{ 37. Kapitel }

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Das Herz schlug mir bis zum Hals und ich atmete hektisch. Meine Augen waren weit aufgerissen und saugten noch den kleinsten Lichtschimmer auf, der durch die zuckenden Blitze in mein Zimmer gelangte.

In einem unerbittlichen Griff hielt mein Angreifer meine beiden Handgelenke fest umklammert und drückte sie seitlich gegen die Wand, sodass sich mein rechter Arm eng gegen meinen Oberkörper schmiegte und beinahe schmerzhaft auf meine Brust drückte.

Beim nächsten Lichtflackern leuchteten goldene Augen vor mir auf, ein grünliches Strahlen schien ihn ihnen zu schimmern. Dunkle Haare zierten seinen Anblick - doch sein Gesicht war mir gänzlich unbekannt. Ich hatte damit gerechnet, nun Dasyl vor mir zu sehen, der mir ebendiese Situation ja beinahe angedroht hatte, doch ich hatte mich getäuscht. Instinktiv bewegte ich meinen Nacken fluchtsuchend ruckartig nach hinten und schlug ihn mir dumpf an der harten Steinwand an. Ein leises Stöhnen entfuhr mir, als der Schmerz wellenartig durch meinen Kopf schoss - offenbar war dieser nach meinem gestrigen Unfall noch leicht angeschlagen.

Mein Gegenüber verhielt sich still, starrte mich nur weiterhin an und hielt mich in seinem eisernen Griff gefangen. Möglicherweise war er in irgendeiner Art und Weise erstarrt? Ich beschloss, meine Chance zu nutzen, hob das Knie und - spürte, wie er im selben Moment sein Bein gegen meinen erhobenen Oberschenkel drückte und mich somit daran hinderte, meinen versuchten Befreiungsschlag auszuführen.

Ich ließ meinen Blick nach oben schnellen und erblickte das Aufschimmern seiner weißen Zähne in der fahlen Dunkelheit, beim nächsten Blitzschlag registrierte ich, dass sich seine vier Eckzähne zu kleinen Spitzen verformten, die Schlangenzähnen ähnelten. Ich zuckte zusammen, obwohl ich mich kaum bewegen konnte und ein leises Wimmern der Angst stieg in mir empor. Jetzt hatte ich die Situation vor Augen, vor der ich mich gefürchtet hatte, seitdem ich hier angekommen war: Ein Layph hatte mich in seiner Gewalt und seine Zähne befanden sich bereits gefährlich nah an meiner Kehle. Lähmende Panik drohte meinen Körper erstarren zu lassen, doch im letzten Moment riss ich mich zusammen. Ich konnte mir in dieser Situation keine Bewegungslosigkeit erlauben.

„Geh weg", brachte ich mit bebender Stimme hervor. Als Antwort verzog sich sein Mund nur zu einem Grinsen, und heißer Atem schlug mir ins Gesicht. Ich kniff die Augen zusammen und atmete nur noch flach, den Kopf zur Seite zu drehen, wagte ich nicht, denn damit hätte ich dem Fremden nur noch besseren Zugriff auf meine Kehle ermöglicht.

„Ich werde nicht gehen", drang es plötzlich leise an mein Ohr, der unbekannte Körper presste sich nur noch enger an mich und mein Angreifer ließ seine Fingerspitzen langsam über mein Handgelenk streichen. „Ich habe lange auf deine Ankunft gewartet und nun bist du hier." Sein Atem strich über meine Kehle.

„Bitte, lass mich gehen", forderte ich ihn auf, bettelte beinahe, ein Frösteln überzog meinen Körper und ließ mich erzittern. Ein kleiner Geistesblitz drang sich in die Windungen meines Gehirns. „Bitte...ich stehe unter Navarras Schutz."

Das Lächeln des Fremden vergrößerte sich und verzog sein Gesicht zu einer Fratze. „Navarra interessiert mich nicht." Ein Schauder der Angst kroch meinen Rücken empor. Wenn Navarra kein Druckmittel war, was dann?

„Wieso nicht?", hakte ich nach, bemüht darum, an mehr Informationen zu gelangen. Ich wusste nicht, was er mit mir vor hatte, aber vielleicht verriet er etwas, dass mich ihn davon überzeugen lassen konnte, dass es besser für ihn war, mich gehen zu lassen.

„Das ist nicht relevant für dich." Ich begann, seine Stimme zu hassen. Sie hatte einen rauen Unterton, der an hartes Schmirgelpapier erinnerte. Obwohl ich mich darauf konzentrierte, meine Panik keine Überhand nehmen zu lassen, entfuhr mir dennoch wieder ein leises Wimmern und ich begann, mich wie wild zu bewegen, um frei zu kommen - natürlich ohne Erfolg. Sein Griff war so fest wie der einer Stahlzange und als Erwiderung drückte mir der Layph nur seine Fingernägel in die weiche Haut über meiner Pulsader. Ich sog scharf die Luft ein, als ein winziger, brennender Schmerz von der Stelle ausging und betrachtete beinahe hypnotisiert, wie er ebenjene Fingerspitze zu seinem Mund führte und einmal darüber leckte. Ein leichtes, deutlich hörbar genussvolles Stöhnen entfuhr ihm.

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