Akt 9

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Ich machte mir noch nicht mal die Mühe, wieder meine Schuhe anzuziehen, sondern rannte einfach Nils hinterher in die Hütte.

Wenn er dachte dass er so leicht damit davon kommt, dann hat er sich geschnitten.

Ich riss die Tür auf und sah mich hektisch nach ihm um, aber er war nirgends zu sehen.

Vorsichtig trat ich ein, das alte Holz knarrte bei jedem Schritt den ich darauf tat leise auf.

Mein Blick fiel auf den Korb, der auf der Theke stand.

Sofort blieb ich stehen und spannte mich an.
Er war ganz sicher hier gewesen.

Bei jedem noch so kleinen Geräusch zuckte ich ungewollt zusammen, diese Stille war einfach nicht normal, viel zu verdächtig.

Unbewusst hielt ich die Luft an und spürte kurz darauf einen stechenden Blick, als würde mich jemand ganz genau beobachten.

Mir wurde mulmig zumute, meine Wut wich dem Gefühl des Unbehagens und dass ich von etwas . . . gefährlichem beobachtet wurde, ließ mich nicht besser fühlen.

Ich machte langsam einen kleinen Schritt auf die Theke zu.

»Nils? Wo bist du . . . ?«

Trotz meinem Versuch, meine Stimme fest klingen zu lassen, konnte ich ein zittern nicht ganz unterdrücken.

»Nils . . . ?«

Etwas knarzte, und es kam keineswegs vom alten Holzboden.

Es war hinter mir.

Über mir.

Mein Blick schnellte zur Decke, jedoch etwas zu spät denn nun wurde ich von etwas zu Boden gerissen.

Ich schrie teils überrascht, teils ängstlich auf.

Und dann blickte ich in die braunen Augen von Nils, der mich grinsend ansah.

Er hielt meine Hände mit seinen am Boden, selbst saß er auf mir drauf und verhinderte mit seinem Gewicht, dass ich mich aufrichten konnte.

»Na, haben wir uns erschreckt?«

Fragte er frech, aber sein zuvor noch strahlender Gesichtsausdruck wich immer mehr der Unsicherheit, als er mich etwas besorgt musterte.

»Mia . . . ?«

Ich zitterte wie ein verängstigtes Tier.
Was ich ebenfalls nicht bemerkte war, dass mir Tränen die Wangen runter liefen, und das bis zu dem Moment in dem Nils sie mit einer Hand wegzuwischen versuchte.

»Was ist los?«

Fragte er sanft und strich mir tröstend über die Wange.
So, als würde ich zerbrechen, wenn er nicht vorsichtig wäre.

Ich schloss erschöpft die Augen und versuchte, meinen Herzschlag wieder zu beruhigen.

»Entschuldige, das wollte ich nicht . . .«

Sein Blick traf mich wie eine Wucht, als ich meine Augen aufschlug.
Es lag so viel Reue und Besorgnis in seinen Augen, sodass es ein schmerzhaftes ziehen in meiner Brustgegend verursachte.

»E-es ist, okay . . .«

Brachte ich etwas gebrochen hervor und zwang mir dabei ein leichtes Lächeln ab.

Er schien mir nicht so recht zu glauben, ging jedoch von mir runter und half mir, mich aufzusetzen.
Dabei ließ er mich nicht einen Moment aus den Augen.

Ich nickte ihm dankbar zu.
Dass er mein Verhalten nicht hinterfragte, rechnete ich ihm im Moment sehr hoch an.

Ich wischte mir noch die letzten Tränen aus den Augenwinkeln.

Rotwein und MondblumenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt