Kapitel 5 - Abschied

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Meine Mutter hatte es offenbar nicht für dringend befunden einzukaufen also konnte ich nur Spaghetti zubereiten, die wir immer im Haus hatten. Alles köchelte so vor sich hin, wodurch ich etwas Zeit hatte mich auszuruhen. Dabei viel mir auf, dass meine Verletzungen noch immer brannten und eine ungesunde Farbe angenommen hatten, morgen würde ich einen Arzt aufsuchen, sicher war sicher. "Das riecht sehr lecker." Ich war so in Gedanken gewesen, dass ich erschrak als ich seine Stimme vernahm. "Bitte setzen Sie sich, es ist gleich fertig." Während ich Geschirr zusammen sammelte und auf dem Tisch plazierte, musterte ich den "jungen" Mann genauer. Jetzt wo seine Haare noch nass waren, sah man ganz deutlich die Katzenohren herausstehen, sein Schwanz zuckte unruhig hin und her. Offensichtlich war ihm nicht ganz wohl in meiner Gesellschaft. Dann ertönte die Eieruhr, für mich ein alltägliches Geräusch, doch offensichtlich nur für mich. Denn nur eine Sekunde nach dem Geräusch saß ein fauchender schwarzer Kater unterm Tisch.....es war das erste Mal, dass er in meiner Gegenwart zum Kater wurde und ich war von diesem Anblick so gefesselt, dass ich die Nudeln vergaß. Erst das zischen des Kochwassers auf der Herdplatte, rief mich wieder wach. Also servierte ich das Essen, wartete aber noch damit zuzugreifen. "Sie können wieder heraus kommen, dass war nur ein Wecker, der mir ansagen sollte wann die Nudeln gut sind." Der Kater verschwand im Flur und der junge Mann trat, einen Augenblick später, wieder ein. "Entschuldige, ich bin so vieles nicht gewohnt." Verstehend nickte ich und begann dann zu essen um nur wenige Augenblicke später schon satt und zufrieden zu meinem Gast zusehen. Auch er hatte alles aufgegessen. "Es freut mich das es Ihnen geschmeckt hat." Einmal atmete er tief ein, sah mir in die Augen und sprach mit ruhiger Stimme: "Bitte nenn mich Kuro, ich bin es nicht gewohnt so förmlich angesprochen zu werden. Ich danke dir für alles, aber ich werde jetzt gehen." Natürlich verstand ich warum er gehen wollte, war er doch zum ersten mal frei, aber aus irgend einem Grund wollte ich nicht das er geht. "Wollen Sie......möchtest du nicht erst mal ordentlich ausschlafen bevor du aufbrichst?" Kurz sah er mich fragend an, dann schien ihm etwas einzufallen. "Ich habe die letzten Jahre oft geschlafen, ich bin nicht müde, bitte verzeih aber ich möchte dir nicht länger zur Last fallen." Kurz konnte ich einen Anflug von Trauer nicht verbergen um ihn kurz darauf anzulächeln. "Ich verstehe, ich wünsche dir eine gute Reise, egal wo dein Weg dich hinführt." Ohne darauf etwas zu erwidern wandelte er sich zum Kater und verschwand zur Tür raus, die Träne auf meiner Wange sah er nicht mehr.

Jetzt lag ich schon seit zwei Stunden in meinem Bett und versuchte vergebens, einzuschlafen. Kuro's Geschichte hatte dafür gesorgt, dass ich in Gedanken versank. Die Welt vor 100 Jahren musste grausam gewesen sein, noch viel schlimmer als sie sowieso schon war. Ob es heute noch mehr von Kuro's Art gab? Versteckten Sie sich als Katzen unter uns? Wie konnten Sie die Sklaverei beenden? So viele Fragen, niemand könnte sie mir beantworten, selbst wenn es noch Zeugen dafür gäbe, sie würden sicher nicht mit mir reden. Aber ich konnte nicht einfach aufgeben, also Griff ich mir meinen Laptop und begann zu suchen. Archive aus der Zeit, von Kuro's Geburt, aber dort gab es nichts zu finden, dass auf Sklaverei seiner Art schliessen ließ. Erst als es begann zu dämmern, fiel mir auf wie lange ich eigentlich recherchiert hatte.

Unglaublich müde und erschöpft viel ich fast augenblicklich in einen tiefen, traumlosen Schlaf. Viel zu früh riss mich ein klingeln an der Tür aus meiner Bettruhe, verschlafen und im Schlafanzug stapfte ich zur Tür. "Sind Sie Frau Midori?" Ein Polizist stand vor mir mit einer Kiste in der Hand. "Ja die bin ich, wie kann ich Ihnen helfen?" Er sah zu Boden und dann zurück zu mir. "Frau Midori ich muss Ihnen mitteilen, dass es einen Unfall mit dem Flugzeug gab, in dem Ihre Mutter saß, sie hat diesen Unfall leider nicht überlebt. Ich habe hier ihre persönlichen Sachen. Es tut mir aufrichtig leid, Bitte sagen sie uns wenn sie Hilfe brauchen." Ich nahm die Kiste entgegen, bedankte mich und schloss die Tür, erst dann schien mein Verstand zu verstehen, was mir da gerade gesagt wurde, denn augenblicklich begann ich zu weinen. Lange hatte ich auf dem Flur gesessen und einfach nur geweint, dann hielt es nicht mehr aus, mit schnellen Handgriffen zog ich mich an, griff nach Schlüssel und Jacke und eilte aus dem Haus.

Ca. eine Stunde hatte ich gebraucht, die Stelle im Wald wiederzufinden. Doch dann hatte ich die große rostige Tür erreicht und trat direkt ein. Ich weiss nicht warum, aber ich wollte jetzt hier sein, allerdings stand nun unschlüssig da und wusste nichts mit mir anzufangen. Um nicht wieder zu viel nach zu denken begab ich mich in den Keller, wo wenn nicht hier konnte ich mit der Suche nach Kuro's Vergangenheit beginnen. In einer Ecke, neben den Käfigen, fand ich ein Regal mit Aktenordnern. Vorsichtig nahm ich mir einen und begann zu lesen. In Gedanken versunken bemerkte ich nicht, dass ich nicht länger allein war.

Neko - Wie ein Tag mein Leben VeränderteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt