Kapitel 4

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„Hier komme ich immer hin wenn ich meine Ruhe haben will oder wenn ich ein Turnier habe, so wie dieses Wochenende."

„Du hast dieses Wochenende ein Turnier? Das wusste ich ja gar nicht!"

„Ja. Das Turnier geht von Freitag bis Samstag. Samstagabend fahren wir dann wieder nach Hause und Montagmorgen kommen dann die Feriengäste. Ziemlich stressig alles, aber das ist halt so wenn man auf einem Reiterhof lebt. Kann man nichts ändern."

Ich zuckte mit den Achseln.

„Und wo ist das Turnier?"

„Das weiß ich gar nicht so genau... Auf jeden Fall muss man ein Stück fahren, deshalb fahre ich schon Donnerstagmorgen los. Zusammen mit meinem Dad. Meine Mom kümmert sich dann währendessen um den Hof."

„Und ähm...kann ich da vielleicht mitkommen?", fragte Dan. „Das würde mich wahnsinnig interessieren, wie das so abläuft auf einem Turnier."

„Ja klar, wenn du möchtest...!"

Wir setzten uns ins Gras und schauten den Pferden zu. Dann schaute Dan mich an.

„Erzähl mir etwas über dich."

„Was?", fragte ich völlig perplex.

„Erzähl mir etwas über dich. Irgendetwas spannendes aus deinem Leben."

„Äh, ich glaube in meinem Leben gibt es nichts Spannendes."

„Was? Du lebst auf einem Reiterhof und behauptest dein Leben sei nicht spannend?"

„Ja. Ich finde mein Leben nicht wirklich spannend. Ich gehe ganz normal zur Schule wie jeder normale Teenager. Und du? Dein Leben kann ja wohl auch nicht so langweilig sein, wenn deine Eltern eine Farm haben, oder?"

„Ich habe ja auch nie behauptet, dass mein Leben langweilig wäre, das warst du. Also erzähl mal."

„Was soll ich denn erzählen?"

„Einfach irgendetwas. Ich würde gerne mehr über dich erfahren."

„Okay, also ich lebe auf einem Reiterhof, hab die beste Freundin die es gibt, gebe hier oft den kleinen Kinder Reitunterricht, außer, wenn ich etwas für die Schule machen muss, da sind meine Eltern ganz streng. In der Schule bin ich eher mittelmäßig."

Dan guckte mich abwartend an.

„Das war alles, glaube ich. Hobbys habe ich außer dem Reiten keine. Jetzt bist du dran. Was gibt es über dich zu wissen?"

„Ich lebe auf einer kleinen Farm in der Nähe von Sydney. Zusammen mit meiner Zwillingsschwester und meiner kleinen Schwester, sie ist 15, muss ich meinen Eltern auf der Farm helfen. Wir haben auch viele Tiere und unsere Nachbarn haben Pferde. Und seit neuestem wohnt deine Grandma bei uns."

„Echt? Das hat sie uns gar nicht erzählt!"

„Ja, kann sein, dass sie nicht wollte, dass ihr es erfahrt..."

„Hä? Wieso sollte sie das denn nicht wollen?", fragte ich irritiert.

„Ähm...das erklärt sie dir am Besten selbst."

„Okay. Und was habt ihr so für Tiere?", wollte ich neugierig wissen.

„Wir haben einen Hund, drei Katzen – eine Mutter und zwei Babys -, Hühner, Kühe und zwei kleine Babykängurus."

„Echt? Wie niedlich!"

Dan schaute mir lange in die Augen, dann beugte er sich langsam vor.
‚Gleich küsst er mich', dachte ich aufgeregt und mein Herz begann wie verrückt zu pochen. Kurz bevor sich unsere Lippen berührten, fingen die Pferde an zu wiehern und wir fuhren auseinander. Es folgte eine peinliche Stille und wir schauten zum See.

„Äh, wir sollten dann mal langsam wieder zurück reiten, es ist schon spät", brach ich das Schweigen.

„Ja, du hast recht", stimmte Dan mir zu und wir standen auf.

Ich band die Pferde los und wollte gerade aufsteigen, als Star mir einen Schubs gab und ich in den See fiel. Mit einem lauten ‚Platsch' landete ich im Wasser. Dan starrte mich erst völlig erschrocken an, doch dann lachte er lauthals los. Er kriegte sich gar nicht mehr ein.

„Lachst du mich etwa aus?", fragte ich, konnte aber nicht anders und musste mit lachen.

„Nein!", beteuerte er ironisch. „Das würde mir nie einfallen!"

„Hilf mir jetzt wenigstens hier raus!", sagte ich gespielt beleidigt und streckte Dan meine Hand hin. Er ergriff sie, doch bevor er mich raus ziehen konnte, zog ich ihn zu mir ins Wasser.

„Hey! Was soll das?", wollte er wissen.

„Na was wohl? Rache natürlich! Dafür das du mich ausgelacht hast!"

An dieser Stelle war der See sehr tief und so tauchte ich Dan unter, damit er auch richtig etwas von dem Wasser abbekam.

„Hey", protestierte er prustend als er wieder auftauchte, musste aber sofort anfangen zu lachen.

„Damit es sich auch richtig lohnt!", meinte ich lachend.

„Na warte!", rief er und tauchte mich unter.

Ich strampelte wie wild, bis er mich endlich frei ließ. Wir alberten noch ein bisschen herum, aber dann mussten wir wirklich gehen.

„Können wir so überhaupt zurück reiten?", wollte Dan wissen.
„Wieso denn nicht?"

„Na wegen dem Sattel?"

Ich winkte ab.

„Papperlapapp! Das mache ich immer. Wenn ich im Sommer mit Liz hier bin gehen wir immer im See baden. Aber vielleicht sind in der Hütte noch Handtücher..."

„Ja, dann lass uns mal nachschauen."

Wir gingen zur Hütte und ich holte den Schlüssel, der versteckt in einer kleinen Nische auf der Tür lag. Drinnen überfiel uns eine Hitze, da das Haus genau in der prallen Sonne stand.

„Hier im Regal liegt noch ein Handtuch."

„Nur eins?", wollte er wissen.

„Ja..."

„Okay, dann müssen wir uns das wohl teilen."

Ich schaute Dan an um mich zu versichern, dass er es ernst meinte. Er grinste mich an. Wir wickelten uns in das Handtuch ein. Wir standen jetzt ganz eng beieinander und ich hoffte, dass Dan mein Herz nicht hören, beziehungsweise spüren konnte. Mir war ein wenig unwohl, so nah neben Dan zu stehen, aber gleichzeitig genoss ich seine Nähe.

Dann lösten wir uns wieder voneinander, da die Pferde draußen unruhig wurden. Wir saßen auf und ritten schnell nach Hause. Dort erwartete uns schon mein Dad.

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