Akt 6

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Die Tür zu meinem Zimmer wurde aufgestoßen und ein grimmig blickender Vlad trat ein.
Instinktiv zog ich mir die Decke über den Kopf, so nach dem Motto 'wenn ich ihn nicht sehe, dann sieht er mich auch nicht'.
Hört sich vielleicht kindisch an, aber er war im Moment die letzte Person, die ich sehen wollte.

Ein schnauben ertönte, dann riss er mir ohne Rücksicht zu nehmen die Decke vom Kopf.

»Was soll das werden, wenn es fertig ist?«

Kam es seinerseits, wobei er fragend die Augenbrauen hob und mich erwartungsvoll ansah.

»Ich bereite mich auf eine Zombieapokalypse vor.«

»Indem du dich unter der Decke verkriechst?«

»Dann sieht man mich im Winter nicht.«

»Es ist Herbst.«

Ich zuckte mit den Schultern

»Präventionsmaßnahmen.«

Ein flüchtiges Lächeln stahl sich auf sein Gesicht, welches aber genauso schnell verflog wie es gekommen war.

»Willst du hier raus?«

Er verschränkte bei dieser Frage die Arme und lehnte sich mir gegenüber an die Wand, während er auf meine Antwort wartete.

Ich beäugte ihn skeptisch.

»Fragt derjenige, der mich fast getötet hatte?«

Er zuckte nur gleichgültig mit den Schultern.

»Du hattest gesagt, dass du mein Blut nicht willst, hast es aber dennoch getrunken. Jetzt kannst du dir selbst zusammenreimen, wie unglaubwürdig deine Frage eigentlich ist.«

»Du hattest es nicht anders gewollt.«

»ICH hatte es nicht anders gewollt?«

Zornig funkelte ich ihn an.

»Du hälst mich hier fest und bisher lief alles nur nach deiner Nase! Ich habe dich auch nie gebeten, mir zu helfen, geschweige denn dir mein Blut angeboten!«

Sein Gesichtsausdruck verfinsterte sich immer mehr, mit jedem Wort dass ich sagte.

Wir beide schwiegen nun.
Ich starrte ihn weiter wütend an, während er in seine ganz eigenen Gedanken abgedriftet zu sein schien.

Er öffnete den Mund, schloss ihn aber sofort wieder.
Wohl fechtete er momentan einen Kampf mit sich selbst aus, wobei Ich in weite ferne gerückt und es anscheinend nicht mehr wert war, auch nur ein Fünkchen Aufmerksamkeit zu bekommen.

»Du wolltest leben.«

Sprach er schließlich und seine Augen fanden wieder die meinen.
In ihnen spiegelte sich purer Ernst wieder, gemischt mit etwas anderem, was ich allerdings nicht deuten konnte.

Etwas planlos erwiderte ich seinen Blick.
Er hatte Recht, auch wenn ich es nicht aussprechen konnte.

Er schloss leise seufzend die Augen.

»Ich lasse dich gehen, halte dich aber demnächst von dunklen und oder einsamen Orten fern.«

Dann wandte er mir den Rücken zu und trat zur Tür heran.

Warte, er ging einfach?
Das war's?

Ich holte tief Luft und bevor er komplett aus meinem Blickfeld verschwunden war, rief ich seinen Namen.

Warum ich das tat, war mir bis dato noch nicht ganz klar gewesen, aber irgendwie wollte ich nicht, dass er so einfach ging.

Er hielt an und Erleichterung machte sich für einen kurzen Moment in mir breit, bis ich realisierte, dass ich jetzt etwas sagen musste.

Mist, so weit hatte ich noch gar nicht gedacht.

Er sah über die Schulter zurück zu mir.
Sein Blick legte sich abwartend auf mich und für einen kurzen Moment sah ich Neugierde in seinen Augen aufblitzen.

»A-also, ehm . . .«

Stotterte ich, unwissend darüber, was ich sagen sollte.
Komm schon, lass dir auf die Schnelle etwas einfallen, Mia!

Ich atmete tief aus bevor ich wieder zum sprechen ansetzte.

»W-welche Sorte hast du denn am liebsten?«

Ok, dafür hätte ich mich Ohrfeigen können.

Ich spielte nervös am Saum meines Shirts herum und wartete auf irgendeine Reaktion seinerseits.
Hiermit war es offiziell, ich hatte komplett den Verstand verloren.

Ein amüsiertes Lächeln legte sich auf seine Lippen.

»Jaboulet la Chapelle Rouge.«

Ich blickte verwirrt auf.

»Wenn du das auftreiben kannst, wäre das super.«

Etwas aus der Bahn geworfen legte ich den Kopf zur Seite.

»Ist das Wein?«

Auf meine Frage nickte er bestätigend.

»Sobald du diesen Raum verlässt und nach links abbiegst, landest du in der Nähe des Dorfes.«

Fügte er noch hinzu, dann schloss er die Tür hinter sich und ließ mich mit meinen Gedanken alleine.

Letztendlich kam es doch dazu, dass ich für ihn Lieferjunge spielen konnte.
Na, ganz toll, Mia.

Ich seufzte, aber nicht bedingt abgeneigt von dieser Situation, sondern weil ich strikt überfordert war.

Ich kannte das Dorf wie meine Westentasche, ich war ja auch dort aufgewachsen.
Aber nicht ein mal habe ich von so einem Getränk gehört.

Mit etwas Glück hätte man beim Kiosk ein billiges Bier abstauben können, aber das war es auch wieder.

Ich war zwar kein Experte, aber der Name klang viel zu verdächtig nach Französisch.

Frankreich!

Das ist Hundert von Kilometern von hier entfernt und selbst die Hinreise würde ein Vermögen kosten.

Ich schluckte.

Na ja, überlegen konnte ich mir das auch sobald ich hier raus war, nicht wahr?

Also schlüpfte ich wieder in meine Turnschuhe und trat etwas nervös an die Tür heran.

Ok, irgendwie kam mir diese Situation lächerlich bekannt vor.

Ich verließ das Zimmer.

Kaum hatte ich einen Fuß in den Gang gesetzt, starrten mir zwei glühend rote Augen entgegen, die mich erschrocken zusammenzucken ließen.

Das war nicht Vlad.

Der etwas ältere Herr trat aus dem Schatten; mit einer Hand hielt er ein Tablett, auf dem drei goldene und ziemlich alt wirkende Münzen lagen.

Sein Blick war fordernd und kühl.

Als ich mich immer noch nicht rührte, räusperte er sich und hielt mir die Münzen hin.

»Für den Wein und ihre Dienste.«

Sprach er in einem dunklen Tonfall, der mir eine Gänsehaut bereitete.

Schließlich griff ich danach, eine andere Wahl schien ich auch nicht zu haben.
Sobald ich das Geld in Händen hielt, verbeugte er sich leicht und ging ohne ein weiteres Wort.

Komischer alter Kauz.

Ich schüttelte darüber nur den Kopf, ließ die Münzen in meiner Hosentasche verschwinden und folgte Vlads Beschreibung von vorhin.

Nun legte ich meine Hand auf den besagten Türknauf und drückte ihn gefährlich langsam hinunter.

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Wurde vielleicht mal Zeit, dass ich mich melde~

Na ja, jedenfalls danke dass ihr reingelesen & gevotet habt.

*schlecht sein in Danksagungen*

Das nächste Kapitel wird dann aus Vlads Sicht sein, einfach wegen diesem Text hier und weil Baum.

Vladi-chaaaan~






Rotwein und MondblumenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt