Kapitel 7 - Der Clan

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Wir waren nun draußen, auf dem Hof, dort standen nur Audis, was mich zum Lächeln brachte. Ein S5, ein A7 und ein SQ7. Und ganz hinten in der Ecke sah ich mein Motorrad. Meine schwarz-goldene Yamaha yfz r-125. Ich konnte es kaum fassen, wie hatte er es nur geschafft sie herzubringen? Ich dachte ich würde sie nie wieder sehen. Ich wollte mich schon nach ihm umsehen als plötzlich zwei Hände um meine Taille fuhren und sich vor meinem Bauch verschränkten, sein Kopf legte er an meiner linken Schulter ab.
"Wie hast du das geschafft? Ich dachte ich würde sie nie wieder sehen, höchstens auf irgendeiner Landstraße in einer Grube, vollkommen zu Schrott gefahren", fragte ich ihn.
"Mir war klar, das dir diese Maschine irgendwie viel bedeutet, deswegen hab ich sie herbringen lassen. Natürlich wurde sie nicht gefahren, sondern auf einem Anhänger hierher gebracht". Ich war ihm so dankbar dafür. 
"Danke", flüsterte ich und merkte wie eine kleine Träne an meiner Wange entlang fuhr. Nik merkte es auch küsste sie weg.
"Komm, lass uns fahren", sagte er nach einer Weile. Er nahm meine Hand und führte mich zum SQ7. Dort öffnete er mir die Tür und ließ mich auf der Beifahrerseite einsteigen. Ich habe immer geglaubt ich kenne meinen Boss. Er war ein strenger, ernstzunehmender Mann. Jeder hatte Respekt vor ihm. In diesen sieben Jahren, dachte ich immer wir würden noch nicht mal so etwas wie Vertraute werden, geschweige denn Freunde. Es war nie irgendjemandem aus dem Clan bewusst, wie nett er eigentlich ist. Er hat nie jemanden hinter seine Fassade sehen lassen, nicht einmal seine engsten Vertrauten. Er ist der Boss und hat das Sagen, damit hatten sich alle sofort abgefunden. Ich wusste dass ich schon lange solche Gefühle für ihn hatte, aber ich habe mich immer auf den Job konzentriert und mir soetwas nie erlaubt, weil ich keine weitere Enttäuschung hinnehmen wollte. Er aber ist die liebevollste Person, die ich jemals kennengelernt hatte und ich war so dankbar dafür. Nik setzte sich auf den Fahrersitz und blickte mich an. Er schien über etwas zu überlegen.
"Ich war mir nicht sicher, ob ich dir eine Waffe geben soll, weil ich jetzt da bin, aber es könnte gut sein, dass ich nicht sofort zur Stelle sein kann, wenn du meine Hilfe brauchst. Deswegen nimm die hier", sagte er und kramte aus dem Handschuhfach eine Magnum heraus. 
Ich wunderte mich: "Wohin fahren wir denn, wenn du mir eine Waffe gibst?".
"In die Firma, aber du wirst sie brauchen.", antwortete er. War irgendetwas passiert während ich bei ihm war oder ist er einfach nur um meine Sicherheit besorgt? Während der gesamten Fahrt redeten wir kein Wort, er sah ab und zu Mal zu mir rüber, doch ich erwiderte seine Blicke nicht und schaute starr gerade aus oder aus dem Fenster. Ich wusste nicht wie ich mich fühlen sollte, oder was ich denken sollte. Als wir ankamen, schaltete er den Motor ab und verriegelte die Türen. Ich sah ihn verwundert an, er aber hatte wieder diesen besorgten Blick in seinen Augen. 
"Hör mir bitte zu, Elina. Ich sorge nur für deine Sicherheit. Es kann sein, das es jemand auf dich abgesehen hat, nach dem Gemetztel vor drei Tagen. Aber ich weiß es nicht und es weiß auch sonst keiner aus dem Clan, glaub mir, ich habe alle befragt. Ich will nur sichergehen dass dir nichts passiert". Ich musste zugeben, dass er Recht hatte und irgendwie war es ja auch ziemlich süß, dass er sich um mich sorgte und sein flehender Blick war wie ein Schlag ins Gesicht. Ich wollte jetzt nicht reden, weil ich ganz genau wusste, wenn ich jetzt etwas sagen würde, dann könnte ich nicht dafür garantieren, dass ich noch mehr weinte. Also beugte ich mich einwenig rüber, krallte meine Hände in sein Hemd und zog ihn an mich ran. Ich küsste ihn als Antwort auf seine Frage. In den letzten Stunden war ich den Tränen so nah, wie ich es in einem Jahr schon nicht mehr war. Ließ er mich verweichlichen, oder war dies nur die ganze Zeit unter Verschluss und kam jetzt an die Oberfläche?
Ich löste mich langsam von seinen Lippen, aber er ließ mich nicht los. Ich musste kichern, was den Kuss zerstörte. Nik sah mich lächelnd und peinlich berührt an. 
"Öffnest du jetzt bitte die Türen, oder willst du mich hier ewig gefangen halten?", neckte ich ihn.
"Also wenn du schon so fragst, ja. Ich lass dich jetzt wirklich ungern los. Aber was du jetzt durch dein Gekichere zerstört hast, hole ich mir heute abend wieder!", sagte er. Hmm.. eine Herausforderung also. Die werde ich gerne annehmen. Nik entsperrte die Türen wieder, doch bevor ich die Tür aufmachen konnte, beugte er sich auf meine Seite und zog die Tür sofort wieder zu. Ich sah ihn verwundert an, er deutete nur auf meine Waffe, ohne etwas zu sagen. Und es brauchte auch keine Worte, ich sollte meine Waffe laden. Ich kontrollierte noch schnell das Magazin, um sicher zugehen, dass ich noch genügend Schuss hatte. Neun Patronen. Er musste die Waffe also schon benutzt haben. Ich steckte das Magazin wieder in die Waffe und lud sie.
Ich wartete auf Nik's Zeichen, aussteigen zu können. Er war wirklich vorsichtig, sah sich zweimal um, bevor er die Tür öffnete. Sofort kam er auf meine Seite und sah zu wie ich die Tür hinter mir schloss. Er verriegelte den SUV und folgte mir zum Eingang. 
Die Firma war eigentlich ein Lebensmittelgeschäft mit russischen Spezialitäten, so konnten wir den Clan tarnen. Wir liefen also durch die großen Gänge, bis wir vor eine schwere Metalltür traten, er öffnete die Tür und ließ mich herein. Hinter sich schloss Nik die Tür. Ich sah mich um und erkannte sofort die bekannten Gesichter des Clans. Eigentlich müssten jetzt alle antreten um Nik zu begrüßen, doch keiner rührte sich, bis Alexander uns sah, auf mich zugerannt kam und mich begrüßte.

Even the stars can't shine without a little bit of darknessWo Geschichten leben. Entdecke jetzt