Allein

309 10 5
                                    

Wir liefen alle noch ein ziemlich weites Stück, ließen uns dann aber auf eine Wiese nieder. Einige zogen ihre Sachen schon wieder an, für mich war das allerdings so viel Adrenalin, dass ich alles erst verarbeiten musste. "Alles klar?", Maxim ließ sich breit grinsend neben mir nieder. "Ich hab meine kriminelle Ader auf jeden Fall verdrängt gehabt.", grinste ich. "Und Sport.", neckte er mich. "Ich hab Sex, das verbrennt genug.", wir grinsten. "Same.", er verlangte einen High-Five, den ich ihm auch gab. Dann zog ich mich wieder an, meinen Pulli gab ich Sabrina, sie hatte ihr Shirt beim Schwimmbad vergessen. "Den brauch ich aber wieder, ist Tarek's.", sie nickte dankbar und ging zu Lea und Jonas rüber. "Red mal Französisch, wie in 'Tanz'.", forderte ich Maxim auf. "Verstehst du Französisch?", ich lachte und schüttelte meinen Kopf. "Ich war immer ein Latein Mensch.", er sagte einige Sätze uns wurde heftig von mir ausgelacht. Er fühlte sich verarscht und wollte aufstehen. "Nein! Sorry!", ich versuchte mich zusammen zu reißen. "Ok. Fick dich. Andere sind über meine Skills erstaunt und du lachst mich so ekelhaft aus.", er war wirklich beleidigt. "Aww. Tut mir leid.", sagte ich und legte meinen Kopf etwas schief. "Das klingt für mich wie besoffenes Geblaber.", er hatte den Kaffee auf und ging weg, ich ließ ihn einfach gehen.

Ich suchte Tarek und ging dann zu ihm. Mir wurde in dem T-Shirt ziemlich kalt. "Mir ist kalt.", flüsterte ich, während ich mich an ihn lehnte. Tarek redete weiter mit Marten und Alex, während auch er seine Arme wärmend um mich legte, was auch niemanden störte. "Ich glaube wir sollten so langsam nach Hause.", Tua kam dazu. "Baby, wo ist der Pulli?", fragte Tarek verwirrt. "Bini. Sie hat ihr Shirt so schnell nicht schnappen können.", ich schaute nicht hoch, drückte ihn näher an mich. "Marten, wo pennst du?", er war genau in meiner Blickrichtung. "Ich hol mir gleich ein Hotel oderso.", er zuckte mit den Schultern. "Du kannst locker bei mir pennen.", bot ich an, wogegen Tarek protestierte. "Du kannst bei mir in Lichtenberg pennen.", sagte Tua dann, Marten nahm das dankend an. Jeder stieg in seine U-Bahn ein. Ich verabschiedete mich von meinen Schulfreunden und ging zu den Jungs...

Tarek weckte mich sanft. Nach Ewigkeiten schaute ich mal wieder auf mein Handy. Ich hatte ein Video von Gzuz bekommen, in dem sie mir alle zum Geburtstag gratulierten, sie konnten nicht kommen. Dann telefonierte ich kurz mit meiner Mutter, erzählte ihr dann auch noch vom Vorfall mit Dad. "Kommst du mit zum Bunker?", Tarek küsste meinen Hals. "Nein, ich möchte nur im Bett liegen bleiben.", schmollte ich, Tarek sah besorgt aus. "Ist heute einfach nicht der Tag.", er nickte. "Ich bring deine Geschenke auch endlich mal mit.", ich schaute vom Handy auf. Er setzte sich hinter mich und umarmte mich. "Ich kann hier bleiben.", bot Tarek an, seine Stimme sanft und beruhigend. "Nein, bitte. Wenn die anderen da sind, fahr hin und hab Spaß, ok?", ich küsste ihn innig. Tarek fuhr zum Bunker, ich versuchte mich zusammen zu reißen. Mein Leben war super, es lief alles besser als ich es jemals erwartet hatte, doch das änderte nichts an meinen Angstzuständen und Depressionen, die waren dadurch nicht wie weggepustet.

In dem Moment, in dem ich ganz alleine in meiner Wohnung, auf meinem Bett saß und gegen die Wand starrte, passierte etwas. Alles negative erschlug mich. Der Stress. Die Angst. Die Verlustängste. Die Trennung von meinen Eltern und von Fabian. Die Stimmen, die mir sagten ich sei nichts Wert. Der Druck, als Fotografin keine Fehler zu machen. Wie in Trance griff ich in die untere Schublade meines Nachtschränkchen und hielt die Tablettenleiste in meiner Hand. Mein Kopf war leer, ich fühlte kaum etwas, wollte einfach für immer schlafen. Die Tabletten waren schnell aus der Packung gepresst, der Whisky, den ich zum Schwimmbad und mit nach Hause genommen hatte, stand noch immer neben meinem Bett. Ohne an Tarek oder meine Mutter zu denken, schob ich die Tabletten in meinen Mund und trank den Whisky hinterher. Kurz danach war ich weg. Seine Stimme schrie meinen Namen, es klang grauenvoll und voller Schmerz. Mir fiel es schwer, die Augen zu öffenen, ich war wie gelähmt. Tarek weckte mich aus meiner Trance und mir wurde klar, was passiert war. Lange war ich nicht wieder bei Bewusstsein, es war alles schwarz.

Im Krankenhaus wachte ich wieder auf, Tarek saß direkt vor meinem Bett und sah mich an. Ich hatte Angst, da das, was ich getan hatte, nicht ok war. "Ta-", sein Kopfschütteln unterbrach mich. "Ich versteh das. Nur weil du mit mir zusammen bist und alles so gut läuft, gehen deine Krankheiten nicht weg, meine ja auch nicht. Ich liebe dich..", seine Augen tränten, seine Hände ineinander verschränkt vor dem Mund. Ich fing bei seinem Anblick an zu weinen. "Tarek. Ich liebe dich. Bitte verlass mich nicht.", schluchzte ich leise. Tarek rutschte rüber zum Kopfteil des Bettes. "Könnte ich nicht.", mit seiner Hand wischte Tarek mir die Tränen weg. "Ich hab keinem bescheid gegeben. Das könnte unter uns bleiben.", informierte er mich, während seine Hand, meine fand. "Die wollen dir einen Psychologen zuweisen, da du nicht in Behandlung bist.", erzählte er weiter. "Das wird nicht passieren. Außerdem hab ich einen Psychologen.", der Arzt kam herein, wir sahen ihn an. "Frau Haines, sie hatten echt Glück.", als ob ich das nicht selber wüsste. "Ich bin gesetzlich verpflichtet, ihnen einen Psychologen zuzuweisen. Ihr Arzt ist jedoch im Urlaub, deswegen hab ich einen jungen Psychologen her bestellt, der gleich da sein müsste. Ich empfehle ihnen, sich mit ihm unter vier Augen zu unterhalten.", während er den Satz beendete, klopfte es auch schon und ein Kerl trat hinein. Seine Zelda Cap saß etwas schief auf seinem Kopf, seine Arme waren mit Tattoos verziert, seine Anime angehauchte Umhängetasche, hob er über seinen Kopf und sein anderer Arm hielt ein Longboard mit Keu-Muster fest. "Hallo Florian.", atmete ich aus...

Alles Begann Im ClubWo Geschichten leben. Entdecke jetzt