{ 55. Kapitel }

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Die feinen Härchen in meinem Nacken richteten sich unter dem Klang der baritonartigen Stimme auf. Obwohl er nicht laut gerufen hatte, wusste ich, spürte ich ganz genau, wer sich in meiner Nähe befand.

Mir meines halbnackten Zustands nur zu deutlich bewusst, drehte ich mich langsam um und ließ meinen Blick an dem Layphen entlang gleiten, ohne Scham zu empfinden. Entfernte Blitze zuckten über sein markantes Gesicht und ließen sein Haar wie in der Nacht unserer ersten Begegnung silbrig schimmern. Mittlerweile wusste ich jedoch, dass es keinesfalls von einem so kühlen Farbton war, wie ich zunächst angenommen hatte, sondern dass es den Schein der Sonne widerspiegelte. Hauchzart legte ich den Kopf schief und entblößte so ein Stück meines empfindlichen Nackens, während ich die Muskeln betrachtete, die sich unter seinem schwarzen Shirt deutlich abzeichneten. Dank meiner ertappten Beobachtung wusste ich zudem genau, wie sie entblößt aussahen und ein warmes Ziehen fuhr durch meinen Unterleib.

„Serena", murmelte Cyrion wieder. Donner untermalte seine Worte und eine Empfindung schwang in seiner Stimme mit, die ich nicht einordnen konnte. Aber ich war sowieso nicht dazu in der Lage, mir über dergleichen Gedanken zu machen, denn alles, von dem mein Sein erfüllt war, war der Mond und das Zupfen der Wellen an meiner Haut.

Und...Cyrion.

„Was tust du hier, allein? Es ist spät. Bitte, komm aus dem Wasser." Undeutlich konnte ich erkennen, wie sein Blick immer wieder unruhig zwischen mir und dem dunklen Himmel hin und her pendelte.

Selbst wenn ich es gewollt hätte, ich wäre nicht dazu in der Lage gewesen, auch nur einen Fuß in Richtung Strand zu setzen. Stattdessen ging ich rückwärts noch ein Stück weiter in das Meer hinein, bis es meine Taille umspielte und meine Haut ein wenig mehr kühlte. Mein Blick jedoch verharrte auf dem Layphen. „Ich kann nicht", wisperte ich und wusste, dass das Meer meine Worte bis zu ihm tragen würde. Ich drehte Cyrion meinen Rücken zu und starrte zum Horizont hinaus. Fahrig schlang ich die Arme um meinen Oberkörper und strich über meine Schultern. Nach wie vor kribbelte alles an mir beinahe schmerzhaft, als würden sich tausende Feuerameisen den Weg über meine Haut bahnen und ich war nicht dazu in der Lage, irgendetwas dagegen zu tun.

Alles, wonach ich mich im Augenblick sehnte, war Erlösung.

Cyrion unternahm nicht den Versuch, mich noch einmal darum zu beten, aus dem Wasser zu kommen. Stattdessen hörte ich etwas dumpf auf den Sand fallen und vernahm dann das Geräusch leise plätschernden Wassers.

In jeder Faser meines Seins spürte ich, dass der muskulöse Layph in diesem Augenblick zu mir ins Meer watete. War es der Mond, der mir durch geisterhafte Schwingungen der Luft zuflüsterte, dass er sich mir näherte? Oder war es das kühle Nass, das mir diese Eingebung einhauchte? Eine Empfindung breitete sich in mir aus, als ich den Layphen immer deutlicher wahrnahm und mein Körper begann, zu zittern. Nicht jedoch vor Kälte oder vor Anspannung. Es waren Wellen der Erregung, Wellen der Erwartung, die mich dazu brachten, immer wieder zu erbeben. War es der Vorhauch einer Ahnung, den mein Körper bereits spürte und mein Geist noch nicht fassen konnte?

„Serena", hörte ich ihn schließlich unmittelbar hinter mir dunkel murmeln. „Sei doch vernünftig, bitte." Kaum wahrnehmbar schüttelte ich den Kopf. Oder war es der Mond, war es das Meer, die mich dazu verleiteten, seine Worte zu verneinen?

Parallel zu einem Donnerschlag, entfuhr Cyrion ein leises Zischen. Obwohl meine ganze Wahrnehmung auf das, was hinter mir geschah, ausgerichtet war, sah ich dennoch in der Ferne das bedrohliche Auftürmen der dunklen Himmelsmassen, die immer näher rücktne. Binnen eines Wimpernschlages spürte ich schließlich Cyrions Hände an meiner wasserumsäumten Taille, während das Beben meines Körpers schlagartig erlosch.

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