Kapitel 26 - Wiedersehen

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Es stand eine BMW Limousine vor unserem Haus, vor der Eingangstür stand ein Mann in Anzug. Zeus fing sofort beschützerisch an zu bellen. Ihm gefiel die ganze Situation genauso wenig wie mir. Ich lief langsam am Auto vorbei und in den Hof rein. Der Mann drehte sich zu dem Bellen um und erblickte mich, mit langen Schritten kam er auf mich zu und blieb fünf Meter vor mir und Zeus stehen.
"Entschuldigen Sie bitte, aber wo finde ich Herrn Niklas Ivanov?", fragte der Mann mit einem starken russischen Akzent. Durch Zeus' Bellen konnte ich ihn gerade so noch verstehen. Ich rief Zeus auf, ruhig zu sein und sich hinzulegen.
"Und wer sind Sie?", fragte ich in meinem perfektesten Deutsch. Er sollte nicht dahinter kommen, dass ich ebenfalls Russin war.
"Ich bin Andrej", sagte dieser ruhig. Ich nickte beiläufig. Er nannte also keinen Nachnamen, warscheinlich war 'Andrej' nicht mal sein richtiger Name und auch sonst keine Informationen.
"Es tut mir leid Ihnen mitteilen zu müssen, aber Herr Ivanov ist zur Zeit außer Haus. Sie finden ihn im Clan. Ich würde ihnen raten unbewaffnet hereinzugehen, die Männer sind da sehr sensibel", sagte ich ruhig.
"Dann entschuldigen Sie bitte, dass wir sie gestört haben. Auf Wiedersehen", gab Andrej verdutzt von sich und stieg ins Auto. Kurz darauf fuhr er davon. Komisch, dass ein Mafiaboss hier bei Nik's Haus auftaucht und nicht im Clan. Aber ich machte mir nichts draus. 
Ich ging ins Haus rein und gab Zeus etwas zu trinken und zu essen. Ich selbst stieg schnell unter die Dusche. Nach einer halben Stunde kam ich wieder raus und hüllte mich in ein Handtuch. Ich ging schnell ich meinen Ankleideraum und suchte alle schwarzen Kleider raus, die ich hatte. Es waren fünf Stück. Eines war schöner als das andere. Ich probierte schnell eins nach dem anderen an, doch als ich beim fünften angelangt war, gefiel mir trotzdem keins davon. Ich schlenderte in meinem gesamten Ankleidezimmer auf und ab. Ich schaute mir nochmal alle Kleider an die ich besaß, egal welche Farbe es war. Und dann sah ich es, das perfekte Kleid! Es hatte eine weiß-gräuliche Grundfarbe, vom Boden bis zum Hals waren schwarze, dunkelblaue und graue feine Linien. Das Kleid sah aus wie ein Wald, die Linien sollten Äste darstellen. Wie an einem kalten November-Tag, wenn keine einzigen Blätter mehr am Baum hingen. Ich wusste sofort, dass Nik es mir heimlich gekauft hatte. 
Ich zog es schnell an und es passte mir perfekt. Nik wollte das ich es heute abend anzog, deswegen meinte er auch ich solle ein schwarzes bodenlanges anziehen. Ich musste lächeln über seine perfekt durchdachten Pläne. Aufjedenfall müsste ich mich bei ihm bedanken. Schnell schlüpfte ich aus dem Kleid und legte es behutsam aufs Bett. Die restlichen Kleider hängte ich an ihren Platz zurück. Daraufhin verschwand ich schnell im Bad, schminkte mich und machte mir eine aufwendige Hochsteckfrisur. Gerade als ich aus dem Bad ging, schloss Nik die Tür hinter sich und betrachtete mich. Ich stand nur in Unterwäsche vor ihm, weil ich gerade auf dem Weg war, das Kleid anzuziehen. "Hallo, Schatz", sagte er zur Begrüßung. Lächelnd kam er auf mich zu und schloss mich in seine Arme. Ich küsste ihn lange und intensiv, bis ich mich schließlich langsam von ihm löste. "Guten Tag, der Herr", lachte ich. 
"Ich gehe mich mal schnell anziehen", fügte ich nach einem Kuss hinzu und verschwand im Schlafzimmer. Nik folgte mir. 
"Ich bin schon fertig", sagte er. Ich beobachtete ihn, als er das Kleid sah tauchte ein kleines Lächeln auf seinen Lippen auf, das aber fast sofort wieder verschwand. Er versuchte wieder eine gleichgültige Miene aufzusetzten, was ihm aber nicht gelang. Nach kurzer Zeit grinste er wieder. Ich wandte mich von ihm ab und begann das Kleid überzuziehen.
"Schatz, du kannst einfach kein bisschen schauspielern", sagte ich lachend. Mittlerweile war ich in das Kleid geschlüpft und betrachtete mich im Spiegel. Von hinten kam Nik und umarmte mich. Er hatte einen schwarzen Anzug mit weißem Hemd an, darüber eine Krawatte. Er sah einfach umwerfend in Anzügen aus. Ich strich mit der Hand an seiner Wange entlang.
"Das liegt nur daran, dass ich in deiner Nähe bin, Schatz. Da kann ich nicht anders als glücklich sein", sagte er liebevoll. 
"Gefällt dir das Kleid?", fragte er nach einer kurzen Pause.
"Ja, es ist wunderschön", flüsterte ich leise. Langsam drehte ich mich in seinen Armen um und küsste ihn. Er löste sich langsam von mir und schaute auf seine Uhr.
"Wir müssen langsam los, Schatz", sagte er. Es war aber noch ein leichter Unterton herauszuhören. Es war so etwas wie leichte Trauer. Das konnte ich aber auch gut verstehen. Ich würde gerne mit ihm alleine den Abend verbringen, doch das war nicht möglich.
"Ich hole nurnoch kurz Schuhe und dann komme ich, Schatz", sagte ich lächelnd und drückte ihm noch einen Kuss auf den Mund. Aus dem Schuhschrank in meinem Ankleidezimmer holte ich ein Paar schwarze Pumps hervor. Es waren Louboutin, Nik hatte sie mir gekauft, als wir das erste Mal zusammen shoppen waren. Ich hatte sie noch nie angehabt, heute war also eine Prämiere. Nik stand an der Einganstür und lächelte mich an, als er mich sah. Ich nahm seine Hand und zusammen gingen wir raus auf den Hof. Dort stand eine schwarze Limousine. Nik hielt mir die Tür auf und stieg selbst auf der anderen Seite ein. Diesen Abend hatte Nik einen Chauffeur arrangiert. Die gesamte Fahrt lang hielt ich seine Hand. Es dauerte nicht lange, bis wir schließlich anhielten. Es war ein wirklich schönes, kleines französisches Restaurant. Nik half mir aus dem Auto und zusammen betraten wir es. Es war vollkommen leer, keine Menschenseele zu sehen. 
"Ich habe das Restaurant für heute Abend gemietet, wir sind also ganz allein. Jetzt muss nur noch Viktor kommen", sagte er. Dieser Name kam mir leider bekannt vor, doch ich machte mir nichts drauß. Wie hoch war denn die Wahrscheinlichkeit ihn hier unter diesen Umständen anzutreffen? Sie war ziemlich gering, deswegen entspannte ich mich gleich wieder. Wir setzten uns an einen großen Tisch und bestellten Sekt. Kurz darauf erschien auch schon dieser Viktor. Ich war gerade damit beschäftigt mein Handy in meine Clutch zu verstauen, deswegen sah ich erst viel zu spät wer dieser Alexej war. Unsere Blicke trafen sich und mir stockte der Atem. Ich verkrampfte mich schlagartig auf meinem Stuhl und konnte mich keinen Millimeter mehr bewegen.



An der Seite findet ihr ein Bild des Kleides :)

Even the stars can't shine without a little bit of darknessWo Geschichten leben. Entdecke jetzt