Babybrei

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Seine Stimme gab mir eine Gänsehaut. Panisch sah ich mich nach ihm um, ging ins Wohnzimmer. Niemand war da, ich hatte mir nur vorgestellt, dass er meinen Namen sagt. Als es klingelte, erschrack ich mich. Durch den Spion konnte ich einen nervösen Maxim sehen. Ich machte ihm auf und ging in die Küche. "Hunger?", er hielt eine Tüte hoch. "Nicht wirklich. Trinken?", ich hielt Bier hoch, er nickte. Maxim stellte die Tüte ab und musterte mich. "Warum guckst du so?", fragte ich ihn und hievte mich auf die Küchenplatte. "Weil ich mir Sorgen mache. Du spielst mit dem Gedanken diesem Typen zu schreiben, stimmt?", ich nickte. Maxim packte das Essen aus. "Es hat heute schon geholfen, dass er dich gesehen hat.", ich stellte die Bierflaschen ab. "Er hat seinen Blick nicht von mir gewandt. Es war komisch.", ich aß meine Currywurst, schob Maxim die Pommes rüber und machte eine Zigarette an. "Lea hat geschrieben, dass du nicht auf ihre Nachrichten und Anrufe antwortest." "Mein Handy ist auf stumm und ich möchte nicht drauf gucken.", er nickte und trank von seinem Bier. Wir redeten über belanglose Dinge, die in meiner Situation gar nicht Thema sein sollten. Es herrschte stille, also der perfekte Zeitpunkt, das Thema zu ändern. "Soll ich ein Komma oder ein Punkt setzen?", Maxim wusste nicht genau, was er antworten sollte. "Das musst du für dich entscheiden.", ich ließ Maxim kurz alleine und holte mein Handy aus dem Schlafzimmer. "Was hast du vor?", neugierig sah er mich an. "Tua schreiben. Irgendwas is mit ihm.", Maxim fand seine Bierflasche auf einmal sehr interessant. "Was weißt du?", er wollte nicht mit der Sprache raus rücken. Die Nachrichten von Lea, Max und Gzuz ignorierte ich, wollte nur Tua schreiben, der sogar online war:
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Jenn: Hey Großer, was ist los? Ich hab die ganze Zeit schon so'n kack Gefühl.
Tua: Iara und ich haben auch 'ne Pause. Sie telefoniert und schreibt mit ihrem Ex. Ich hab vergessen, sie vom Bahnhof abzuholen, deswegen war sie sauer und wir haben uns gestritten. Ich muss nachdenken.
Jenn: Beziehungspausen Squad.
Tua: Ganz schön trauriger Squad. Kannst übrigens gerne vorbei kommen.
Jenn: Maxim ist gerade da. Danach bestimmt.
Tua: Na dann.
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Maxim sieht mich an, weiß was ich denke. "Ich sollte sowieso gehen.", ich wollte ihn nicht verjagen sagte aber nichts. "Kannst du mir was versprechen?", fragte ich, als wir an der Tür standen. "Behandel Lea gut. Lüge sie nicht an und nutz' sie nicht aus. Wenn du ihr wehtust, bekommst du es nicht nur mit mir zutun, denn sie musste schon zu viel scheiße durchleben.", sein Blick war so ernst, wie nie zuvor. "Ich mag sie. Mal sehen was kommt, ich versuch mein Bestes.", ich umarmte ihn, küsste seine Wange und ließ ihn wieder los. "Fahr du zu Tua. Ihr seid in der gleichen Situation.", ich nickte und schloss die Tür wieder hinter ihm. Ich schnappte meinen Schlüsselbund, Blunts und Alk und fuhr zu Tua. "Ja?", Tua wirkte genervt. "Hey. Ich bin's.", sagte ich sanft, gleich darauf summte es und ich konnte hoch. Ich lehnte meinen Kopf an Tua's Brust, schlang meine Arme um seine Taille und verharrte so. Tua war überrumpelt, umarmte mich dann aber zurück. "Wie geht's dir?", doofe Frage. "Scheiße.", antwortete ich. Meine Mitbringsel platzierte ich auf den Tisch. "Was baust du?", sein Programm für die Beats war auf. "Grundideen ausbauen.", er setzte sich wieder. "Blunt?", bot ich ihm an. "Gerne.", ich machte einen an, zog daran und gab ihn an Tua weiter. Ich setzte mich im Schneidersitz auf das kleine Sofa neben dem Schreibtisch. "Was waren deine Gedanken heute?", fragte Tua und atmete den Rauch aus. "Komma oder Punkt setzten?", sein Blick war nachdenklich. "Tarek ist ein sehr guter Freund, aber sein Fremdenverkehr geht gar nicht.", Tua holte mir ein Glas für meinen Whisky. "Bei den beiden Typen vor Tarek, hätte ich das sofort beendet. Bei Tarek ist das etwas schwerer, denn ich bin viel zu vernarrt in ihn.", mein Handy vibrierte kurz neben mir. Mir blieb fast die Luft weg, als ich sah, von wem die Nachricht war. "Tarek?", ich nickte. "Ich weiß gar nicht, wie ich anfangen soll. Ich weiß, dass ich dich liebe und nicht ohne dich leben möchte. Es ist behindert, das über Whatsapp zu machen, sorry. Ich glaube, wir sollten für 'ne bestimmte Zeit unsere Beziehung beenden.", ich las seine Nachricht vor. "Wir haben aktuell sowieso keine Beziehung. Pausen können nicht funktionieren, es animiert zum Fremdverkehr, wie bei dir. Denk darüber nach, ob du die Beziehung noch weiter führen kannst, dann können wir über einen neuen Start nachdenken.", als Tua dies abnickte, schickte ich es ab. Tarek machte das nur, da er ein schlechtes Gewissen hatte und Fremdgehen dann nicht mehr als solches bezeichnet werden konnte. "Wenn meine Jungs das hören, ist Tarek Babybrei.", Tua entfuhr ein leichtes Lachen. Da ich kaum was gegessen hatte, haute das Gras und der Whisky schnell rein. Tua stand nach einigen Blunts auch neben sich. Ich schrieb in meinem Suff Andi Wolff an:
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Jenn: Wann bist du in Berlin? Lief nicht so gut mit Tarek.
Andi: Du willst 'ne Bettgeschichte.
Jenn: Richtig. Ist ok wenn nicht.
Andi: Bin am Mittwoch für eine Nacht da.
Jenn: Also sieht man sich?
Andi: Klar.
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Lea würde mich töten, wenn sie davon wusste. Während Tua kochte, zeichnete ich etwas mit Kulli auf Drucker Papier. Vollkommen vertieft in meine Zeichnung und Gedanken, merkte ich nicht, wie die Zeit verging. Tua tickte mich an und stellte einen Teller vor mir ab, er hatte eine Pilzpfanne gemacht, die super lecker aussah. "Wer ist das?", fragte Tua und sah neugierig auf das Blatt. "Andi Wolff.", ich war selber verwirrt, denn ich hatte nicht gemerkt, dass Andi mich vom Papier aus anlachte. "Schöner Mann.", da musste ich ihm recht geben. Die Pilze waren sehr lecker. Tua und ich redeten nochmal über seine Beziehung mit Iara und über meine Situation, bevor wir aneinander gekuschelt auf dem Sofa einschliefen.

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