Draußen zwitscherten die Vögel fröhlich, was mich sehr verwunderte. In meiner Wohnung hört man eigentlich nie die Vögel zwitschern. Erschrocken riss ich die Augen auf und fand mich in Nik's Bett wieder. Er lag schlafend am anderen Ende. Unsere Hände waren miteinander verschränkt, er ließ mich nicht los.
Langsam befreite ich meine Hand aus seiner, weil ich ihn nicht wecken wollte. Ich stieg aus dem Bett und tappste in Richtung Ankleidezimmer. Dort suchte ich mir eine dunkle Bluse und eine schwarze Hose raus und legte mir für später noch Stiefeletten mit hohem Absatz und Lederjacke zurecht.
Bevor ich zum Bad ging, warf ich noch einen Blick auf Nik. Er lag ruhig im Bett, man konnte ihn leise atmen hören. Auf den Lippen hatte er ein leichtes Lächeln, was mich überglücklich machte.
Im Bad angekommen putzte ich mir zuerst meine Zähne, danach schminkte ich mich. Diesesmal war es dunkler und betonter. Nachdem ich fertig war ging ich in Richtung Küche um Kaffee zu machen. Zu meiner Überraschung stand dort schon Nik mit dem Rücken zu mir und befüllte gerade seine Uralte Espresso-Kanne. Mir sprang sofort sein riesiges Tattoo ins Auge, welches seinen gesamten Rücken zierte. Es war ein schwarzer Puma, der gerade zum Angriff ansetzte. Es war nicht das einzige. Nik hatte noch eine Art Erkennungszeichen auf der Brust. Ein Zeichen, welches alle Clan-Mitglieder hatten. Ich hatte es auch, nur bei mir war es am Becken auf der linken Seite.
Selbst bei den kleinsten Bewegungen, sah man wie seine Muskeln arbeiteten, sie traten sehr hervor. Nik hatte mich immernoch nicht bemerkt, also schlich ich mich von hinten an ihn ran. Ich schlang meine Arme von hinten um ihn und küsste sein Schulterblatt, denn er war zu groß um irgendetwas anderes zu erwischen.
"Guten Morgen, Boss", lachte ich. Er drehte sich um, hob mich hoch und küsste mich. Langsam lösten wir uns und Nik antwortete lächelnd: "Guten Morgen, Süße".
Er setzte mich auf den Boden ab und widmete sich wieder dem Kaffee. Ab und zu schaute er lächelnd zu mir rüber und gab mir einpaar Küsse auf Mund, Stirn und Nasenspitze. Als er fertig war kam mir gerade die Frage in den Sinn ob er mich bei meinem nächsten Auftrag begleiten würde?
"Wann bekomme ich denn den nächsten Auftrag?", fragte ich deshalb.
Er schaute mich nur fragend und verwundert an: "Was für Aufträge? Du wirst keine mehr bekommen, nicht nachdem, was letztes Mal passiert ist. Dafür gibt es auch gute Gründe, du wurdest erstens sehr schlimm verletzt, zweitens bist du viel zu wertvoll für den Clan um ein weiteres Risiko einzugehen und drittens gehörst du jetzt zu mir und da bekommst du keine Aufträge".
Sollte das jetzt heißen ich habe keinen Job mehr? Ich verstand nichts mehr, soll ich denn etwa den ganzen Tag in diesem Haus hier verbringen und kochen, Wäsche waschen oder putzen?! Oder sollte ich die ganze Zeit als Schmuckstück in seinem Büro hocken und mir die Einrichtung ansehen?!
"Was soll ich denn sonst machen?", fragte ich ihn und versuchte ruhig zu bleiben.
"Alles außer töten, prostituieren und klauen", sagte er. Das konnte ich jetzt wirklich nicht glauben. Was hatte er denn mit mir vor?! Was sollte ich denn bitte anderes machen? Ich habe nur einen Realschulabschluss, keine Ausbildung geschweige denn Abitur! Wut entbrannt verließ ich schnell die Küche, holte mir meine vorher vorbereiteten Schuhe und meine Jacke und machte mich auf den Weg nach draußen. Vor der Tür blieb ich stehen und zog mich an. Nik beobachtete mich schon eine Weile bis er fragte, wo ich hin wolle.
"Zum Clan, meinen nächsten Auftrag abholen!", antwortete ich.
"Elina du bleibst hier! Ich habe dir gerade erst gesagt, dass du keine weiteren Aufträge bekommst!".
Ich ließ mich davon aber nicht weiter beirren und kramte meine Schlüssel für mein Motorrad hervor. Ich wollte mich gerade zur Tür drehen um sie zu öffnen, da stand er aufeinmal vor mir und hielt mich auf.
"Willst du mich jetzt aufhalten meinem Job nachzugehen?!", fauchte ich ihn an.
"Du bist so stur, das ist unglaublich!", sagte er nur. Plötzlich packte er mich am Arm und riss mich hinter sich her, in Richtung Schlafzimmer. Ich versuchte mich zu wehren, doch er war einfach zu stark. Dort angekommen, verschloss er die Tür hinter sich. Wenn ich raus wollte, musste ich an ihm vorbei und das war schier unmöglich.
"Darf ich wenigstens eine verdammte Frage stellen?!", schrie ich ihn wütend an.
Er nickte nur, also fuhr ich fort: "Wieso gibst du mir aufeinmal die Anweisung keine Aufträge mehr zu übernehmen? Wer bist du eigentlich, dass du mir solche Anweisungen gibst?!".
Darauf wusste er sofort eine Antwort: "Ich bin dein Boss, nicht mehr und nicht weniger". Mir stockte der Atem. Ich sah ihn ungläubig an, doch seine Miene war immernoch hart und ernst. Hatte er damit wirklich auf unsere Beziehung angespielt und es somit beendet? Ich konnte nicht mehr stehen. Diese Antwort nahm mir den Boden unter den Füßen. Langsam schlurfte ich in mein Ankleidezimmer und ließ mich dort in einer Ecke zu Boden sinken und gab mich meinen Tränen hin. Hatte er etwa alles nur gespielt und liebte mich eigentlich gar nicht? Bin ich schon wieder auf diese verdammte Masche reingefallen? Ich fühlte mich innerlich völlig leer. Die Tränen liefen warm über mein Gesicht und landeten in meinem Schoß.
Ich spürte eine Hand auf meiner Schulter. Es war Nik der vor mir kniete.
"Bitte weine nicht, ich habe es nicht so gemeint. Bitte verzeih mir, ich wollte dich nie so sehr verletzen. Es tut mir so leid", flehte er. Er zog mich auf seinen Schoß und drückte langsam meinen Kopf an seine warme Brust. Ich wehrte mich nicht dagegen, weil ich nicht die Kraft dazu aufbringen konnte. Er küsste mich auf den Scheitel und murmelte die ganze Zeit "Es tut mir so leid, bitte weine nicht" in meine Haare.
Als ich mich ausgeweint hatte, blickte ich in seine nassen Augen. Er sah mich flehend an und ich wusste auch ohne Worte, was er wollte. Ich sollte ihn nicht verlassen und ihm den Gefallen tun, keine Aufträge mehr anzunehmen. Ich nickte und er atmete erleichtert auf. Der einzige Grund, wieso ich ihm diesen Gefallen tat, war, weil ich Nik liebte. Er sollte nicht verletzt werden, von keinem. Und am wenigsten von mir.Er flüsterte plötzlich etwas in mein Ohr. "Ich liebe dich", sagte er.
Zuerst wollte ich seinen Worten keinen Glauben schenken und dachte ich bildete mir das nur ein, doch er nahm mein Gesicht in seine Hände, schaute mich an und sagte es wieder: "Ich liebe dich, Elina".
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Even the stars can't shine without a little bit of darkness
Romance"Ich bin ein schlechter Mensch. Ich war eigentlich zum Sterben verdammt, doch ich wollte und durfte nicht sterben. Ich hatte einen Auftrag auszufuehren und erst wenn ich dies geschafft habe, durfte ich sterben." Elina, eine 25-jaehrige Russin, arbei...