wieder rein gehen, schnell griff ich nach seinem Handgelenk und ließ ihn nicht gehen. "Ich arbeite hier, ich kann die morgen holen, bleib hier.", er ließ nach und stellte sich an die Wand. Die Chance wurde genutzt, sein Kumpel ging zum Glück ans Handy. "Man, Tarek, was möchtest du!?", sagte Sil-yan am Ende der anderen Leitung etwas genervt. "Sorry. Mein Name ist Jenn. Dein Kumpel Tarek saß alleine und voll drauf im Club. Könntest du ihn abholen?", ich hoffte auf einen korrekten Typen. "Klar. Wo seid ihr?", entgegnete er mir mit einem seufzen. "Vor dem Blurr, kennst du das? Da-" "Ja, kenn ich. 15 Minuten, und danke.",
Sil-yan schien nett zu sein. "Ok, auch dir danke."

Tarek erzählte mir sehr langsam, dass er eine Band hatte und diese Band Rap machte. Diese Rap-Band heißt seiner Erklärung nach, K.I.Z. Die Typen kannte man, gerade wenn man in Berlin Kreuzberg wohnt, Mitte 20 und jünger ist und seit langer Zeit in diesem Loch lebte. Fan war ich nie wirklich, gut waren sie, ohne Frage, nur waren sie nicht in meiner Standart-Playlist. Ein Typ kam dann auf uns zu. "Sil-yan!", rief Tarek und stolperte nach vorne. Das war also Sil-yan. Er sah gut aus, war gut trainiert. Sil-yan legte seinen Arm um Tarek und hielt ihn fest, Tarek laberte ihn voll. Ich wandte meinen Blick ab und wollte gehen, doch jemand schnappte sich mein Handgelenk. Erschrocken drehte ich mich um und schaute mitten in Tarek's Gesicht. Der Kerl schwieg und starrte mir in die Augen, weshalb ich lachen musste. "Was möchtest du?", ich senkte meinen Blick. Er stand nah an mir dran, machte auch keine Anstalten, etwas Abstand zu schaffen. "Bedräng' sie nicht so.", meinte Sil-yan von hinten, ich hob leicht meine Hand. "Ist schon gut.", mein Blick traf Sil-yan's. Tarek hielt mir seine Hand hin, verwirrt musterte ich ihn. "Gib mal dein Handy.", wie konnte er in seinem Zustand noch so reagieren und handeln? Ich händigte ihm dann aber mein Handy aus. "Schreib mir, wegen der Jacke.", ich nickte und steckte mein Handy wieder weg.

"Soll ich dich mitnehmen?", Sil-yan sah besorgt aus. "Wie heißt du eigentlich?", fragte Tarek, der an der Wand lehnte. "Jenn. Und ich muss nicht weit, 10 minuten Fußweg, aber danke.", ich ging einen Schritt nach hinten. "Wir sind in Kreuzberg, du-" "Ich hab hier meine Jugend verbracht, mir passiert nichts. Ich muss jetzt auch, will wenigstens noch ne Stunde schlaf bekommen.", ich schenkte Tarek ein leichtest lächeln, drehte mich um und ging. Auf dem Weg zu meiner Wohnung schaute ich auf Whatsapp. Tarek hatte sich von meinem Handy aus eine Nachricht geschrieben, damit er meine Nummer hatte.

Alles Begann Im ClubWo Geschichten leben. Entdecke jetzt