Kapitel 30 - Warten. Aber auf was?

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Die nächsten Tage verkroch ich mich in meinem Zimmer. Oma brachte mir immer Essen, doch ich kriegte keinen Bissen runter. Es kamen immer wieder die Momente mit Nik hoch. Wie er mich anblickte, wie er mich im Arm hielt und mich küsste. Wie er mir über den Kopf strich, um mich zu trösten. Jede seiner Berührungen waren gut in meinem Kopf abgespeichert. Es waren wunderschöne Erinnerungen, die mich jedesmal zum Weinen brachten. Es gab in den Tagen kein Lebenszeichen von Nik und ich traute mich ebenfalls nicht ihn anzurufen. Er hasste mich und konnte mich einfach nicht mehr lieben. Ich wollte um ihn kämpfen, doch was wenn ich es dadurch nur schlimmer machen würde? Wenn er mich überhaupt nicht mehr sehen wollte? 
Es war vorbei mit uns, das musste ich einsehen, auch wenn es mich irgendwann umbringen würde. Ich überließ mich wieder meiner Trauer und meinen Tränen und sinkte in einen unruhigen Schlaf. Jeder Tag war gleich. Ab und zu waren Maxim und Anna da. Ich redete viel mit Anna, sie konnte mich gut verstehen.
"Vielleicht solltest du mal zu ihm und mit ihm reden. Es ist ja mittlerweile eine Woche vergangen. Vielleicht hat er sich wieder soweit beruhigt, dass ihr normal darüber reden könnt", schlug sie vor. 
Ich sagte nichts, sie wusste genau was ich davon hielt. Es wäre keine gute Idee, ihm wieder unter die Augen zu treten. Auch wenn meine ganzen Sachen noch in seinem Haus waren, wollte ich um keinen Preis dort hin. Es wäre zu viel für mich. Ich malte mir jedesmal Horrorszenarien aus. 
Wie ich an seiner Tür klingeln würde und mir eine andere Frau die Tür öffnen würde. Wie ich einen Diamantring an ihrer Hand sehen würde, wie ich sehen würde wenn er sie küsste. Das waren Gründe für mich, ihm aus dem Weg zu gehen. Ich könnte es nicht aushalten ihn lächeln zu sehen, zu wissen dass eine andere Frau der Grund dafür ist und nicht mehr ich.
"Okay, tut mir Leid, war 'ne schlechte Idee. Aber früher oder später musst du dich ihm stellen. Da führt kein Weg vorbei", meinte Anna zwei Tage nach unserem letzten Gespräch. Ich nickte nur, sie hatte aber Recht. Es wäre dumm von mir zu glauben, dass ich ihm ewig aus dem Weg gehen könnte. Doch dies hatte ja noch Zeit. Es war erst eine Woche vergangen. Ich müsste einfach nur warten.

Even the stars can't shine without a little bit of darknessWo Geschichten leben. Entdecke jetzt