Akt 21

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»Er ist wohl des Wahnsinns.«

Die Arme hinter dem Rücken verschränkt ging sie nachdenklich durch den Saal.

»Uns den Krieg erklären? Aus diesem gar trivialen Grund?«

Der Blonde schüttelte den Kopf.

»Er gab an, dass das übertreten der Grenzen ein gravierender Fehler und Grund für diese Entscheidung ist.«

Sie fasste sich seufzend an die Stirn und murmelte Worte vor sich hin, welche ich nicht verstand.

»Dies vorerst beiseite, wie geht es Lupin?«

Erkundigte sie sich und blieb dafür sogar extra stehen, um Milka, so nenne ich den Blonden mal, anschauen zu können.

Er senkte bedrückt das Haupt.

»Nun, es ist so . . .«

Begann er, seine Stimme zitterte leicht, auch wenn er dies anscheinend zu unterdrücken versuchte.

»Lebt er noch?«

Milka nickte leicht.
Er war verzweifelt.

»Drei Tage. In drei Tagen werden sie ihn töten.«

Alles verstummte abermals, keiner der hier anwesend tat oder sagte etwas.
Ich wurde einfach von dieser bedrückenden Atmosphäre erdrückt, da konnte ich kaum etwas gegen tun.

Langsam spürte ich, wie die Luft um uns herum anfing zu knistern und schnell wurde klar, was die Ursache dafür war: Und zwar Kirai.

Sie hatte die Hände zu Fäusten geballt und die Zähne fest zusammen gebissen.
Der Part ihrer Haare, welcher Ohren ähnelte, stellte sich vor Wut auf.

»Dieser Bastard . . .«

Brachte sie unter zusammen gepressten Lippen hervor.

Cookie rührte sich, als wolle er etwas sagen um sie zu beruhigen, zuckte dann aber bei Kirais Blick zusammen und schwieg.

Zielsicher steuerte sie nun auf den Ausgang zu, ohne die anderen auch nur eines Blickes zu würdigen.

»Wo geht ihr hin?«

Brownie hatte wohl genug Courage gefasst, um sie in ihrem Zustand aufzuhalten.
Ganz so furchtlos war er dennoch nicht, als sie stehen blieb.

»Ich werde Lupin aus den Fängen der elenden Blutsauger befreien.
Sie wollen einen Krieg?, den können sie haben! Und ich werde persönlich dafür sorgen, dass jeder dieser hässlichen Kreaturen zu Staub zerfällt oder sechs Meter unter der Erde liegt.«

Sie gab den anderen noch nicht einmal eine Chance, etwas zu erwidern, denn schon war sie eilig aus dem Saal geflüchtet und mit einem krachen fielen dabei die schweren Türen hinter ihr zu.

Milka fasste sich seufzend an die Stirn, Brownie sah resigniert zu Boden, während Cookie einfach nur den Kopf schüttelte.

»Stur wie eh und jeh. Nicht mal ausreden lässt sie einen dann . . .«

Milka wechselte, nachdem diese Worte gesprochen waren, einen vielsagenden Blick mit Cookie.

Dieser schien zu verstehen und nickte zur Bestätigung.

»Und wie lautet der Plan, sie davon abzubringen, eine Dummheit zu begehen?«

Wollte Brownie kleinlaut wissen, der nur noch schüchtern sein Gewicht von einem auf das andere Bein verlagerte.

»Gideon um Hilfe bitten wäre hier wohl nicht hilfreich. Er würde seiner Herrin bis ans Ende der Welt folgen, und wenn es auch noch seinen Sohn betraf . . .«

Die drei tuschelten und schienen mich schon wieder komplett vergessen zu haben, was mir wahrscheinlich auch recht war, denn nun war die Chance gekommen um einen Fluchtversuch zu starten.

Fast schon auf Zehenspitzen schlich ich auf die Türen zu, die meinen ersten Schritt zur Freiheit einleiten würden.

Na ja, Ich wäre jedoch nicht ich, wenn ich diese einfache Aufgabe nicht nach Strich und Faden vermasseln würde.

Lange Geschichte kurz gefasst:
Ich war viel zu sehr damit beschäftigt, so leise wie möglich von hier zu verschwinden, aber dabei hatte ich die Rechnung nicht ohne einen knorrigen Ast auf dem Boden vor mir gemacht.

Wie auch zu erwarten, drehten sich alle sofort zu mir, also der Quelle des Geräusches, hin . . .

Ich war nach allen Regeln der Kunst gestolpert und hingefallen.

Kein Scherz.

Und es tat höllisch weh . . .

»Sieh mal einer an, wer hier das Weite sucht. Fliehen scheint heute ja im Trend zu liegen.«

Brownie hatte sich wohl wieder gefangen und beugte sich nun grinsend etwas zu mir herunter.

»Und wo willst du denn hin?«

Das waren Cookies Worte, und wie aufs Stichwort stellte er sich links neben mir auf und sah auf mich herab.

»Es ist auch nicht so, dass dieses Schloss von unserer Art nur so wimmelt. Wenn du alleine raus gehst, bist du schneller tot als dass du 'Mondblume' sagen kannst.«

Milka hatte sich hinter mir aufgestellt.

Na toll.

Zum Teil genervt zum Teil ermüdet blieb ich einfach liegen und hoffte, dass sie mich in Ruhe lassen würden, aber nichts da.

»Hmm . . ., Leute, Ich glaube ich habe eine Idee.«

Milkas und Cookies Blick wanderten zu Brownie, der fast schon triumphierend von einem Ohr bis zum anderen grinste.

»Blondie, du sollst sie einfach auf andere Gedanken bringen. So riskieren wir im Extremfall auch nicht unseren Kopf, oder was sagt ihr dazu?«

Milka schien zufrieden mit diesem Vorschlag, Cookie jedoch zögerte.

»Wer sagt, dass sie den Schwindel nicht durchschaut? Und außerdem, sie ist ein Mensch! Unsere Aufgabe war nur, sie her zu bringen, und nicht, um sie den anderen als Fraß vorzuwerfen.«

»Sei doch nicht so . . .«

Milka klopfte Cookie auf die Schulter.

»Sei mal ein wenig entspannter, Christian. Du bist immer viel zu verspannt.«

Christian, so hieß Cookie also.

Muss ich mir merken.

»Genau wegen solchen Aktion kann ich mich nicht einfach entspannen. Glaubt ihr nicht, dass es etwas verantwortungslos ist, sie gegen Kirai antreten zu lassen? Und wer wird dann alles sauber machen?«

»Ich glaube nicht, dass das etwas zur Sache tut.«

»Genau! Im Notfall stirbt sie nur.«

Zugegeben, es war verdammt unangenehm mit an zuhören, wie sie nüchtern über meinen Tod sprachen.

Als Lebender will man so was nicht belauschen.

»Es steht zwei gegen eins! Also gut Mädchen, gib mal dein bestes, um Kirai wieder auf den Boden der Tatsachen zurück zu befördern.«

Milka zog mich auf die Beine. Kaum stand ich auch, schubste er mich den ganzen Weg bis kurz vor eine Tür.

»Also dann Bella . . .«

»Ich heiße Mia.«

»Wie du meinst. Das einzige was sich der grummelige Christian und wir alle uns wünschen, ist dass wir deine Reste dann nicht von Wand, Boden und Decke aufwischen müssen.«

Warum habe ich gerade dieses Gefühl in der Magengegend, welches mir laut und deutlich entgegen ruft, dass ich ziemlich schnell ziemlich tot sein könnte?

Könnte ja fast schon Alltag sein.

Und dann bin ich Dauerpatient im Krankenhaus.

Besser kann es wirklich nicht mehr werden.

Rotwein und MondblumenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt