Kapitel 11

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"Guten Morgen", hörte ich eine fröhliche Stimme sagen, als ich mich murrend im Bett herumdrehte. "Mama.. Ich bin noch müde. Mach das Licht wieder aus!", sagte ich und hielt mir die Hände vors Gesicht. "Ich bin aber nicht deine Mutter", hörte ich die Stimme lachen. "Jule?", fragte ich und versuchte in dem grellen Licht etwas erkennen zu können. "100 Punkte", sagte sie. "Warum bist du hier?", fragte ich und blinzelte gegen das Licht an. Mein Kopf brummte etwas, er tat aber nicht wirklich weh. "Du willst wohl fragen, warum du bei mir bist", entgegnete sie und holte mich mit dieser Aussage vollkommen aus dem Schlaf. "Was?!", ich fuhr hinauf und schaute in Jules erschrecktes Gesicht. Ich befand mich in einem fremden Raum, in einem fremden Bett, neben einem Mädchen, mitdem ich nichts mehr zu tun haben wollte. Scheiße.. Mein Plan funktionierte wie immer perfekt. "Ich muss gehen!", beschloss ich und stand auf. Im Gegensatz zum letzten mal hatte sie mir meine Klamotten angelassen. Ich schnappte meine Tasche und meine Schuhe und machte mich durch ihr großes Zimmer auf den direkten Weg zur Tür, doch Jule hielt mich fest. "Deine Eltern sind nicht zuhause. Ich hab gestern angerufen und ihnen gesagt, dass du bei mir schläfst", teilte sie mir mit. "Ist das dein Ernst?!", fragte ich anfgebracht und pfefferte meine Tasche auf den Boden. Ich wollte von ihr weg, so schnell wie möglich. Ich fing schon wieder an, sie nah bei mir haben zu wollen. Aber das konnte ich nicht. "Deine Eltern sind zu deiner Großmutter gefahren, eure Kuchenreste müssen ja auch irgendwo hin, nh?", sagte sie während sie mich schief anlächelte. "Hör zu, ich will dich nicht mehr sehen. Ich kann das nicht mehr, ich will nichts von dir wissen, ja? Bitte las mich in Frieden. Ich will nichts von dir", ich trat einen Schritt näher an sie, und tat mich schwer, sie nicht zu umarmen, denn sie roch wieder so unfassbar gut. Warum musste sie so perfekt sein? Diese Worte fielen mir unendlich schwer zu sagen, doch ich musste, sonst würde ich meinen Eltern nicht mehr in die Augen schauen können. "Achso. Lass mich raten. Deine Eltern sind noch nicht ganz im 21. Jahrhundert angekommen, oder?", fragte sie, als könnte sie meine Gedanken lesen. "Nein. Ich will einfach nichts von dir. Ich kenn weder dein Alter, noch deinen Nachnamen, noch nicht einmal deinen Geburtstag. Ich kenne rein garnichts von dir!", log ich. Natürlich wusste ich alles, ich hatte sie gegooglet. Ja, ich weiß. Leicht stalkerhaft, aber was soll man machen wenn man krank ist? "Jule Erding, 16 Jahre alt, Geburtstag am 26.11", sagte sie und ich musste mich bemühen nicht zu lächeln als sie mir tief in die Augen schaute. "Das tut nichts zur Sache. Ich stehe nicht auf Mädchen", ich drehte mich wieder um und lief weiter zu Tür. "Das sagten alle meiner Ex-Freundinnen", lachte sie. Warum war sie so? Ich hatte ihr doch jetzt schon oft genug gesagt, dass ich nichts von ihr wollte, doch sie machte immer weiter. War ich eine so schlechte Lügnerin? In Gedanken bemerkte ich garnicht wie Jule sich vor mich stellte und ihre Hände auf meine Hüfte legte. Erst als sie mit ihrer Nase an meine stupste, kam ich wieder in der Realität an. Erschrocken taumelte ich einen Schritt zurück, doch Jule hielt mich fest. Ich wollte etwas sagen, doch ich konnte nicht. Ihr Gesicht näherte sich meinem und in einem Moment wollte ich sie tatsächlich auch küssen, doch im nächsten Moment kam mir meine Famile wieder in den Sinn. "Sorry, ich kann das nicht", presste ich heraus, doch Jule lächelte nur. Sie schien eindeutig zu wissen, wie sehr ich es wollte. Sie beugte sich weiter nach vorne und unsere Lippen trafen aufeinander und im Gegensatz zu gestern, mit diesem Ekelpacket, fühlte es sich unendlich gut an. Jule zog mich näher an sich und legte ihre Arme um meine Hüfte. Man, was tat ich gerade? Langsam lösten wir uns und Jule schaute mich zufrieden an. "Jetzt kannst du mir nichts mehr erzählen", sagte sie und setzte ein Ich-Habe-Es-Doch-Gesagt-Lächeln auf. Immernoch in Schockstarre schaute ich ihr in die Augen. Ich hatte sie geküsst. Ich hatte wirklich Jule geküsst. Ich konnte mein Lächeln nicht mehr verstecken.

"Kommst du mit was fürs Mittagessen kaufen?", fragte sie und ich nickte. Wärme breitete sich in meinem Körper aus, ich war glücklich. Seit langem einfach mal wieder glücklich. Ich beschloss nicht mehr über meine Eltern nachzudenken und die Zeit mit Jule zu genießen. Sie verschwand in einem Nebenraum und kam mit neuen Klamotten heraus. "Ich hab nur das für dich. Ich denke, du willst nicht in diesem Fummel einkaufen gehen, oder?", fragte sie und warf mir einen einfarbigen, schwarzen Hoodie und eine graue Nike-Jogginghose zu, "Der Rest meiner Sachen gefällt dir bestimmt nicht". "Danke", sagte ich und fing die Sachen, "Wo kann ich mich umziehen?". "Ich hab dich schon in Unterwäsche gesehen", lachte sie. "Aber ein zweites mal ist es nicht unbedingt nötig", entgegnete ich. "Stimmt, es wird noch oft genug nötig sein", sagte sie lachend und gab mir einen Kuss. In diesem Moment realisierte ich erst in was ich mich jetzt wohl befand. Womöglich war das jetzt meine erste, richtige Beziehung. Und das mit einem Mädchen.

Hey Leute
Heute gibt es wieder ein neues Kapitel 😏 Und vielen Dank dass ihr in letzter Zeit so fleißig votet 😊 Ich freu mich total 😁✨ Und vielen Dank für die Reads
Bye ✨✌🏻️

Aber bei ihr ist alles anders (girlxgirl)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt