Akt 28

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Vergangenheit
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»Tief, sehr tief von Wald umrandet, liegt ein Sumpf der Verschwommenen.«

Die Kinder rutschten zusammen, Wange an Wange gepresst lauschten sie der Erzählung ihrer großen Schwester.

»Da lebte ein Sumpfmonster, einsam und allein.«

Sie räusperte sich.

»Also lebte . . ., nein, übersprang er jeden Tag, monoton und langweilig, ohne einer Änderung in Sicht.«

Ein Kürbis, Jack, brachte ihnen ein paar Törtchen und stellte diese auf den bereits gedeckten Tisch.
Die jung aussehende Hexe nickte ihm dankbar zu und wandte sich wieder an die Kinder.

»Eines Tages jedoch, welcher nicht so anders schien wie die vorherigen, verirrte sich jemand in seinem Heim. Was glaubt ihr, wer könnte das gewesen sein?«

»Ein Junge!«
»Ein Mädchen?«

Riefen die beiden durcheinander.
Der rothaarige von den beiden kaute dabei auf einem Erdbeertörtchen herum, weshalb ihm ein paar Krümel beim Sprechen aus dem Mund fielen.

»Vladislav, während dem essen wird nicht gesprochen!«

Ermahnte die Hexe namens Blaire ihren Schützling sanft, aber bestimmt.

»Jaaaa . . .«

Er biss noch einmal von seinem Törtchen ab, wobei kurz seine spitzen Reißzähne aufblitzten.

»Hmpf, jedenfalls: es war ein kleiner brauner Bär, welcher von seiner Mutter getrennt worden war.«

Das Mädchen meldete sich und wartete kurz, bis Blaire ihr die Erlaubnis zu sprechen erteilen würde.

»Wieso ein Bär?«

»Wieso denn nicht?«

Sie senkte unsicher den Arm.

»Wahrlich . . .«

»Nun, in den Schatten versteckt sprach das Monster den kleinen Bären an:
'Was suchst du kleiner Ours in meinem Heim?'. Der Bär drehte seinen Kopf in die Richtung, aus welcher er die Stimme der Fremden vernommen hatte. 'Ich habe mich verlaufen, meine Mutter suche ich, hast du sie gesehen?'. Ein rascheln war zu hören, als das Monster seinen Kopf schüttelte 'Nein, du bist der einzige hier mit mir.'«

Vlad sprang runter von seinem Stuhl, aber nicht ohne sich vorher noch ein Törtchen genommen zu haben.

»Nya, das ist doch öde.«

Darauf kassierte er einen bösen Blick von dem Mädchen.

»Einfach so abzuhauen gehört sich nicht, Ikiyoyo!«

Vlad schüttelte den Kopf.

»Genausowenig wie ein Kampf gegen einen Waschbären, weil man seine Aggressionen nicht im Griff hat?«

Sie verschränkte die Arme und machte sich ganz klein, teilweise weil sie beleidigt war und teilweise eingeschüchtert, weil Sie Blaire nichts von dieser Geschichte erzählt hatte.

Blaire jedoch, ja, sie ging nicht weiter darauf ein, sondern wartete ab, bis Vlad die Hütte verlassen hatte, um sich wieder dem Mädchen zuzuwenden.

»Und weißt du, wie es weiter ging?«

Sichtlich irritiert schüttelte sie den Kopf, da sie sich auf eine mögliche Predigt über Vernunft eingestellt hatte.

Rotwein und MondblumenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt