{ 10. Kapitel }

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Gänzlich hilflos spürte ich, wie mich Etwas immer weiter nach unten zog. Und das sogar ziemlich schnell, sodass es mir im Augenblick nicht mal möglich war, mich umzudrehen und nachzuschauen, was dieses geheimnisvolle Ding nun war. Als wir etwa sechs Meter tief waren, wurde ich plötzlich losgelassen und vor mir tauchte – natürlich – das amüsierte Gesicht von Milo auf.

Wütend fixierte ich ihn mit zusammengekniffenen Augen, aber irgendetwas an dieser Situation amüsierte mich auch. Tatsächlich war es noch nicht oft geschehen, dass mich jemand so überrascht hatte, und dafür musste ich Milo widerwillig Anerkennung zollen.

Da es unter Wasser ziemlich schwer war, zu kommunizieren, bedeutete ich ihm, nach oben zu tauchen und schwamm dann mit kräftigen Armschlägen in Richtung Wasseroberfläche. Als ich wieder an die frische Luft gelangte, stellte ich mit einem kurzen Blick fest, dass man uns von hier nach wie vor nicht erkennen konnte und wartete dann auf Milo. Wenige Momente später spürte ich eine Berührung, die von unten an meinem Körper hinauf glitt. Offenbar hatte er seine Hände verschränkt, seine Arme zu einem Kreis geformt und strich, während er sich mit langsamen Beinschlägen nach oben bewegte, so über meinen gesamten Körper.

Ich musste zugeben, dass diese Berührung auf meinem hautengen Schwimmanzug irgendwie ungewohnt und...aufregend war. Instinktiv schloss ich kurz meine Augen, als ich spürte, wie Milos Hände an meinem Rücken hinauf fuhren, bevor sein Gesicht nur wenige Zentimeter von meinem entfernt, aus dem Wasser auftauchte.

Kleine Wassertropfen perlten wie kristallklare Diamanten über seine Stirn und seine Wangen und mit einer lässigen Handbewegung strich er sich das Haar aus dem Gesicht.

Dreist grinste er mich an, seine Stimme klang heiser. „Hey, meine kleine Nixe. So kommen wir wohl doch noch zu unserem See-Date, schätze ich."

Provokant sah ich ihn mit einer hochgezogenen Augenbraue an und tauchte unter seinen Armen weg. Etwa einen Meter weiter – in einem angemessenen Sicherheitsabstand – durchbrach ich die Wasseroberfläche wieder. Wenn mich jemand mit ihm erwischte...ich mochte mir die Konsequenzen nicht vorstellen. Unruhig sah ich mich kurz um, doch uns konnte man vom Strand aus in diesem Winkel nicht erkennen. Danach richtete ich meine Aufmerksamkeit wieder auf den Nereiden vor mir, der mir unterdessen wieder näher gekommen war.

„Milo, du hebst Dreistigkeit wirklich auf eine neue Ebene. Ich bin beeindruckt – selten hat mich jemand so drangekriegt wie du gerade – aber ich hoffe, dir ist klar, dass wir beide geliefert sind, wenn wir erwischt werden."

Sollten wir erwischt werden", korrigierte mich der Neye mit den dunkelblauen Augen und musterte mich neugierig. „Seit wann machst du dir was aus solch kleinen Risiken? No risk no fun."

Ich würde ihm ganz sicher nicht auf die Nase binden, dass ich von der Akademie fliegen würde, sollte ich noch einmal bei solch einer Aktion erwischt werden.

Während meiner Überlegung war Milo unauffällig noch näher an mich herangerückt und musterte begierig meine nackten Schultern. Meine Güte, hatte er nicht bereits heute Morgen mit Thayla seine Gelüste ausgelebt?

Mühsam versuchte der Neye, mit zusammengekniffenen Augen die Wasseroberfläche zu durchdringen, die den Rest meines Oberkörpers vor seinen Blicken schützte.

„Spar dir die Mühe, du Perversling", sagte ich und spritzte ihm eine Ladung Wasser ins Gesicht, sodass er seine Augen schloss und kurz daraufhin aufgrund der Wassertropfen prustete. „Wieso zum Teufel bist du eigentlich hier? Solltest du nicht woanders deine Bahnen schwimmen?"

Er senkte seine Stimme. „Erst einmal wollte ich wie gesagt noch unser verpatztes Date nachholen. Außerdem bist du auf unsere Seite geschwommen. Ich hab dich unter Wasser hierher tauchen sehen. Diese einmalige Chance konnte ich mir doch nicht entgehen lassen." Er lachte amüsiert, mit tiefer Stimme, die von Begehren erfüllt war. Moment mal, ich war also auf die verbotene Seite geschwommen? Na toll. Augen auf beim Tauchverkehr, würde ich mal so sagen.

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