Kapitel 6 - Peinlichkeiten

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Als wir fertig waren fragte Nik: "Möchtest du dich noch fertig machen, dann können wir ja gehen". Ich nickte und stand auf.
"Wo ist denn das Bad?", fragte ich.
"Warte, ich zeig es dir", sagte er lächelnd, ging vor und führte mich ins Bad. "Ich lass dich mal allein", sagte er lächelnd und ging.
Ich staunte, sogar an Kosmetik hat er gedacht! Ich schminkte mich schnell und ging dann zum Kleiderschrank und suchte mir Schuhe raus. Ich entschied mich für schwarze Stiefeletten. Auf dem Weg nach draußen kam ich an einer Kommode vorbei. Dort standen verschiedene Bilder. Darauf waren eine Frau und ein Mann zu sehen und ein kleines Kind. Ich nahm das Bild in die Hand und betrachtete es genauer. Es schienen Nik und seine Eltern zu sein. Ich musste lächeln, er war schon als kleines Kind ziemlich gutaussehend. Ich stellte das Bild zurück an seinen Platz und schaute mich kurz um. 
Ich sah eine kleine Treppe nach oben, die zu einer großen schwarzen Flügeltür führte. Dort stand Nik und beobachtete mich, er lehnte an der Tür und lächelte. 
"Tut mir Leid... ich hätte nicht.. also, es geht mich nichts an... ich..", brachte ich nur stotternd heraus. Er kam auf mich zu, lächelte aber immernoch, was ich nicht ganz verstand. Ich habe mich immerhin in private Angelegenheiten eingemischt, ohne vorher gefragt zu haben ob ich es überhaupt dürfe. Nik stand nun mittlerweile vor mir, nahm mein Gesicht in seine Hände und küsste mich. Ich erwiderte den Kuss und war ziemlich überrascht. 
"Wenn ich nicht gewollt hätte, dass du es siehst, hätte ich die Bilder weggetan und das habe ich nicht, also mach mir mal keine Sorgen, Elina", sagte er. Ich war mir aber immernoch unsicher deswegen. 
"Außerdem hab ich deine Bilder auch gesehen und da ist es nur gerecht wenn du meine persönlichen Gegenstände auch siehst", fuhr er fort. Ich war erleichtert, als auch peinlich berührt zugleich. 
"Ich hätte da zwei Fragen an dich, Nik". Ohne auf seine Antwort zu warten fuhr ich fort: "Wer hat meine ganzen Sachen dort eingeräumt? Und hab ich die ganze Zeit auf der Couch im Wohnzimmer gelegen?".
Nik lachte kurz, blickte mich an und strich mir eine Strähne aus dem Gesicht.
"Ich habe alles eingeräumt, ich lasse keine Fremden in mein Haus und vorallem nicht an deine oder meine Sachen. Und nein, du hast nicht die ganze Zeit auf der Couch gelegen, du hättest Druckstellen bekommen, wenn man dich nicht bewegt hätte, also hab ich dich zwischen meinem Bett für nachts und der Couch für tagsüber hin und her getragen. Doc war auch alle dreimal am Tag hier, um deinen Zustand zu kontrollieren", antwortete er mit einem schiefen Lächeln auf den Lippen. 
Ich aber war wie gelähmt, ich konnte das zuerst nicht begreifen. Heißt das also ich hab mit ihm in einem Bett geschlafen und er hat meine gesamten Sachen gesehen und auch meine Unterwäsche? Mir wurde plötzlich sehr schlecht. Er hat meine gesamte Unterwäsche gesehen vorallem die rote Spitzenunterwäsche... Oh Gott, wie verdammt peinlich... Nik sah mich an und ahnte schon wieso ich so weiß im Gesicht wurde.
"Elina, du brauchst dich für nichts zu schämen. Vertrau mir, ich werde dich nicht wegen irgendetwas verurteilen. Und was die rote Unterwäsche angeht, ich fand sie ziemlich heiß", sagte er lachend. Es war so als ob er Gedanken lesen könnte, was überhaupt nicht von Vorteil war. Jedenfalls nicht für mich.
So langsam fand ich meine Stimme wieder: "Also wenn das so ist, dann kann ich sie ja gleich wegwerfen." Ich boxte ihn in Bauch und versuchte an ihm vorbei zu kommen, doch es war schwerer als ich dachte. Er hielt mich an der Hand fest, wirbelte mich um, sodass ich am Ende doch vor ihm stand. Plötzlich packte er mich an den Beinen und hievte mich auf seine Schulter. Den lauten Schrei, der meiner Kehle entschlüpfte, konnte ich nicht unterdrücken. Ich schlug und trat um mich, versuchte mich von seinem starken Griff zu befreien. 
Lachend sagte er: "Du kannst so viel treten und betteln wie du willst, ich lass dich nicht los und den Schlag verzeih ich dir nicht so leicht, ich habe deine Kraft doch unterschätzt!".
Und so trug er mich die wenigen Stufen zur Tür hoch, ich hatte aufgegeben zu kämpfen als wir an der Tür angelangten, also blieb ich ruhig an seiner Schulter hängen. Er holte einen Autoschlüssel aus einem Kasten, der an der Wand hing. Daneben war ein Spiegel angebracht, er stellte sich davor und betrachtete sich und mich für ein paar Sekunden darin. 
Dann sagte er: "Also du hast einen wirklich schönen Arsch. An den Anblick könnte ich mich gewöhnen". Als Antwort verpasste ich ihm einen Tritt an seinen Oberschenkel. Er lachte nur kurz auf, öffnete die Tür, ging raus und schloss sie hinter sich. Weil ich ruhig war, ließ er mich wieder auf den Boden, wir standen nun Gesicht an Gesicht. Ich hätte ihm eine verpassen können, wenn ich wollte, aber ich tat es nicht. Deswegen schenkte ich ihm nur einen missbilligenden Blick, drehte mich um und ging vorraus.

Even the stars can't shine without a little bit of darknessWo Geschichten leben. Entdecke jetzt