Kapitel 4 - Vertrauen

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Ein kalter Windzug ließ mich aus dem Schlaf aufschrecken. War ich tatsächlich so schnell eingeschlafen? In Gegenwart eines fremden Mannes? In Erinnerung, an das was ich gestern erfahren hatte, suchte ich den Raum nach dem fremden ab. Entdecken konnte ich ihn allerdings trotz des fast taghellen Raumes nicht, jetzt konnte man stattdessen einige Bilder an den Wänden erkennen und die Treppe war ebenfalls von meinem Platz aus gut zu sehen. Langsam erhob ich mich um im Keller nach zu sehen, doch auch hier war niemand. Vielleicht war er schon gegangen, ich an seiner Stelle hätte wohl auch nicht länger in diesem Verliess bleiben wollen, auch ich sollte mich langsam auf den Weg nach Hause machen, obwohl dort sicher niemand auf mich wartete. Mutter war oft auf Reisen, so war auch unser gestriger Streit rund um dieses Thema ausgebrochen, sie war jetzt sicher schon in New York und nicht vor nächsten Monat zurück. Mit meinen 27 Jahren brauchte ich allerdings auch keinen Vormund mehr und kam gut allein zurecht. Im vorbeigehen hob ich die Jacke vom Boden auf, hatte sie mir in der Nacht als provisorisches Kissen gedient. Gerade als ich zur Tür raus gehen wollte, kam mir eine große Gestalt entgegen und für einen Moment war ich starr vor Schreck. "Ich bin es bloß, ich habe einen Hasen erlegen können, mit einem Feuer ist er sicher schnell gegart." Nur langsam schaffte mein Herz es, sich zu beruhigen, hatte ich doch nicht mehr mit ihm gerechnet. "Ich wollte mich gerade auf den Weg nach Hause machen. Wenn Sie wollen kommen Sie mit, ich kann Ihnen sicher andere Kleidung auftreiben und dort habe ich auch Nahrungsmittel." Ohne eine Antwort abzuwarten, schritt ich aus der Tür und musste ersteinmal blinzeln, fast 24 Stunden an einem so dunklen Ort, da brauchte man einen Moment zur Gewöhnung.

"Ich soll also mit dir gehen? Bist du sicher, dass du das willst?" Lächelnd hatte ich mich zu ihm umgedreht, seine höfliche Art, ließ mich einfach schnell Vertrauen zu ihm aufbauen. "Ich sagte es doch schon, Sie sind frei, gehen Sie wohin Sie möchten, aber Ich biete Ihnen an bei mir zu Essen und sich neu Einzukleiden." Scheinbar brauchte er einen Moment, meine Worte zu verstehen, denn ich war schon einige Meter vorraus gegangen, stand nun vor dem Abhang den ich am Vortag hinab gefallen war. "Es wird schwer dort hoch zu gelangen" sprach ich leise vor mich hin. Etwa 15 Minuten hatte ich gebraucht und war nun sichtlich geschafft, mein fremder Begleiter hatte sich scheinbar entschieden mir aus dem Wald zu folgen und ging jetzt neben mir. Gestern hatte ich mich ganz offensichtlich verlaufen, also hielt ich erst mal nach der Sonne ausschau. Mit dem Wissen, dass mein Wohnort im Osten lag, entschied ich mich dafür links einzuschlagen und diesem Weg dann zu folgen. Erst als die Sonne begann zu sinken, erreichten wir den Ortsrand, bis zu meinem Elternhaus waren es also nur noch wenige hundert Meter. Mein Begleiter hatte die ganze Zeit über geschwiegen und ich hatte mich nicht getraut die Stille zu durchbrechen. Wenige Minuten später hatten wir das Haus erreicht, mit dem Schlüssel, den ich schnell aus der Hosentasche gekramt hatte, öffnete ich in windeseile die Tür. Zwar stand das Haus etwas abseits, dennoch wäre ich und vor allem der doch etwas wild aussehende Mann hinter mir, ein gefundenes fressen für die Tratschtanten des kleinen Ortes.

"Bitte kommen Sie rein, ich werde direkt frische Kleidung und Handtücher zusammen suchen, sicher möchten Sie gern duschen." Mit einem Nicken, gab er mir zu verstehen, dass er verstanden hatte. Die Sachen waren schnell zusammen gesucht, ein paar Teile meines Vaters hatten wir damals mit eingepackt, so eilte ich schnell wieder die Treppe hinab in den Flur. Mein Gast stand noch immer dort, wo ich ihn verlassen hatte, mit der Hand wieß ich ihn an, mir zu folgen. "Das ist das Bad, wenn Sie fertig sind, kommen Sie in die Küche ich werde bis dahin etwas zubereiten." Wortlos verstand er im Bad, ich schloss die Tür hinter ihm und begab mich in die Küche.

Neko - Wie ein Tag mein Leben VeränderteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt