Kapitel 37 - Nie mehr frei sein?

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Wie lang ich jetzt schon hier gefangen war, wusste ich nicht. Nie ließ mich der Mann aus diesem Raum, immer wieder kam er zu mir und immer wieder versuchte ich mich zu wehren, zu entkommen. Doch nach so unendlich langer Zeit, kam es mir immer aussichtsloser vor, er würde uns töten wenn er den Spaß an uns verlor.

Lachend erzählte er mir jedes mal davon, wie er meine Freunde gebrochen hatte, dass er auch Mika und Kuro missbrauchte. Kuro hatte man betäuben müssen, aber auch er hatte irgend wann den Willen verloren weiter zu kämpfen. Weinen konnte ich nicht mehr, ich hatte einfach keine Tränen mehr. Ich war leer, immer wieder lief mein Leben vor meinem inneren Auge ab.

Warum? Womit hatte irgend jemand das verdient? Was hatten wir schreckliches getan, dass man so mit uns umgehen durfte? Aber auch solche und andere Fragen, stellte ich mir wenige Tage danach nicht mehr. Ich sprach nicht mehr, wurde Zwangsernährt, auch stehen konnte ich nicht mehr. So wurden auch die Besuche des fremden weniger, ich hätte sie sowieso nicht mehr lange Überlebt, mein Zustand war schlicht und ergreifend desolat.

Meine Freunde hatte ich auch schon lang nicht mehr gesehen, unser Peiniger sagte, einzeln sei es leichter uns zu brechen. Mein Körper war übersäht von blauen Flecken, kleinen Schnitten und resten von Blut. Ich war immer noch an die Wand gekettet aber immer an einem anderen Körperteil, mal am Arm, mal am Beim. Schon wenn die Tür aufging und Licht in den kleinen Raum fiel, begann ich zu zittern, wusste ich doch genau was kam.

Ich hatte aufgegeben, nie wieder würde ich frei sein. Nie wieder den Wind in meinen langen Haaren spüren. Nie wieder einen Baum hinauf jagen, nie wieder rennen. Für immer sollte ich seine Sklavin sein, sein Haustier, sein Spielzeug. Ein Spielzeug, dass er kaum noch nutzte, schliesslich drohte es kaputt zu gehen.

So vergingen weitere Tage oder waren es Wochen? Monate?An irgend einem Tag, zumindest glaubte ich es sei Tag, öffnete sich erneut die schmale Tür zu meinem Verließ. Stimmen riefen immer wieder meinen Namen, doch ich hörte es kaum, unter der vollständigen Isolation, hatte ich schon oft Halluziniert, so glaubte ich auch jetzt es sei wieder Einbildung.

Durch die Unterernährung war auch meine Sicht getrübt, ich konnte nur einige Schatten vor mir erkennen, der eine kam auf mich zu. Ich wand mich an der Kette hin und her, wollte dem unausweichlichen entkommen, wollte es nicht sehen. Wollte mich in eine Traumwelt retten, während mein Peiniger sich wieder an mir Verging.

Doch dieses mal folgte nichts. Ich spürte keine Berührung, angestrengt sah ich zu dem Schatten auf und langsam schärfte sich meine Sicht. Auch meine Ohren, nahmen die Geräusche und Stimmen um mich herum nun besser wahr. "Shaya, beruhig dich, ich bin es ich hole dich hier raus." Die Gefangenschaft hatte ihre Spuren hinterlassen, man konnte niemandem Vertrauen.

Wieder versuchte ich meine Fesseln los zu reissen, meine Angst war unendlich, ich dachte mein Herz bliebe stehen. Als eine Hand nach mir griff, machte ich mich ein, ich konnte es einfach nicht mehr kontrollieren, meine Angst hatte mich vollends im Griff. Wieder versuchte die Hand nach mir zu greifen, bevor sie mich erreichte, schrie ich auf.

"So wird das nichts, holt eine Spritze." Auf der schäbigen Matratze eingerollt, wartete ich darauf wieder gequält zu werden, doch noch immer passierte nix. Die Spritze hatte mich zwar träge gemacht aber mein Verstand war wach.

"Kommt jetzt, gehen wir."

Ich wurde hoch gehoben und aus dem Raum getragen, immer noch zitterte ich und jammerte leise vor mich hin. In ein Auto verladen, lag ich nun auf dem Rücksitz. Warum? Warum passierte das jetzt? Länger darüber nachdenken konnte ich nicht, die Müdigkeit holte mich ein. Die Augen fielen zu und ich war zurück in meiner Traumwelt, die mir so oft schon zuflucht gewährt hatte.

Neko - Wie ein Tag mein Leben VeränderteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt