Kapitel 26

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Eine Woche später fing wieder das harte Training an. Es waren nur noch eineinhalb Wochen bis zum großen Internationalem Reitturnier. Dieses Jahr wollte ich es unbedingt schaffen! Wir saßen gerade zu viert am Frühstückstisch und ich erzählte Dan und Iván, wie das Turnier ablaufen würde und was ich alles machen musste.

„Es gib ein paar Änderungen dieses Jahr!", erklärte ich. „Es nehmen von jedem Land die besten drei Reiter und Reiterinnen teil, die dann eine Woche zusammen trainieren, wobei sie immer beobachtet und bewertet werden. Das ganze beginnt montags und endet am darauffolgenden Sonntag. Freitag beginnt das Dressurreiten und Samstag ist dann Springreiten. Insgesamt werden dann die Ergebnisse des Turniers und des Trainings zusammen gerechnet. Und es werden wieder welche im Laufe der Tage ausscheiden... Ich bekomme dafür jetzt immer extra Training von einem speziellen Trainer, den mein Dad für mich organisiert hat. Deshalb habe ich leider die nächsten Tage nicht so viel Zeit für euch."

Ich warf Dan einen entschuldigenden Blick zu. Dan wollte gerade etwas erwidern, als mein Dad zur Tür reinkam, gefolgt von einem vielleicht 30-jährigen Mann.

„Hallo", begrüßte er uns und unterbrach so unser Gespräch.

Wir erwiderten ebenfalls ein ‚Hallo', dann klärte uns mein Dad auf, wer das war.

„Das ist Mr Dwen, Alice. Er wird dich die nächsten Tage auf das Turnier vorbereiten!"

Mr Dwen war um die 1,90 m groß, gut gebaut und hatte einen drei-Tage-Bart, der ihn wahrscheinlich älter aussehen ließ, als er tatsächlich war.

„Oh, hallo!", begrüßte ich ihn nochmals. Er streckte mir seine Hand hin und ich schüttelte sie.

„Wollen wir dann gleich mit dem Training anfangen?", fragte Mr Dwen.

„Ja natürlich!"

Ich verabschiedete mich von meinen Freunden und ging mit meinem Vater und Mr Dwen in den Stall.

„Wie ich höre hast du ja schon einige Turniere gewonnen, Alice. Du wirst jetzt zuerst in der Halle ein bisschen reiten. Galopp, Schritt, Trab und dann kannst du ein paar Sprünge machen, damit ich deinen Reitstil und dein Niveau einschätzen kann."

Nachdem ich ein bisschen geritten bin, hielt Mr Dwen mich an.
„Wie ich sehe hast du großes Potenzial, aber das habe ich auch nicht anders erwartet."

„Meinen Sie, ich könnte es schaffen?", fragte ich hoffnungsvoll.

„Ja, ich denke schon! Es wird aber schwer werden und wir müssen sehr hart trainieren! Dein Vater hat mir schon von deiner Verletzung erzählt, die du vor ein paar Wochen hattest, darauf müssen wir natürlich noch besonders Acht geben, aber..."

„Aber der Arzt hat mir doch gesagt, dass alles gut verheilt ist und das ich wieder reiten kann!", unterbrach ich Mr Dwen.

„Ja Alice, das mag sein, aber es kann durchaus sein, das sich die Stelle wieder entzündet, vor allem wenn man sehr hart trainiert, aber solange du dich daran hältst was ich sage und keine waghalsigen Aktionen startest, wird alles gut gehen!"

-

Das Training mit Mr Dwen war richtig hart. Jeden Morgen nach dem Frühstück kam er zu mir und wir trainierten den ganzen Morgen und ein paar Stunden am Nachmittag, sodass ich kaum noch Zeit für meine Freunde hatte. Ich entschuldigte mich mehrmals bei ihnen, doch sie waren sich alle einig, dass das Turnier eine große Chance für mich sei und das sie verstehen, wenn ich so viel dafür trainiere.

„Es ist vor allem sehr wichtig, das du dich immer daran hältst was ich dir sage", sagte Mr Dwen an einem Nachmittag zu mir.

„Denn bei dem Turnier geht es nicht nur um die Leistungen, die du beim Wettkampf bringst, sondern auch um das Training! Ihr werdet rund um die Uhr beobachtet. Ein kleiner Fehler und es wird sofort notiert! Aber wenn du dich immer anstrengst, kann dir nichts passieren."

-

Am Mittwoch vor dem Beginn des Turniers, war das letzte Training mit Mr Dwen. Danach sollte ich nicht mehr so hart trainieren und mit Star nur noch Ausritte in den Wald unternehmen. An einem Tag ritt ich zusammen mit Iván, Liz und Dan aus. Wir ritten die Waldstrecke entlang, als uns jemand mit einem Fahrrad entgegen kam. Zuerst erkannte ich ihn nicht, denn ohne Lederjacke und Motorradhelm sah er ganz anders aus, aber als wir nur noch ein paar Meter von ihm entfernt standen, erkannte ich Zane.

„Das gibt's doch nicht! Was will der denn hier? Der hat doch Hausarrest!"

„Wer?"fragte Liz verwundert.

Doch noch bevor ich ihr antwortet konnte, fing Zane an zu reden.

„Alice, kann ich bitte kurz mal mit dir reden?", rief er mir zu.

„Was gibt es, Zane?"

„Allein?"

Ich zögerte kurz. Was sollte er schon machen?

„Na gut", willigte ich ein.

„Bist du dir sicher?", wollte Dan besorgt wissen.

„Ja", war meine knappe Antwort.

Wir entfernten uns ein paar Schritte und ich blieb mit verschränkten Armen vor Zane stehen.

„Also, was gibt es?"

„Ich wollte mich nur bei dir entschuldigen. Ich habe eingesehen, dass ich mich falsch verhalten habe."

Falsch verhalten? War das jetzt sein Ernst?! Der Typ hatte mich bedroht und wochenlang belästigt!

„Ja okay, ich verstehe, dass du sauer bist, aber es tut mir wirklich leid!"

„Du wiederholst dich Zane!"

Ich schaute ihn noch kurz abwartend an, aber da er anscheinend nichts mehr sagen wollte, drehte ich mich um und wollte zurück zu den anderen gehen, doch Zane hielt mich am Arm fest. Schnell zog ich meinen Arm weg und funkelte ihn böse an. Sofort ließ Zane los und schaute auf den Boden.

„Ich will dir nur noch schnell erklären, wieso ich das gemacht habe."

Ich warf einen kurzen Blick über meine Schulter und schaute zu meinen Freunden, die das Ganze misstrauisch beobachteten und Dan war jederzeit bereit abzuspringen, wie ich feststellen konnte.

„Okay, aber beeil' dich!", wandte ich mich wieder an Zane.

„Also, das ganze habe ich nur gemacht, weil ich dich immer noch liebe. Ich habe nur eine Möglichkeit gesucht, dich wieder zurück zu gewinnen."

Okay, das kam unerwartet. Doch ich verzog keine Miene und tat so, als wäre mir das vollkommen gleich.

„Das ist krank Zane! Auf die Art und Weise gewinnst du niemanden zurück, du erhöhst nur die Chance eingewiesen zu werden! Und muss ich dich daran erinnern, dass du mich betrogen hast?"

Zane verzog schmerzhaft das Gesicht und sprach dann weiter.

„Ja, das habe ich jetzt auch eingesehen. Und ich habe dich eigentlich gar nicht betrogen. Ich wollte nur, dass du das denkst, weil ich dachte du würdest mich betrügen..."

„Zane ich habe dich geliebt. Und du hast mir das Herz gebrochen."

„Ich weiß... Und es tut mir wahnsinnig leid..."

Mein Gott, wie oft wollte er das denn jetzt noch wiederholen? Aber da er mir schon ein bisschen leid tat, wie er da so stand und mir alles gebeichtet hatte, wollte ich nicht so fies zu ihm sein.

„Okay, ich nehme deine Entschuldigung an."

„Echt?", fragte Zane und sein Gesicht hellte sich ein wenig auf.

„Ja. Aber du musst mir versprechen, dass du dich nie mehr bei uns auf dem Hof blicken lässt, okay? Und du lässt mich und meine Freunde ab jetzt in Ruhe, verstanden?"

„Ja Alice, versprochen."

Ich nickte kurz und drehte mich dann um. Zane rief mir noch ein kleines ‚Danke' hinterher. Dan sprang von seinem Pferd und kam auf mich zu.

„Alice! Was ist? Was wollte er?"

Doch ich ging einfach an Dan vorbei und stieg wieder auf Star's Rücken.

„Er wollte reden. Lasst uns zurück reiten, okay?"

Ich gab Star ein Zeichen und wir galoppierten über das Feld zurück zu unserem Hof.

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