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What comes easy won't last long
and what lasts long won't come easy.
-Unknown

  Die restlichen Tage bis zum Weihnachtsabend, verbrachte ich in meinem Zimmer und verließ mein Bett wirklich nur, wenn mein Magen begann sich lautstark zu beschweren, da ich das Essen definitiv  vernachlässigt hatte, seitdem die Person nicht mehr in meinem Leben war, von der ich geglaubt hatte dass ich ihr zu 100% vertrauen konnte. Eigentlich war es gar nicht seine Schuld. Ich war der Idiot und habe diesem Arschloch die ganze Zeit vertraut. Doch ich habe meine Lektion definitiv gelernt. Das Leben spielt unfair und das werde ich mir auf ewig merken.
  Am Morgen des 25. Dezembers wachte ich ganz alleine in meinem Schlafsaal auf. Langsam öffnete ich meine Augen und schloss sie aber sofort wieder, da sie höllisch brannten. Vielleicht hatte ich gestern wieder ein kleines bisschen geweint. Okay, vielleicht mehr wie ein kleines bisschen, aber das würde ich natürlich nie zugeben. Dass mir der Scheiß so naheging und es immer noch genauso weh tat wie vor einer Woche, zog mich noch tiefer in dieses beschissene schwarze Loch in dem ich mich befand.
  Es fühlte sich einfach an als hätte Malfoy ein Stück von meinem Herzen herausgerissen und mir die Luft zum Atmen genommen, als er aus meinem Leben verschwand. Okay, genau genommen war er nicht aus meinem Leben verschwunden, aber er war trotzdem selber Schuld, dass ich ihn nicht mehr einließ. Er hatte mich einfach genug verletzt. Jetzt war endgültig Schluss.
  Plötzlich fasste ich einen Entschluss. Ich würde mich nicht mehr in meinem Bett verkriechen und mich selber bemitleiden. Malfoy war nicht eine einzige Träne wert und ich hatte schon viel zu viele für ihn vergossen.
  Also kroch ich mühselig aus dem Bett und stolperte sogleich beinahe über einen Haufen Geschenke, der sich vor meinem Bett türmte. Verwundert richtete ich mich wieder auf, bis mir plötzlich wieder einfiel, dass ja heute Weihnachten war. Ich hatte die Geschenke für meine Eltern, Brecken und Hillary schon vor ein paar Tagen zu Firged in die Eulerei gebracht, doch ich hatte irgendwie gar nicht daran gedacht, dass ich ja auch wahrscheinlich Geschenke von ihnen bekommen würde. 
  So neugierig ich auch war, was sie mir wohl geschenkt hatten, ich hatte tierischen Hunger, was auch nicht wirklich verwunderlich war, sowenig wie ich in den letzten Tagen gegessen hatte. 
Also verschob ich das Auspacken der Geschenke auf später und zog mich an um in die Große Halle zu gehen und dort zu frühstücken. Kurz blickte ich in den Spiegel der neben meinem Himmelbett hing, wo ich die letzten Tage so viel Zeit drinnen verbracht hatte und versuchte vergeblich meine Haare in einen Zopf zu fassen. Nachdem ich aufgegeben hatte, mich so herzurichten, dass man mir nicht sofort ansah, dass die letzte Zeit für mich der reinste Horror war, ging ich Richtung Große Halle um dort ordentlich zu frühstücken. 
  Doch so sehr ich mich auch über meine plötzliche Stärke und Entschlossenheit freute, hatte ich komplett vergessen, dass die Person, die nur mit ihrem Anblick meine Schutzmauer wieder bröckeln ließ, sich ja auch beim Frühstück befinden konnte. Und genau das tat sie.

  Ich stockte in meiner Bewegung als ich ihn sah, den Kopf gesenkt und die blonden Haare verwuschelt. Er starrte auf sein Essen und stocherte darin herum, als hätte er keinen Appetit. Ich kniff meine Augen zusammen und schüttelte meinen Kopf. Malfoy sollte keine einzige Sekunde mehr in meinen Gedanken sein. Ich zwang mich ihn nicht anzusehen und setzte mich nicht wie gewöhnlich direkt neben ihn, sondern auf an das andere Ende des Tisches, wo ich fast alleine saß. Neben ihm, würde ich wohl nie wieder sitzen.
  Ich begann zaghaft zu essen, denn irgendwie war auch mir der Appetit vergangen. Doch ich wusste, dass ich essen musste und so zwang ich mich nach meinem ersten Toast auch noch einen zweiten zu essen. 
  Als ich gerade an meinem Apfeltee nippte, sah ich auf einmal aus dem Augenwinkel, wie er mich ansah. Ich schloss kurz meine Augen und stellte meine Tasse ab. Tief atmete ich durch und zwang mich auf gar keinen Fall zu ihm hinüberzusehen. Doch ich konnte den Drang nicht widerstehen und so sah ich ganz kurz zu ihm, nur um im nächsten Moment sofort wieder auf mein Essen zu starren. Komischerweise starrte Malfoy nicht wie erwartet in mein Gesicht, sondern auf meine Hals. Verwundert und irgendwie auch zornig, dass er mich so offensichtlich anstarrte, ließ ich mein Essen stehen und stürmte aus der Großen Halle. Ich wollte nicht mehr über Malfoy nachdenken. Ich wollte nicht mehr über all die Lügen nachdenken, die er mir die ganze Zeit aufgetischt hatte, ich wollte nicht mehr über das dunkle Mal an seinem Unterarm nachdenken, ich wollte über gar nichts mehr nachdenken. 
  Wieder im Schlafsaal angekommen, nahm ich den Haufen Geschenke und manövrierte ihn auf mein Bett, wo ich es mir auch gleich gemütlich machte. Ich nahm das erste Geschenk, welches ziemlich mühselig in rotes Geschenkpapier und zu vielem Klebeband gewickelt war. Das konnte nur von Brecken sein. Ich zerriss das Geschenkpapier neugierig und blickte auf ein großes grünes Buch - Quidditch - Die schnellsten, besten und bekanntesten Spieler dieses Jahrhunderts. Ich jubelte innerlich und erinnerte mich wage an ein Gespräch mit Brecken, wo ich ihm erzählte, dass ich null Ahnung über irgendwelche Quidditchmannschaften oder ähnliches hatte. Brecken hörte wirklich zu, wenn man mit ihm redete.
  Als ich den Müll schon auf die Seite schieben wollte, fiel mir noch ein Brief auf, den Brecken noch dazugesteckt hatte. Ich öffnete ihn und las:

Liebe Fable,

Was jetzt kommt, ist echt kitschig und ich habe mich echt gefürchtet das zu schreiben, doch ich muss es dir wohl sagen: 

Ich liebe dich und freue mich so sehr dich meine beste Freundin nennen zu dürfen Fable. Ich hätte nie gedacht, dass ich das einmal sagen würde, aber ich bin so froh, dass du mich damals fast über den Haufen gerannt hast. Du bist mir unendlich wichtig und wenn dir auch nur irgendwer wehtun sollte, werde ich die Person eigenhändig umbringen. Alleine der Gedanken daran, dass es dir schlecht geht, macht mich so wütend, dass ich gerade meinen Federkiel abgebrochen habe. Toll. Danke, dass du so verständnisvoll bist und mir immer ein offenes Ohr schenkst wenn ich es brauche.

So, hätten wir das hinter uns. Zeig diesen Brief ja keinem, freue dich einfach darüber! Du weißt wie schwer das für mich ist. 

Fröhliche Weihnachten und ein gutes neues Jahr Fable!
dein Brecken

  Ich konnte nicht verhindern, dass meine Augen feucht wurden und eine Träne auf Breckens Brief tropfte, als ich zu der Stelle kam, die Brecken so schwer gefallen war, aber mir so unglaublich viel bedeutete. Ich war einfach viel zu emotional. Doch ich wollte nicht schon wieder weinen, nicht heute, nicht an Weihnachten. Ich hatte mir vorgenommen stark zu sein und mich nicht bis an mein Lebensende hier in meinem Bett zu verkriechen.
  Ich nahm das nächste Geschenk, welches von meinen Eltern war. Es beinhaltete unter Anderem grüne Kuschelsocken, die Mum wohl selbst gestrickt hatte und die ich mir auch gleich überzog.     Sofort fühlte ich mich ein Stückchen mehr geborgen.
  Es lagen noch zwei weitere Geschenke da, ein ziemlich kleines und ein mittelgroßes. Ich nahm das größere und packte es aus, nur um neben einem Brief einen Bilderrahmen zu entdecken. Ich drehte den Rahmen um und sah ein Bild von Hillary und mir. Brecken hat es gemacht vor einem Jahr auf den Straßen von Hogsmeade. Hillary und ich lachten darüber, weil jemand gerade auf dem Eis ausgerutscht war. Sie hatte einen Arm um mich gelegt und lachte Richtung Boden und ich sah direkt in die Kamera und grinste wie verrückt. Ich liebte dieses Bild. 
  Das tolle daran war, dass Hillary und ich uns auf dem Bild sogar bewegten. Keine Ahnung wie sie es so entwickelt hatte, aber ich liebte es.
  Sofort stellte ich es auf meinen Nachttisch und sah es mir noch einmal genau an. Ich räumte den Müll weg und wollte schon anfangen meinen Eltern, Hillary und Brecken Briefe zu schreiben, als mir einfiel, dass ich ja noch ein Päckchen bekommen hatte. Verwirrt ging ich zu meinem Bett und schnappte es mir. Von wem das wohl war? Ich kannte zwar noch andere Personen aus Hogwarts, aber nicht so gut, dass wir uns zu Weihnachten was schenken würden.     Also riss ich das Geschenkpapier und die Schleife herunter und hielt eine kleine dunkelblaue Schatulle in den Händen. Vorsichtig öffnete ich sie. Mir stockte der Atem. Mit zitternden Händen nahm ich die silberne Kette heraus und starrte auf den kleinen Anhänger. 
  Er hatte die Form einer Feder und darin war Fable eingraviert. 
  Sie war wunderschön.

  Als ich die Kette neben Hillarys Foto gelegt hatte, durchsuchte ich die gesamte Schatulle und die Verpackungsreste nach irgendeinem Hinweis von wem diese Kette war, doch vergebens. Ich fand absolut nichts. Keine Notiz, keinen Namen, nichts.


KOMMENTARE wären toooolll :)

Sky

She's a SlytherinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt