Kapitel 17 - Ängste

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Zwei Tage lang waren wir jetzt unterwegs. Seit meiner Wandlung sprach ich nicht mehr, ich konnte nicht oder wollte nicht. Auch meine Begleiter sprachen nur selten und wenn, dann nur um sich abzusprechen wie es nun weiter ging. Sie hatten beschlossen erst mal zu Mika's Wohnung zu gehen, also hatten wir noch einige Stunden Fußmarsch vor uns. Natürlich wäre Zug fahren schneller gegangen aber die beiden Kater waren sich einig, dass es mit einer frisch geborenen Neko wohl nicht so einfach war.

Ich hatte einige Zeit gebraucht mit dem Schwanz umgehen zu lernen, brauchte einige Minuten um auch nur gerade aus laufen zu können. Immer wieder hatte ich auch versucht auf einen Baum zu klettern, ich wollte meine Ruhe, doch es klappte einfach nicht. Auch die Wandlung zur Katze war mir noch nicht möglich, so war der Gang durch Felder und Wälder sicher erst mal das beste. Ich hatte nur genickt als sie nach meinem ok fragten. Die Geräusche des Waldes waren so intensiv, so anders, was sicher an den Katzenohren lag. Aufmerksam zuckten sie hin und her um jedes Geräusch zu erfassen. Meine Augen hingegen waren starr auf den Waldboden gerichtet, sie brannten noch immer, lange hatte ich einfach nur geweint, sehr lange.

"Shaya sieh mal eine Hütte, komm wir machen hier Rast." Stumm folgte ich Mika in die alte Jagdhütte. Ohne mich umzusehen oder mich mit den beiden Katern zu unterhalten, ging ich die Treppe rauf in den ersten Stock und rollte mich auf dem alten staubigen Bett zusammen, doch schlafen konnte ich nicht. Leise war die Stimme des blonden zu vernehmen. "Es ist schlimmer als ich dachte, sie wird nie damit zurecht kommen, als Neko geboren werden ist die eine Sache aber zu einer gewandelt zu werden, dass ist etwas ganz anderes." Er hatte Recht, ich wusste nicht wie ich damit umgehen sollte. Kuro sprach daraufhin etwas lauter, es klang als wollte er, dass ich ihm zu höre. "Sie muss sich jetzt damit abfinden, es ist wie es ist, ich hatte sie gewarnt doch sie wollte dich retten. Jetzt bringt es auch nichts mehr zu bereuen."

Verdammt, da hatte er recht. Aber so einfach war das doch nicht, ich war kein Mensch mehr, vielleicht wurde ich zum Monster, würde möglicherweise Menschen töten, so wie Kuro. Bei dem Gedanken schreckte ich auf, was dachte ich denn nur da? Er war doch kein Monster und Mika war so sanft. Ich musste nur meinen eigenen Weg finden, mich mit meiner neuen Gestalt anfreunden. Einige Zeit dachte ich noch nach, dann ging ich selbstbewusst und zu neuem Lebensmut geweckt, runter in den großen Wohnraum des alten Jagdhauses.

Seit zwei Tagen lächelte ich das erste Mal. "Bringt es mir bei." Fragezeichen standen den beiden ins Gesicht geschrieben, was mich doch sehr belustigte. "Alles, alles was ich wissen muss als Neko." Mika sprang auf und umarmte mich, wodurch ich das Gleichgewicht verlor und gegen Kuro fiel, der und beide auffing. Nun war ich zwischen den beiden Katern gefangen und für einen Moment schien die Zeit still zu stehen. Sie waren alles was ich hatte, ich bereute es nicht Mika gerettet zu haben, auch wenn es hieß, dass ich nun kein Mensch mehr war.

Schneller als mir lieb gewesen wäre trennte sich Kuro von uns und auch Mika trat einen Schritt von mir weg. Beide sahen Misstrauisch zu mir, begannen dann aber lauthals zu lachen. Ich verstand die Welt nicht mehr? Was denn nun? "Deine Ohren, Shaya, sie hängen runter wie Hundeohren, das ist einfach nur zu süß." Mika hatte vor lachen kaum zwei Wörter hintereinander sprechen können, während ich ein beleidigtes Gesicht machte.

"Es wird Abend, ich denke als erstes bringen wir dir das Wandeln bei, das wird vieles leichter machen." Kuro hatte sich als erster wieder im Griff und zeigte mit der Hand auf die Tür. "Komm schon Mietze, gehen wir." Als ich an ihm vorbei ging schlug ich ihm auf die Schulter. "Nenn mich nicht so." Erst hatte er wohl gelaubt, ich sei wirklich sauer, aber als ich meinen Kopf noch einmal nach ihm drehte und ihm zuzwinkerte, begann auch er wieder zu grinsen.

Gut zwei Stunden hatte es gedauert, die Sonne war längst hinter den Bäumen des Waldes verschwunden, da saß ich endlich als kleine Katze vor den beiden. Schwarz mit weißem Bauch und weisser Schwanzspitze, sagte man mir. Es war unglaublich, die ganze Welt war so riesig, so anders. Atemberaubend.

Neko - Wie ein Tag mein Leben VeränderteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt