Akt 8

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Mia's POV:

Ich schloss die Augen und genoss einfach nur diesen Moment.

Nils war, abgesehen von ein paar Katzen, mein einziger Freund, was teilweise an meinen Eltern lag.
Er hörte mir zu, tröstete mich, wenn ich es nötig hatte und wir haben auch immer sehr viel Spaß zusammen, egal ob wir einfach nur redeten oder etwas zusammen unternahmen.

Ich mochte ihn, weil Nils eben Nils war, trotz seiner hin und wieder selbstverliebten Kommentare.

Wie wir uns kennen gelernt haben, war für andere eigentlich nichts besonderes, aber ich empfand diesen Moment damals fast schon als magisch.

Ich hatte mich mal wieder mit meinen Eltern gestritten und bin dann aus Frustration heraus blindlings in den Wald gerannt.

Dort bin ich ein wenig herum geirrt und habe mich schließlich verlaufen.
Verzweifelt hatte ich mich an eine große, alte Eiche gelehnt, die Beine nah an mich heran gezogen, die Arme darum geschlungen und meinen Kopf vergraben, damit man nicht sehen konnte wie ich weinte.

Ich empfand es schon immer als unangenehm, wenn mich irgendjemand oder irgendwas dabei beobachtete, wie ich weinte.
Bis heute hat sich das nicht geändert, nur dass ich jetzt nicht mehr so oft weinte.

Er hatte meine Schulter an getippt und als ich den Kopf hob, hatte er mir kleine, rosafarbene Blümchen hingehalten und aufmunternd gelächelt.

»Hier, für dich.«

Hatte er gesagt.
Dann rauschte der Wind durch die Blätter der Eiche, welche teilweise auf uns hernieder gesegelt sind.

Ihr könnt sagen was ihr wollt, aber das war so ziemlich der beste Moment meines Lebens.

»Was soll ich jetzt machen?«

Flüsterte ich gegen den Saum seines Shirts, aber ich wusste genau, dass er mich hören konnte.

»Hmmm . . . «

Er strich mir mit einer Hand sanft über den Kopf.

»Warum machst du nicht deinen eigenen?«

Schlug er schließlich vor, wobei unsere Blicke sich trafen.

»Ich hab doch keine Ahnung, wie man Wein macht.«

»Ich schon. Es ist ganz einfach.«

Er ließ mich los und stand auf, um zu einem kleinen Schrank hinzugehen und darin herum zu wühlen.

Ich beobachtete ihn einfach, eine andere Option hatte ich im Moment nicht wirklich.

»Hmm . . . , ah, hier ist es ja.«

Er hob einen kleinen Korb heraus und trug ihn zur Theke.

Ein knapper Blick hinein verriet mir, dass es sich um Waldbeeren handelte.

»Die werden wir benutzen.«

Ich sah ungläubig zu ihm hoch.

»Und wie . . .?«

Er unterbrach mich jäh mit einer einfachen Handbewegung.

»Um Wein herzustellen, lässt man beispielsweise Trauben gären. Ich habe zwar noch nie Wein hergestellt, aber ein erstes mal gab es bekanntlich ja immer.«

Er zwinkerte mir verschwörerisch zu, was mir ein schmunzeln entlockte.

»Wo du Recht hast.«

Ich erhob mich nun ebenfalls und sah abwartend zu ihm.

»Gut, zuerst müssen wir die Beeren zu einer Art Saft pressen.«

»Hast du zufällig 'ne Saftpresse?«

Rotwein und MondblumenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt