Kapitel 6

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In einem Zimmer fuhr ich meinen Laptop hoch und rief Lizzi über Skype an. Wir hatten jetzt 22 Uhr, das heißt in Barcelona war es 14 Uhr.
‚Hoffentlich ist sie da', dachte ich.
Ich wollte gerade auflegen, als Lizzi sich meldete.

„Alice! Ich dachte schon du rufst nie an!"

„Sorry Liz, aber ich hatte viel zu tun", entschuldigte ich mich.

„Hast du kurz Zeit?"

„Klar! Für dich doch immer Süße!"

„Also es geht um Dan..."

Ich erzählte ihr von dem heutigen Tag. Als ich mit meinen Erzählungen fertig war sagte ich: „Jetzt bin ich mir sicher, ich bin in ihn verliebt!"

„Aber das ist doch wunderbar! Oh Süße ich freue mich ja so für dich!"

„Das mit uns kann aber gar nichts werden. 1. wohnt er viel zu weit weg und 2. weiß ich ja nicht mal, ob er mich auch mag."

„Aber sicher mag er dich! Du hast doch gesagt, dass er dich küssen wollte."

„Ja, aber er hat mich ja nicht geküsst."

„Weil die Pferde gestört haben, das ist sicher alles."

„Ganz sicher?"

„Ja! Hör zu Alice, ich muss jetzt los, aber ich kann dich heute Abend nochmal anrufen und dann kannst du mir erzählen was alles passiert ist, okay?"

„Was soll den passieren? Wir haben hier Nacht Liz, hast du das schon vergessen?"

„Oh Mist... Okay dann ruf ich dich von mir aus gesehen morgen Abend gegen 21 oder 22 Uhr an, das wäre dann bei dir... ähm... 5 oder 6 Uhr... geht das oder ist das zu früh?"

„Ne, passt schon!"

„Sei stark Alice! Ich kenne diesen Dan zwar nicht, aber ich bin mir sicher, dass ihr gut zusammen passt. Lebe einfach den Moment, okay?"

„Ja mach ich. Bis übermorgen. Und lass dich nicht von Haien fressen."

„Hahaha mach ich nicht! Und du flieg' mir nicht vom Pferd oder ertrink' in unserem See! Ich bin Übrigens maßlos enttäuscht, dass du Dan unseren Platz gezeigt hast!", sagte sie gespielt beleidigt.

„Sorry Lizzi..."

„Schon okay", lachte sie. „Schlaf gut."

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Die nächsten Tage trainierte ich für das Turnier am Wochenende und in der Zeit in der ich nicht trainieren musste, machte ich mit Dan Ausflüge und brachte ihm ein bisschen Spring- und Dressurreiten bei. Wir hatten viel Spaß zusammen und kamen uns näher, aber nicht so nah wie an dem Tag am See. Morgens stand ich immer extra früh auf um mit Liz zu skypen und ihr alles über den vergangen Tag zu erzählen. Am Mittwoch vor dem Turnier gingen Dan und ich nochmal ausreiten. Mein Dad sagte mir, ich solle Star schonen, deshalb nahm ich Mary, die Haflingerstute, die Liz als Pflegepferd hatte. Heute machten wir einen Ausritt in den Wald. Wir redeten ein bisschen über das Turnier und ich erklärte Dan wie das ablaufen wird.

„Donnerstag werden wir erst gegen Abend ankommen. Da werden wir dann nur noch die Pferde versorgen und ins Hotel gehen. Am nächsten Tag werde ich morgens trainieren und mittags beginnt das Dressurreiten. Samstagmorgen kann ich dann wieder kurz üben, dann beginnt gegen 12 Uhr das Springreiten. Das ist ein sehr wichtiges Turnier, denn die ersten drei nehmen beim Internationalen Reiterturnier teil. Das ist eine riesengroße Chance, deshalb trainiere ich da schon seit Wochen für. Letztes Jahr wurde ich mit Star National erste und International zweite. Dieses Jahr möchte ich unbedingt gewinnen! Ich habe auch gute Chancen, meint mein Dad, da die Weltmeisterin von vorigem Jahr lange Zeit aussetzen musste und nicht so viel Trainieren konnte. Außerdem habe ich erfahren, dass meine Eltern Star von der ehemaligen Europameisterin gekauft haben, das heißt sie ist ein gutes Turnierpferd."

„Das schaffst du schon!", meinte Dan. „Ich habe dich ja immer trainieren sehen. Ich kenne mich damit zwar nicht so gut aus, aber ich finde, dass sah sehr vielversprechend aus."

Inzwischen waren wir wieder aus dem Wald draußen und ritten den Feldweg entlang, an dem ich Zane begegnet bin. Ich vertraute Dan zwar, dass er Moon unter Kontrolle hatte, aber trotzdem hoffte ich, dass wir Zane nicht begegneten. Doch so wie das Glück mich mochte, wurde uns eine Begegnung mit Zane leider nicht erspart. Er kam wieder mit seinem Motorrad aus dem Wald rausgefahren und kam in unsere Richtung, als er uns entdeckte.

„Oh nein! Muss das sein?", fluchte ich vor mich hin.

„Was?", wollte Dan wissen.

„Na Zane! Der da hinten auf dem Motorrad! Der nervt mich schon seit Wochen!"

„Wollen wir schnell weg reiten?"

„Traust du dich denn frei zu galoppieren?", fragte ich unsicher.

„Ja, ich schaffe das schon."

„Okay dann mal los!"

Wir trieben Moon und Mary an und kurz darauf galoppierten wir los. Zane merkte, dass wir vor ihm weg ritten und wurde schneller, bis er neben uns fuhr.

„Zane lass mich verdammt nochmal in Ruhe!", schrie ich ihn an.

„Was willst du dagegen tun?"

Ich drehte den Kopf und schaute ihn an. Er grinste dämlich und siegessicher und er hatte Recht, ich konnte nichts tun.


Dan war schon ein ganzes Stück vor mir und ich konzentrierte mich gar nicht mehr richtig auf Mary, die langsam unruhig wurde, weil sie Angst vor dem Motor hatte und ich hatte sie nicht mehr richtig unter Kontrolle. Zane drehte um, dann gab er richtig Gas und der raste davon. Ich versuchte mit aller Kraft, Mary wieder in den Griff zu bekommen, aber ich schaffte es nicht und sie ging mit mir durch. Sie raste das Feld entlang und ich konnte sie nicht aufhalten. Dan vor mir war stehen geblieben. Anscheinend hatte er gemerkt, dass ich Probleme mit Mary hatte und ritt in unsere Richtung.

„Du musst sie aufhalten!", schrie ich ihm entgegen.

Wir galoppierten an ihm vorbei und er drehte um und ritt uns so schnell er konnte hinterher. Jetzt war er genau neben uns und beugte sich zu Mary  rüber um nach den Zügel zu fassen. Als er endlich die Zügel in den Händen hatte, zog er daran. Erst ganz sachte, doch als Mary nicht reagierte fester. Dann wurde sie endlich langsamer und blieb schließlich stehen. Erst dachte ich, sie hätte sich beruhigt, aber dann stieg sie und ich fiel von ihrem Rücken.

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