Mein lauter Schrei hallte von den uns umgebenden Baumkronen wider.
Er wurde vom Wind über den See getragen, der sich daraufhin leicht kräuselte, als würde er sich gegen das Geräusch emporstemmen.
Milo zuckte zusammen und musterte mich dann wieder abfällig. „Was soll–"
Dann stieß ich ihn ins flache Wasser hinter ihm, sodass feine Tropfen empor spritzten und mein Kleid benetzten. Der Zorn brannte wie Gift in meinen glühenden Adern, meine blauen Augen loderten auf. Meine nackten Füße berührten das Wasser, bis es mir über die Fußknöchel reichte und ich baute mich über Milo auf, dessen weißes Hemd nun an seiner nackten Brust klebte. „Bist du verrückt geworden?", fuhr er mich an und schien den Ernst der Situation nicht zu begreifen.
Ich konnte seine verdammte Stimme nicht mehr ertragen. Sie hatte mich erniedrigt, Ayalas Namen viel zu oft ausgesprochen und, was am schlimmsten war, sie hatte mir die Schuld gegeben...und zwar auch noch zu Recht. Sie sollte endlich aufhören, die Luft zu verpesten und meine Ohren zu belästigen.
Mit einer gezielten Handbewegung drückte ich seinen Kopf unter Wasser. Im flachen Wasser starrten seine Augen zu mir empor und er stemmte sich meiner Hand entgegen, doch vergebens. Ich fixierte ihn aus zusammengekniffenen Augen und wusste, dass er so schnell nicht ertrinken konnte, weil er wie ich zu den Nereiden gehörte.
In diesem schrecklichen Augenblick wünschte ich mir für einen winzigen Moment, dass er keiner wäre.
Ich zog seinen Kopf an seinen verdammten Haaren aus dem Wasser und hörte, wie er hustete und nach Luft schnappte, da natürlich trotz seiner Volkszugehörigkeit Wasser in seine Atemwege eingedrungen war.
Selbst diese Geräusche aus seinem Hals waren zu viel für mich, er sollte verdammt nochmal ENDLICH LEISE SEIN!
Ich holte aus und schlug ihm auf die Wange, sodass sein Kopf ruckartig nach links flog und er zischend den Atem einsog. Es bereitete mir zu einer gewissen Weise Befriedigung, doch es reichte nicht.
Es reichte einfach noch nicht.
Ich hob meinen Fuß und legte ihn auf seinem beschissenen Hals ab, drückte ihn damit wieder unter Wasser. Dann holte ich aus und schlug ihm in seine Weichteile. Augenblicklich krümmte Milo sich zusammen und befreite sich aus meinem Griff. „Du verdammtes Arschloch!", schrie ich meine Worte der Nacht entgegen ließ und ließ endlich meiner Wut freien Lauf. Mir war so scheißegal, ob es jemand hörte, denn genau das war Milo: ein verdammtes Arschloch.
„Ich hasse dich! Und du sollst leiden. So leiden, wie du Ayala hättest leiden lassen!" Nach wie vor musterte ich ihn aus blitzenden Augen und sah endlich, endlich einen klitzekleinen Funken Panik in seinem Blick schimmern.
„Ich. Bring. Dich. Um", zischte ich, manipulierte in meiner Wut fast spielerisch leicht einen Strahl Wasser und ließ ihn hart auf sein Gesicht treffen, das sich augenblicklich rötete.
„Du Schlampe bist total verrückt geworden!", rief er mir erbost entgegen. „Hau ab und lass mich in Frieden!" Ich stieß verächtlich die Luft aus und holte gerade zu einem weiteren Schlag in sein Gesicht aus, als eine Hand mein erhobenes Handgelenk umfasste und mich daran hinderte, meine Bewegung zu vollenden.
„Miss Summers!"
Ich erstarrte augenblicklich und drehte mich langsam um. Ich wollte nicht sehen, wer da hinter mir war.
Professorin Blake.
Sie musterte mich prüfend aus ihren blauen Augen. „Können Sie mir verraten, was das hier soll?!"
Ich wandte mich wieder um. Milo lag noch im Wasser und hielt sich seinen Hals. Sein Gesicht war mit geröteten Flecken übersät, sein Haar hing ihm strähnig ins Gesicht. In seinen Augen lag ein gehetzter Ausdruck.

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Nymphenkuss
Fantasy{ ABGESCHLOSSEN } Einige Momente lang durchdrang lediglich das Rascheln der Blätter um uns herum die Stille, dann untermalte ich sie mit leisen Worten. „Du, Aryan?" „Ja?" „Wie lange wird das Saphirherz eigentlich leuchten?" „Solange ich lebe und du...