Kapitel 5

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Wir saßen auf und ritten schnell nach Hause. Dort erwartete uns schon mein Dad.

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„Wo wart ihr denn so lange?", fragte er streng. „Wir haben uns schon Sorgen gemacht! Hättet ihr nicht wenigstens Bescheid geben können, wenn ihr so lange weg bleibt?"

„Sorry Dad", entschuldigte ich mich. „Wir waren ausreiten und haben völlig die Zeit vergessen. Wie viel Uhr haben wir denn?"
„Viertel nach 8."

„Was?", rief ich entsetzt.

„Ja. Jetzt bringt bitte die Pferde in den Stall. Aber beeilt euch, es gibt gleich essen."

„Ja Dad."

Im Stall sattelten wir schnell die Pferde ab und liefen dann zum Haus.

„Dein Dad klang ja nicht so begeistert", stellte Dan fest.

„Ja. Wenn es um die Pferde geht ist er immer sehr streng. Er weiß ja nicht was passiert ist und ob es uns gut geht. Es könnte ja was weiß ich alles passieren."

„Verständlich. Tut mir leid, wenn du jetzt wegen mir Ärger bekommst."

„Was? Wieso denn wegen dir?"

„Na, wegen dem Ausreiten und so..."

„Quatsch! Das ist doch nicht deine Schuld!"

„Ja aber..."

„Nichts aber! Hör auf zu spinnen!"


„Oh Gott was ist denn mit euch passiert?", rief Granni als wir zur Tür reinkamen. Na, wenigstes irgendjemand der sich für uns interessierte.

„Wir...", begann Dan, aber ich unterbrach ihn.

„Das erklär' ich dir später, aber wir müssen uns jetzt erst mal umziehen."

„Okay Engel, aber beeilt euch! Das Essen ist gleich fertig!", sagte sie wie schon zuvor mein Dad.


„Wieso durfte ich denn nicht sagen, was passiert ist?", wollte Dan wissen als wir zu unseren Zimmern gingen.

„Ganz einfach: das ist mein Lieblingsplatz, an dem ich immer ungestört bin. Wenn ich da hingehe bin ich ganz allein, weil keiner außer mir und meiner besten Freundin Lizzi diesen Platz kennt. Wenn du jetzt gesagt hättest wo wir waren, wüssten meine Eltern und mein Bruder von dem Platz und ich könnte mir einen Neuen suchen. Deshalb sage ich es ihr lieber später. Ich wollte sowieso noch fragen, warum sie bei euch eingezogen ist, ohne uns etwas zu sagen."

„Ach so, ist klar. Also bin ich jetzt Teil eines Geheimnisses?", fragte er mich und zwinkerte mir zu, was mein Herz stolpern lies.

„Ja wenn du es so sehen willst... Also erzähl' bitte niemandem von dem Platz."

„Ai ai Madame!"

Er hielt zwei Finger in die Höhe und sagte: „Großes Indianerehrenwort!"

Ich musste lachen.

„Spinner!"


Nach dem Essen ging ich noch zu dem Zimmer meiner Grandma. Ich klopfte leise an.

„Ja?", ertönte Granni's Stimme. Vorsichtig öffnete ich die Tür einen Spalt und steckte den Kopf ins Zimmer.

„Kann ich kurz rein kommen?", fragte ich zaghaft.

„Aber natürlich mein Engel. Was gibt es denn?"

Ich setzte mich zu meiner Grandma aufs Bett und fing an.

„Vorhin war ich mit Dan im Wald, an einem kleinen See und da hat er mir erzählt, dass du jetzt auf der Farm seiner Familie wohnst..."

Ich machte eine kleine Kunstpause, bevor ich weiter redete.

„Wieso?"

Granni seufzte kurz, dann erzählte sie mir, was die letzten Wochen passiert ist.

„Vor ein paar Wochen habe ich einen Brief bekommen, dass ich dringend die Miete bezahlen muss, sonst würde man mich aus der Wohnung schmeißen. Erst habe ich gar nichts gemacht und gewartet, doch irgendwann stand dann mein Vermieter vor der Tür. Dan's Vater, bei dem ich schon regelmäßig auf dem Hof gearbeitet habe, hat das mitbekommen und mich gefragt ob er mir irgendwie helfen könnte. Ich lehnte dankend ab und versuchte das selber hinzubekommen, doch als ich dann wirklich aus der Wohnung geschmissen wurde, hat Dan's Familie mich aufgenommen und gesagt, dass ich bei ihnen wohnen kann. Diesmal nahm ich sein Angebot an. Erst suchte ich nach einer kleinen Wohnung, aber ich fand keine. Für keine dieser Wohnungen hätte ich die Miete aufbringen können."

„Aber warum hast du uns nichts gesagt? Mom und Dad hätten dir doch bestimmt helfen können!"

„Ich wollte meine kleine Stadt aber nicht verlassen. Deshalb habe ich dann beschlossen bei den Jacksons zu bleiben. Dort habe ich ein kleines Zimmer für mich, ich kann den Jacksons bei ihrer Arbeit auf der Farm helfen und mir geht es wieder gut."

„Und wieso hast du das Mom und Dad dann nicht erzählt?", hakte ich weiter nach.

„Ich wollte keine Schwierigkeiten. Ich wusste ja nicht, wie sie reagieren würden."

„Ach so..."

„Und was war das jetzt eigentlich vorhin mit Dan", fragte meine Grandma.

„Ja also...", stotterte ich herum.

„Entschuldigung. Du musst es mir natürlich nicht sagen wenn du nicht willst."

„Ne ne, schon okay. Ich hab ihm meinen Lieblingsplatz gezeigt. Er sollte das vorhin nur nicht sagen, weil niemand von dem Platz weiß und das eigentlich auch so bleiben sollte."

Meine Grandma lächelte mich verständnisvoll an.

„Mein Mund hat sieben Siegel. Von mir erfährt niemand etwas. Und wieso wart ihr so nass?"

„Da gibt es einen kleinen See und Star hat mich da rein geschubst. Dann haben wir halt ein bisschen herumgealbert..."

Granni schaute mich wissend an.

„Du magst ihn sehr, stimmt's?", wollte sie wissen.

Ich merkte wie ich rot wurde und senkte den Kopf. Dann nickte ich.

„Weißt du...weißt du ob er eine Freundin hat?"

Granni schaute mich empört an.

„Denkst du etwa ich schnüffle?"

„Tschuldigung."

„Aber zufälligerweise weiß ich, dass er keine Freundin hat. Seine Schwester neckt ihn damit immer."

„Danke."

Ich umarmte meine Granni.

„Ich geh dann mal in mein Zimmer. Ich muss noch mit Lizzi skypen."

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