Kapitel 9 -Krank

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Schnell hatten wir mein Elternhaus erreicht, war Kuro doch um einiges schneller als ich, mein Gewicht auf seinen Armen schien ihm nichts auszumachen. Behutsam ließ er mich von seinen Armen und eilig versuchte ich die Tür zu öffnen, hielt jedoch mitten in der Bewegung inne. Die Augen geschlossen, holte ich tief Luft. "Warum? Warum bist du zurück gekommen? Du bist schnell, hättest schon weit weg sein können." Ich hatte mich zu ihm herum gedreht, lehnte leicht an der Tür um nicht zu Boden zu sacken. Als ich nach einiger Zeit keine Antwort erhielt, drehte ich mich um und wollte gerade ins Haus, als er mich zurück hielt. "Ich war noch nie allein Shaya, ich hatte wohl Angst vor der Einsamkeit und hoffte du würdest mich begleiten."

So ehrlich war er seit unserem kennenlernen nicht einmal zu mir. "Wo gehst du jetzt hin? Was hast du vor?" Doch scheinbar hatte er meine Frage falsch verstanden. "Ich werde niemandem wehtun versprochen, ich werde ich mich von den Menschen fernhalten, möchte einfach nur die Welt sehen." Vorsichtig sah ich zum auf. "So habe ich das nicht gemeint, ich....." Doch er stoppte mich. "Schon gut, ich verstehe, du solltest jetzt rein gehen, ich rufe dir einen Arzt." Also sperrte ich die Tür auf und trat ein, Kuro folgte mir mit einigem Abstand. Ohne darüber nachzudenken ging ich direkt zur Treppe, ging zwei Stufen hinauf doch verlor ich plötzlich den halt und fiel. Nicht einmal zum schreien hatte ich noch genug Kraft, so erwartete ich einfach den Aufprall, doch er kam nicht. Zwei Arme hatten mich aufgefangen, diese trugen mich nun rauf in mein Zimmer, platzierten mich auf meinem Bett und deckten mich zu. Ein kühler Lappen auf meiner Stirn, leise Stimmen in meinem Zimmer, was ist hier los?

Sofort öffnete ich meine Augen und sah Kuro mit einem Mann sprechen, der Neko hatte einen Kapuzenpullover übergestreift und den Schwanz unter der Kleidung versteckt, offenbar war er darin geübt seine Herkunft zu verstecken. Der andere Mann war groß und recht breit, er hatte schwarze Kleidung an und einen Koffer in der Hand, was sie sprachen verstand ich nicht. Erst als der fremde das Haus verließ bemerkte Kuro, mein erwachen. "Der Arzt hat dir Medikamente hier gelassen und dir eine Spritze gegeben, das Fieber sollte bald sinken, dann wird es dir besser gehen." Ich sah zu meinem Nachttisch und entdecke die kleinen Schachteln mit allerhand Medikamenten. Kuro hingegen hatte sich umgedreht und war auf dem Weg zur Tür.

"Warte Kuro, bitte. Meine Mutter ist tot, ich habe niemanden mehr, auch ich bin das erste mal ganz allein. Kannst du nicht noch etwas bleiben?" Kurz lachte er auf. "Du scheinst immer noch hohes Fieber zu haben. Shaya ich sollte nicht länger in deiner Nähe sein als unbedingt nötig. Du wirst schon zurecht kommen, du bist stark und klug." Bitter lachte nun auch ich. "Das hat nichts mit meinem Fieber zu tun. Ich weiss jetzt was du getan hast, aber mir hast du niemals weh getan, hast mich sogar beschützt, warum also sollte ich mich fürchten?" Offensichtlich hatte ich ihn zum nachdenken gebracht, denn er verharrte noch einige Zeit an der Tür.

"Gut ich bleibe bis du gesund bist, schliesslich warst du die jenige die mich befreit hat." Ich senkte meinen Kopf, dass war es also, er fühlte sich verpflichtet mich zu retten, jetzt bei mir zu bleiben, weil ich ihn befreit hatte. Sein Pflichtgefühl sperrte ihn erneut ein, aber das wollte ich nicht. "Nein ist schon gut, du solltest endlich frei sein, geh. Ich komm allein zurecht." Einen Moment noch sah er mich an, nickte dann langsam und ging. Nur wenige Sekunden später, hörte ich die Haustür ins Schloss fallen und wieder war ich allein.

Über Nacht kamen zum Fieber auch Husten, Schwindelanfälle und Halsschmerzen, es hatte mich also ordentlich erwischt. Nicht nur die Wunden auch der Regen hatten meinem Körper ordentlich zu gesetzt. Pünktlich nahm ich die Medikamente ein, aß nur Brot und Suppe und lag den ganzen Tag im Bett, sodass ich mich nach drei Tagen wesentlich besser fühlte. Allerdings nur meine Erkältung betreffend, denn das alleinsein setzte mir stark zu. Immer wieder begann ich zu weinen und hörte erst auf, wenn ich einschlief. Es gab niemanden, keine Onkel oder Tanten, Großeltern oder Geschwister zu denen ich Kontakt hätte. Sie alle hatten mir und meiner Mutter den Rücken gekehrt, als wir Vater verlassen hatten, er war ein grausamer Mensch.

Neko - Wie ein Tag mein Leben VeränderteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt