Kapitel 1 - Bescheidener Tag

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Was für ein Mittwoch, erst der heftige Streit mit meiner Mutter, in dem keiner von uns beiden nach geben wollte, wie so oft und jetzt das. In strahlendem Sonnenschein war ich von Zuhause aus losgelaufen, wollte mich abreagieren, jetzt stand ich mitten im Wald bei strömendem Regen. So klever wie ich war, hatte ich die meiste Zeit laut Musik gehört und pfeiffend nicht auf meinen Weg geachtet, sodass ich nun keine Ahnung hatte, wo ich mich gerade befand. Allerdings war mir erst aufgefallen, dass ich mich verlaufen hatte, als der Akku meines MP3 Players seinen Dienst einstellte. Nun so kam es eben, dass ich auf einer kleinen Lichtung stand und mich fragend umsah. Letztendlich entschied ich mich, aufgrund des immer stärker werdenden Regens, dazu erst mal in eine Richtung zu gehen und erhoffte mir davon, dass Ende des Waldes zu finden. Etwa zehn Minuten nach dieser Entscheidung fiel ich, so geschickt wie ich eben war, über eine dicke Baumwurzel und stürzte einen Abhang hinab. Unten angekommen musste ich mich erst einmal aufrappeln, Dornen hatten für einige Schrammen an Armen und Beinen gesorgt, ansonsten ging es mir offenbar gut, was mir aber in diesem Moment nur ein kleiner Trost war. Der Regen hatte den Boden aufgeweicht, den Graben wieder hoch zu klettern war so unmöglich geworden. Plötzlich erhellte ein Biltz den schon zum Abend gewordenen Tag, schneller ging ich vorran und hatte alle Mühe vorran zu kommen.

Ich hatte mir einen Ast zur Hilfe genommen, denn hier unten war das Unterholz noch viel Dichter als ausserhalb des Grabens. Ein zweiter Blitz erhellte den Weg vor mir und so erkannte ich ein altes Verfallenes Gebäude direkt vor meiner Nase, eine schwere Eisentür, gezeichnet von Rost und Moos, jagte mir einen Schauer über den Rücken. Aber wenn ich weiter in diesem Gewitter umherlief, wäre eine Lungenentzündung wohl unumgänglich, kurzerhand zog ich also an der über zwei Meter hohen Tür, die auch sogleich mit einem Ohrenschmerzenden Quietschen aufsprang.

Ein unglaublich beissender modriger Geruch kam mir entgegen und raubte mir für einige Sekunden den Atem. Wieder zischte ein Blitz durch den Himmel und erlaubte mir einen kurzen Blick in das innere, ein paar alte Stühle, ein Tisch und zwei Regale, mehr war dort nicht zu finden. Was jedoch wenige Millisekunden später meine ganze Aufmerksam einforderte, war ein kleiner Schatten der sich auf mich zu bewegte. Erschrocken machte ich einige Schritte Rückwärts und kam mit dem Rücken an der grossen Tür zum stehen. Ein erneuter Blitz bestätigte meine Vermutung, ein großer schlanker schwarzer Kater mit unglaublichen Grünen Augen, stapfte Seelenruhig auf mich zu. Langsam beugte ich mich zu dem hübschen Tier herab und begann ihn zu kraulen, er war wirklich sehr dünn, hatte also vermutlich keinen Besitzer, ich konnte mir beim besten Willen nicht vorstellen, wie er hier überlebt hatte. "Tja kleiner das tut mir leid, ich hab leider auch nichts für dich zu Essen dabei."

Schulterzuckend ging ich wieder weiter in den dunklen Raum und wischte den Staub von einem der Stühle um mich vorsichtig zu setzen. Es sah so aus, als würde ich die Nacht hier verbringen, also zog ich meine sowieso schon durchnässte Jacke aus und hing sie zum trocknen über den alten Stuhl. Der Kater verschwand in einer dunklen Ecke und ich entschied mich dazu ihm zu folgen, stapfte also gemütlich hinter ihm her. Vorbei an einem der zwei Regale ging das Tier weiter auf die hintere Wand zu und blieb dort stehen, den Blick auf mich gerichtet. "Na schön kleiner, ich folge dir, aber mach langsam ich sehe bei dieser Dunkelheit kaum etwas." Fast als könne er mich verstehen, schlich er langsam vorran direkt auf eine Treppe zu, diese führte offensichtlich einen Stock tiefer, doch ob ich wirklich dort hin gehen wollte, wusste ich noch nicht so ganz. Etwas zögerlich folgte ich ihm letztendlich und schlich vorsichtig an der Wand entlang, die Treppe herunter. Unten angekommen wurde es noch dunkler als sowieso schon, dennoch konnte ich die Ketten an den Wänden und die aufgestapelten Käfige nur zu gut erkennen. Was war das hier? Etwas verängstigt entschied ich mich dazu, wieder nach oben zu gehen und etwas zu schlafen, es musste ja schon recht spät sein. "Na komm Katerchen, lass uns hoch gehen. Das war genug Horror für einen Tag." Doch das Tier blieb am Ansatz der Treppen stehen und rührte sich nicht, also ging ich einfach an ihm vorbei, er würde folgen wenn er dazu Lust hatte, so waren Katzen eben. In der Hoffnung, dass die Jacke schon getrocknet war, griff ich nach dieser und hatte Glück, so konnte ich sie als Kissen zusammen rollen. Zwischen Stuhl und Tür, machte ich es mir auf dem Boden bequem, das schwere Eisenportal hatte ich einen Spalt geöffnet gelassen, so wurde zum einen die Luft allmählich angenehmer und zum anderen kam wenigstens etwas Licht in den finsteren Raum. Fast wäre ich eingeschlafen, da sah ich im Augenwinkel einen kleinen Schatten über den Boden zum Stuhl huschen, mit einem eleganten Sprung landete der schwarze Kater auf dem offensichtlich fast antiken Teil. Wegen der Lehne konnte ich ihn nicht mehr sehen, also hatte ich mich wieder zur Tür gedreht und wollte gerade die Augen schliessen. "Du solltest nicht auf dem kalten Boden liegen",erklang eine tiefe ruhige Stimme hinter mir. Mit aufgerissenen Augen, starr vor Angst traute ich mich nicht, mich umzudrehen.

----------------------------------------------------------- Bild oben ist der Kater
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Neko - Wie ein Tag mein Leben VeränderteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt