Kapitel 38 - Befreit

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Langsam erwachte ich aus dem langen Schlaf, blinzelte ein paar Mal. Es war unglaublich hell, seit wann ließ er das Licht an wenn er mit mir fertig war? Wieder blinzelte ich, dann wurde die Umgebung schärfer. Ich war gar nicht mehr in dem kleinen Raum, der mir alle meinen Lebensmut genommen hatte. Es war ein großer heller Raum mit einem großen Fenster, unter mir ein schmales Bett, ganz in weiß bezogen. Auch die Wände waren schlicht in weiß gehalten, ein Krankenhaus also? Seltsam.

Was war denn geschehen? Bevor ich weiter darüber nachdenken konnte, wurde die ebenfalls weiße Tür geöffnet und eine junge Frau, komplett weiß bekleidet, trat ein. "Oh du bist ja wach, nicht aufstehen, ich bin gleich zurück." Weg war sie wieder. Meine Hände griffen an meinen Hals, es war weg, das Halsband, einfach weg.

Sie hatte mich gebeten nicht aufzustehen, aber ich hielt es nicht länger aus. Also tappste ich ganz vorsichtig zum Fenster, kurz bevor ich es erreichen konnte, wurde die Tür erneut geöffnet. "Shaya, du solltest dich wieder hinlegen, du bist noch schwach." Diese Stimme, mit einem Ruck drehte ich mich um, zu schnell, denn augenblicklich gaben meine Beine nach, ich sackte zu Boden.

Der Besitzer, der mir bekannten Stimme rannte zu mir und hockte sich zu mir herunter. "Ich sagte doch du sollst dich lieber hinlegen." Ich sah auf und direkt in seine dunklen Augen, schlang dann meine Arme um ihn und weinte hemmungslos los. "Izuna."

Behutsam hob er mich an und setzte mich zurück auf das weisse Bett, streichelte mir über den Kopf, begann meine Ohren zu kraulen. Ich hatte es so vermisst, schnurrte leise. Er war wirklich hier, ich war frei. "Ich fand es seltsam wie deine Freunde auf dich reagierten, also begann ich nachforschungen anzustellen und fand heraus, dass man dich zurück zum Schwarzmarkt gebracht hatte."

Während er so erzählte umarmte ich ihn immer fester, schluchzte vor mich hin, lauschte aufmerksam seiner ruhigen Stimme. "Als ich dort ankam um dich zurück zu holen, war die Halle leer. In einer Nacht und Nebel Aktion waren alle Händler abgehauen, statt dessen traf ich einen Polizisten an, der mir sagte, sie seien dem Menschenhandel dicht auf den Fersen." Man hatte also heraus gefunden, was dort vor sich ging, dass war unser Glück.

"Aber...?" Izuna lächelte mir zu. "Lass mich fertig erzählen, kleine. Eins nach dem anderen." Ich nickte bestätigend. "Natürlich wollte der Polizist wissen, was ich dort wollte. Es war mir wichtiger dich zu finden, als die Strafe die ich sicher erwarten müsste, also gab ich ihm alles preis was ich wusste. Fast sechs Monate haben wir gebraucht, nach und nach verschiedene Händler hoch genommen, aber nie waren du und deine Freunde unter den Gefangenen. Langsam begann ich daran zu zweifeln, dass wir euch finden. Dann vor drei Tagen rief mich der Kommisar an und sagte mir, sie haben einen weiteren Hinweis. Es war endlich der lang ersehnte Erfolg. 20 Menschen und Neko hatte der Mann gefangen gehalten. In einem der letzten Räume entdeckte man dich."

Izuna löste die Umarmung, sah mir in die Augen und fuhr dann fort. "Du wolltest dich nicht anfassen lassen, also bat die Polizei mich, dich abzuketten, doch auch mich hattest du nicht erkannt. Wir mussten dich betäuben, dann erst war es möglich dich zu befreien, jetzt bist du hier."

Ich schloss meine Augen, ich war endlich frei. Ein Gedanke ließ mich aufspringen, musste mich aber sofort wieder setzen, ich war einfach noch zu schwach. "Meine Freunde Izuna, er hat sie..." Sein sanftes Lächeln, da war es wieder, wie oft hatte ich es vor meinem Inneren Auge gesehen. "Sie sind in den Nebenzimmern, auch ihnen geht es nicht besonders gut, aber bald darfst du zu Ihnen, erst musst du auf die Beine kommen, versprich mir das du jetzt liegen bleibst." Ich nickte eifrig, Izuna stand auf, wollte wohl den Raum verlassen.

"Nein bitte Izuna bleib bei mir, lass mich nicht allein." Sofort kam er zurück ans Bett, setzte sich an den Rand und streichelte wieder meinen Kopf, bei ihm fühlte ich mich sicher und geborgen, er hatte uns befreit, er hatte nach mir gesucht, mich gerettet. Leise seinen Namen flüsternd schlief ich ein. Dieses mal hatte ich fast zwei Tage durch geschlafen, erzählte mir die Schwester am morgen.

Aber dass hieß auch, dass ich endlich Besuch empfangen durfte, sofort fragte ich nach meinen Freunden. Daraufhin holte die Schwester mir erst Sari und dann Mika in mein Zimmer. Die beiden gingen zwar vorsichtig, doch schien es ihnen vergleichsweise gut zu gehen. "Ich bin so froh euch zu sehen, ich dachte, ich dachte er hat euch...." Die letzten Worte blieben mir im Halse stecken, Sari begann zu weinen. "Es tut uns so unendlich leid, wir haben dich verraten." Auch Mika schien mich nicht ansehen zu können.

"Aber ihr konntet doch nichts dafür, bitte kommt zu mir, ich hab euch so unendlich vermisst." Sie kamen auf mich zu, langsam erhob ich mich aus dem Bett um Sari dann fest zu umarmen. Nach einigen Sekunden umarmte uns dann auch Mika, zusammen standen wir eine Weile so da, zu viel hatten wir in der letzten Zeit erlebt.

"Wo ist Kuro? Gehts ihm gut?" Mika nahm mich an die Hand und sah dann die Schwester fragend an. "Wenn ihr langsam macht, darf sie mit." Nickend zog mich der blonde langsam mit sich. Über den Flur, mit dem Aufzug einen Stock tiefer. Psychiatrie, stand dort auf einem Schild neben der Tür. Fragend sah ich zu Sari, doch sie wich meinem Blick mit gesenktem Kopf aus.

Vor einer Tür blieben wir letztlich stehen, dort durch die kleine Scheibe konnte ich Kuro sehen. Er saß in einer Ecke, sah Gedankenverloren auf seine Füße. Großer Gott, was war nur mit ihm geschehen? Nicht einmal die Qualen bei dem alten Wissenschaftler hatten ihn damals so zugerichtet, vermutlich war es einfach zu viel.

"Darf ich zu ihm?" Mika schüttelte traurig den Kopf. "Er greift alles und jeden an, es geht ihm nicht gut Shaya." Nach einigen Minuten waren wir wieder umgekehrt und in meinem Zimmer angekommen. Zum Abendessen mussten Mika und Sari auf ihre eigenen Zimmer. Aber Kuro ging mir nicht mehr aus dem Kopf.

Mitten in der Nacht schlich ich auf leisen Sohlen wieder zur Psychiatrie. Vor seiner Tür hielt ich inne. Er lag dort auf dem Boden und schlief, doch sehr unruhig, seine Ohren, sein Schweif alles zuckte immer wieder. Entschlossen öffnete ich den Riegel, der seinen Raum versperrte und trat ein. Sofort war Kuro aufgewacht.

Er stand auf und sprang mich an, drückte mich an die Tür hinter mir und schnürrte mir die Luft ab. Erschrocken, versuchte ich ihn zu beruhigen. "Kuro, bitte ich bin es Shaya, ich will dir helfen." Doch er lachte bitte auf. "Shaya ist tot, er hat sie getötet, er hat es mir erzählt, sie ist tot." Immer wieder wiederholte er diesen Satz, die Tränen schossen mir in die Augen.

"Nein Kuro ich bin es, erinnere dich an unsere Zeit in der Hütte, weisst du noch, dass du und Mika mit staubigen Tatzenabdrücken auf eurer Kleidung aufgewacht seid? Weil ich in der Nacht als Katze auf euch geschlafen hatte? Denk nach Kuro, ich bin hier." Er schloss die Augen, der Griff um meinen Hals lockerte sich, dann zog er mich in seine Arme und flüsterte.

"Verzeih mir, das alles, du hast es nur durch gemacht, weil du mich getroffen hast, hätte ich mich damals nicht vor dir gewandelt, du wärst immer noch ein normaler Mensch, ein Mädchen, glücklich und nicht verletzt im Krankenhaus.All das hier ist meine Schuld."

Neko - Wie ein Tag mein Leben VeränderteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt