Kapitel 22 - Haustiere

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Wie angekündigt, erreichten wir am nächsten Tag gegen Mittag eine Stadt, sie war nicht sehr groß aber unglaublich lebhaft. Überall wuselten Kinder, spielten ausgelassen, ein Paar Frauen verkauften Frisches Obst und Gemüse auf einem Wochenmarkt. Zwischen all diesem Tumult vielen wir zwei gar nicht weiter auf, so konnten wir seelenruhig durch den Ort wandern, bis wir eine Scheune fanden. Genau richtig um dort zu übernachten, auch wenn es bis Sonnenuntergang noch eine Weile hin war.

Gerade waren wir dabei uns genauer umzusehen, waren tief in ein Gespräch über die neuheiten meiner Zeit vertieft, Kuro kannte so vieles nicht, als sich plötzlich etwas fest um meinen Hals legte. Auch Kuro hörte ich fauchen, während ich versuchte mich zu befreien. "Ihr seid wirklich zwei hübsche Katzen, euch vermisst sicher schon jemand, bleibt ganz ruhig, alles gut." Was sollte denn daran gut sein? Die Person packte mich am Nackenfell und einen Augenblick später fand ich mich in einem Käfig wieder, der in einem Auto stand. Auch Kuro wurde zu mir gesetzt, gestresst begann ich zu miauen, doch der Mensch schloss einfach die Tür und fuhr los.

"Kuro was machen wir denn jetzt?" Ich war den Tränen nahe, ich wollte nicht gefangen sein, erging es allen Tieren so? Ich wollte doch nur frei sein, hingehen dürfen, tun dürfen was ich wollte. "Beruhige dich Shaya, wir finden einen Weg, warten wir erst mal ab, was man von uns will. Denk daran als Menschen können wir fliehen. Wir sollten dabei nur unentdeckt bleiben." Seine Ruhe und Zuversicht halfen mir, mich zu beruhigen so warteten wir ruhig das Ende der Fahrt ab.

Es hatte auch nicht lang gedauert, da hielt das Fahrzeug und die Käfige wurden ausgeladen, neben uns waren noch ein Hund und zwei weitere Katzen eingesperrt gewesen. Alle wirkten nervös, dieser Ort roch seltsam, es gefiel mir gar nicht. Dann sah ich das Schild >Tierheim<. Großer Gott nein, ich wollte dort nicht rein, ich wusste genau wie lang so manches Tier dort festsaß nur um am Ende an irgend welche Leute verkauft zu werden ohne zu wissen, ob die Menschen gut zu ihnen wären.

Scheinbar hatte Kuro mir angesehen was ich dachte. "Wir verschwinden ganz schnell wieder, bis dahin spiel mit, benimm dich." Wieder hatte mein Begleiter recht, es würde vieles leichter machen, wenn wir kooperieren würden. Eine Frau mittleren Alters öffnete meinen Käfig und nahm mich auf den Arm. "Hallo meine schöne, hab keine Angst, so hübsch wie du bist hast du schnell ein neues Zuhause." Gut das sie nicht wusste wie falsch sie damit lag, ging mir durch den Kopf während sie mich weiter untersuchte. Dann bekam ich noch eine Spritze.

Kuro wurde ebenfalls untersucht und dann zu mir zurück gesetzt, die Frau sah uns noch kurz an und rief dann einen Tierheimmitarbeiter zu sich. "Toni, die beiden bleiben zusammen, schreib an den Käfig >Nur zusammen vermitteln<, die Katze orientiert sich am Kater, es täte ihnen nicht gut. Sie hatte ja recht, aber es klang in meinen Ohren, als sei ich allein zu nichts fähig, so schaute ich etwas beleidigt drein. Sie sah dies und begann zu lachen. "Typisch Katze, unglaublich stur und eitel."

Zusammen wurden wir jetzt in einen Raum mit Glastür gebracht, dort standen Kratzbäume, Näpfe und allerhand Spielzeug sowie ein Katzenklo, dass ich Garantiert nicht benutzen würde. Bis wir uns genau umgesehen hatten, war es Abend geworden und das Tierheim schloss. Heute waren kaum Besucher dort, aber das interessierte weder Kuro noch mich, schliesslich würden wir bald wieder weg sein. Die Nacht wurde zum Martyrium, es war warm, stickig und ständig bellte oder miaute es irgend wo.

Irgend wann war ich so verstört und überfordert mit all dem hier, dass ich mich ganz nah an Kuro kuschelte und bei ihm halt suchte. Dieser wehrte mich dieses mal nicht ab, er musste gemerkt haben wie es mir erging. Nach endlos erscheinenden Stunden, schlief ich endlich ein, doch nach nur kurzer Zeit ging überall das Licht an und weckte mich so, viel zu früh, auf. Die Mitarbeiter betraten jeden Raum und reinigten ihn, fütterten die Tiere und streichelten sie hier und da. Dann wurde das Tierheim geöffnet.

Heute war wohl Samstag und so kamen mehr Besucher als gestern. Viele sahen auch zu uns, ich kam mir mitlerweile vor, wie ein Zirkuspony, doch wenn sie das Schild sahen, gingen sie auch genau so schnell wieder. Kuro und ich hatten abgemacht heute Nacht auszubrechen, also hoffte ich, dass nicht dazwischen kam, denn hier konnte und wollte ich nicht länger bleiben. Jedoch wurden meine Wünsche nicht erhört, ein junges Mädchen, etwa 12, stand vor der Glastür und lächelte mir entgegen.

Neko - Wie ein Tag mein Leben VeränderteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt