Akt 7

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Vlads POV:

Alsbald mir Wilhelm von ihrer Abreise erzählt hatte, konnte ich mich wieder auf die wichtigeren Sachen konzentrieren.

Denn sobald der Sarg Erwähnung fand, hatte es bei mir unwillkürlich alte Narben wieder aufgerissen.

Der Orden.

Nur der bloße Gedanke an diese Organisation ließ mich den Kopf schütteln, als säße etwas lästiges auf mir, was ich loswerden musste.

So war es auch ungefähr.

Ich wollte den Orden untergehen sehen, während der Orden alle Vampire, inklusive mir, ihrem Herrscher, vom Angesicht dieses Planeten auslöschen wollten.

Kurz gesagt, Vampirjäger.

Hatten sie mich etwa gefunden?
Nein, das konnte nicht sein, sonst hätte ich ihre Anwesenheit spüren müssen.

Nachdenklich biss ich auf meiner Unterlippe herum; derweilen brachte ich ebenfalls mein sicheres Heim weit hinter mich, um Erleuchtung über die Sache zu erhalten.

Sie war nicht einfach auf einen Plausch herein gekommen, ihre Worte glichen einer Warnung; soviel war sicher.

Als ich dem Waldrand näher kam, fuhr ich mir mit einer Hand durchs Haar, worauf das dunkle schwarz einem gesunden braun wich.
Mein Zeichen unter dem rechten Auge verblasste und verschwand dann völlig.
Ebenfalls färbte sich das rot meiner Augen zu einem leuchtenden Braunton.

Mein Aussehen war perfekt und hatte kein Fünkchen Ähnlichkeit mit meiner wahren Gestalt.

Jetzt war ich nicht mehr Vlad, sondern Nils, der etwas freche Windhund von nebenan.

Nun trat ich hinter Zweigen und Geäst hervor und spürte sofort das leichte prikeln meiner Haut, als die ersten Sonnenstrahlen darauf fielen.

Ich würde jetzt zwar nicht zu Asche zerfallen, aber ich konnte nicht leugnen dass die Sonne mich definitiv schwächte, wenn nicht auch so extrem dass ich kaum laufen konnte.

Jetzt machte ich mich also auf zurück zu meinem 'Heim', welches nicht mehr als eine einfache Holzhütte war.

Warum ich mich als Mensch ausgab?
Nun, so kam ich um einiges leichter an Informationen, die sowohl den Orden, als auch andere Dinge betraf.

Die Leute würden zu mir kommen, um Waldbeeren, Früchte oder Kräuter zu kaufen, die ich hin und wieder im besagten Wald sammelte.

Von den Menschen wurde meine Arbeit recht hoch angesehen, da niemand von ihnen es wagte diesen verfluchten Wald zu betreten.

Es schwirrten seit jeher Geschichten von den verschiedensten Monstern über diesen Ort, was mir mehr als nur recht kam.
Ich wohnte ja auch weit hinter den vielen Bäumen, und Unruhen konnte ich schon gar nicht ausstehen.

Jetzt setzte ich mich also wieder gemütlich hinter die Theke und band ein paar Blumensträuße zusammen, um sie schließlich zum Verkauf auszustellen.

Der Laden war eröffnet, also konnte es gar nicht mehr so lange dauern bis eine gewisse Person hier auftauchen würde.

Ehrlich gesagt, freute ich mich innerlich auf diesen Besuch.
Dabei fühlte ich mich auch wie ein kleiner Junge, der zum ersten mal die Welt entdeckte, was natürlich ziemlicher Unfug war.

Immerhin lebte ich schon seit mehr als fünfhundert Jahren, da gab es nicht mehr sehr viel zum entdecken, außer es betraf die Naturwissenschaften.

In gewisser Weise ziemlich lächerlich, dass ich mich für solche Sachen interessiere, da ich doch in jedwelder Weise gegen jedes einzelne Naturgesetz verstoß.

Rotwein und MondblumenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt