Kapitel 1 - Schlechter Mensch

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Ich bin ein schlechter Mensch. Ich war eigentlich zum Sterben verdammt, doch ich wollte und durfte nicht sterben. Ich hatte einen Auftrag auszuführen und erst wenn ich dies geschafft hab, durfte ich sterben. Deswegen kämpfte ich weiter. Ein Mann kam auf mich zugerannt und wollte mich gerade mit einem Messer abstechen, doch ich war schneller. Ein Schuss in den Kopf und er lag am Boden, völlig regungslos.

Es kamen mehr Männer dazu und mich packte plötzlich die Angst. Was war nur los mit mir? Normalerweise führte ich jeden Auftrag ohne mit der Wimper zu zucken aus, doch heute war es anders. Ich war fertig mit allem und hatte innerlich schon mit meinem Leben abgeschlossen.

Ich schaute in das Magazin der Waffe. Soweit ich sehen konnte, waren es noch sieben Männer. Ich hatte dieses Magazin erst angebrochen, deswegen waren noch neun Schuss übrig. Wenn ich nicht verfehlte könnte ich alle ohne Probleme umlegen.

"Sieh an, wie fertig die Kleine schon ist. Lasst uns langsam vorgehen, sie hält sowieso nicht mehr lange aus. Und wenn sie bewusst los ist, nehmen wir sie so richtig ran!", hörte ich einen der Kerle sagen. Ich war angewidert und die Angst, die ich bis vor eben noch so gut wie es ging versteckt hielt, kam wieder hoch und breitete sich in meinem ganzen Körper aus. Mir wurde übel und ich musste würgen. So nah am Rand des Verderbens, habe ich mich in meinen 25 Lebensjahren noch nie befunden. Ich ahnte was mit mir passieren würde, wenn ich jetzt aufgeben würde. Diese ekligen Kerle würden über mich herfallen wie die Geier. Mich vergewaltigen, solange ich bewusstlos am Boden lag und wenn sie fertig mit mir sind, reicht eine Kugel aus und sie sind mich für immer los. Doch diesen Gefallen tat ich ihnen nicht.  

Also setzte ich zum ersten Schuss an und traf sauber in die Stirn. Die nächsten Schüsse die folgten, waren auch perfekte Treffer, so wie ich es von mir gewohnt war. Am Ende stand nur noch ein Mann da.  

Er sah mich flehend an uns blickte nervös u sich, um einen Ausweg zu finden.

"Bitte Scarlett! Das war doch nur ein Scherz mit dem rannehmen!", lachte er nervös. Seine Hände waren in einer abwehrenden Position errichtet, so als ob er mir nichts machen würde. Sowohl er als auch ich wussten, dass dies nicht der Fall war. Er spielte im Moment Wolf-im-Schafspelz, aber das nicht gerade glaubwürdig.

Doch ich sah ihn an und gab ein ironisches Lachen von mir. "Süßer, du weißt, dass ich keine Ausnahmen mache", gab ich von mir und verpasste ihm zuerst eine Kugel ins Bein, sodass er zu Boden sank. Ich wollte ihn leiden sehen, für den Schaden den er meinem Boss gebracht hat.

Das war ein Fehler, wie ich schnell erkannte. Er zog seine Waffe und verpasste mir einen Schuss in den Arm. Ich taumelte kurz, mir wurde schwarz vor Augen, deswegen war der nächste Schuss auch kein sauberer Treffer. Ich schoss ihm in seinen Bauch, er würde an Verblutung sterben, dass war klar und deswegen machte ich mir keine weiteren Sorgen um ihn.  

Doch was würde aus mir werden? Ich hatte jegliche Willenskraft verloren. Also überließ ich mich mir selbst und meiner Verletzung, in der Hoffnung der Tod würde in Form von Verblutung kommen, so wie bei meinem Gegenüber. Ich sank auf den Boden, mir wurde schlagartig schwarz vor Augen.  

Ich driftete ab, in vollkommene Leere und doch überkam mich ein wohliges Gefühl von Geborgenheit und Wärme. Was eigentlich nicht möglich war, weil der Boden eiskalt war. Und so trieb ich weiter auf einer schwarzen Welle, die mich angenehm hin und her schaukelte. Ich ließ mich diesem Gefühl ganz ausgeliefert. Wie ich mir den Tod auch immer vorgestellt hatte, so angenehm und warm habe ich ihn mir nie vorgestellt.

Even the stars can't shine without a little bit of darknessWo Geschichten leben. Entdecke jetzt