{ 23. Kapitel }

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Leise und sachte umschwappte mich das Wasser, mein Körper war lediglich in einen Bikini gehüllt. Behutsam setzte ich einen Fuß vor den nächsten und spürte, wie der Sand meine Zehen regelrecht verschlang, als ich sie in ihn hinein grub. Ich atmete tief durch und schloss meine Augen, breitete meine Arme aus und strich mit meinen Fingerspitzen einer Feder gleich über die seidige Wasseroberfläche. Immer tiefer trugen mich meine Schritte in das kühle Nass, bis es meine Taille umspielte. Behutsamen Fingern eines zärtlichen Liebhabers gleich bahnte es sich seinen Weg an meinem Körper entlang, bis ich mich aus seinem verlockenden Griff befreite und mit einem geübten Sprung in das kräftige Blau eintauchte. Mit kräftigen Schwimmzügen ließ ich die Wasseroberfläche schnell hinter mir und bestaunte die klare Unterwasserwelt, die sich nur von einem vollen Mond beleuchtet, vor meinen Augen auftat. Am Grunde des Sees schwankten dunkle Algen hin und her und griffen mit ihren langgliedrigen Fingern nach meiner Gestalt, jedoch gelang es ihnen nicht, mich zu fangen. Ein seliges Lächeln breitete sich auf meinen Zügen aus, bevor ich spürte, wie plötzlich etwas Anderes über meine Rückenpartie strich. Es war wärmer, fester, anders. Ich öffnete meine Augen, nur um mich Aryan gegenüber zu sehen, dessen Haare wie ein Heiligenschein über seinem Haupt schwebten und von unsichtbaren Strömungen geisterhaft hin- und her bewegt wurden. Er erwiderte mein Lächeln, das eigentlich gar nicht ihm gegolten hatte, doch diese Tatsache störte mich nicht. Ich freute mich darüber, ihn hier in meiner Welt Unterwasser begrüßen zu können und spürte, wie mich allmählich die vertraute Glut der Leidenschaft packte, geschürt von der seidigen Berührung des Wassers und dem Vollmond am Himmel. Ich schlang meine Finger um seinen Nacken, zog seinen Kopf zu mir und liebkoste seine Lippen mit den meinen. Ich spürte, wie seine wärmeren Hände über meinen vom Wasser gekühlten Rücken strichen, und bog mich ihm regelrecht entgegen. Instinktiv schlang ich meine Oberschenkel um seine Hüfte, um ihm noch näher zu sein, alles von ihm zu spüren. Die Nähe zwischen uns berauschte mich und das Feuer in mir brannte heißer, bis es meinen ganzen Körper erfasste. Zeitgleich spürte ich gedanklich, wie wir immer weiter dem Grund des Sees entgegen trieben. Unsere Lippen lösten sich voneinander und ich schaute ihm in die quecksilberfarbenden Augen, die dunkler schimmerten als gewöhnlich. Ich drängte wieder in seine Nähe, wollte seine Haut auf meiner brennen spüren, doch er hielt mich mit beiden Händen zurück. Sein von Lust erfüllter Gesichtsausdruck wandelte sich, wurde zurückhaltend und abwehrend. In mir brannte die Leidenschaft jedoch stärker als zuvor, mit jeder Sekunde, in der er mir seine Berührungen vorenthielt. Wusste er denn nicht, dass ich darauf angewiesen war, dass ich diesen Kontakt brauchte? Immer drängender wurden meine Bemühungen, ihm näherzukommen, bis ich meine Fingernägel in seine weiche Haut bohrte. Seine Augen weiteten sich, als er den Schmerz spürte und er entfernte sich gänzlich von mir. Aryans Augen trübten sich mit Unverständnis und er schien beinahe herablassend auf mich herabzublicken, mir zu übermitteln, dass ich es übertrieben hatte, nicht genug für ihn war. Nicht auf ihn geachtet hatte. Vor meinen fassungslosen Augen entfernte er sich von mir, wie von Geisterhand weggezogen, durch das klare, blaue Wasser. Ich wollte ihm hinterher schwimmen, ihn überreden, bei mir zu bleiben, doch plötzlich schlang sich etwas Heißes um meinen Hals und schnürte mir die Luft ab. In diesem Moment vergaß ich, dass ich unter Wasser keine Luft zum Atmen benötigte, um zu überleben und versuchte mit klammen Fingern, die Schlingen ungeschickt von meinem Hals zu lösen. Aryan war nicht einmal mehr als kleiner Fleck am Horizont zu erkennen, die Dunkelheit hatte ihn verschlungen. Nun war ich ganz allein am Grund des Sees und spürte, wie die Panik mich langsam, aber stetig, ins Bewusstlose zog und die Welt vor meinen Augen in Schwärze tunkte...

Mit wild klopfendem Herzen erwachte ich, auf meiner Stirn standen kleine Schweißperlen. Vor meinen Augen befand sich nichts als Dunkelheit und die Schlinge drückte nach wie vor auf meinen Hals. Mit beiden Händen fasste ich nach ihr – und zu meinem Erstaunen ließ sie sich relativ leicht lösen. Ein unwilliges Brummen an meinem Ohr ließ mich schließlich gänzlich hochschrecken, mit einer Hand erschrocken an meine Brust fassend, bis ich überhaupt realisierte, wo ich war.

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