the worst kind of pain is
when you are smiling
just to stop the
tears from falling
-UnkownHart schlug ich mit meinem Knie am Boden auf. Mit meinen Händen konnte ich Gras fühlen, wir waren auf irgendeiner Wiese gelandet.
"Verdammt...", hörte ich neben mir einen schmerzhaften Aufschrei. Ich riss meine Augen auf und befand mich sofort wieder im Hier und Jetzt. Was war passiert?
Rund um mich herum befanden sich vereinzelt Bäume und die Wiese war knöchelhoch. Ich sammelte mich kurz und stand mit lautem Gestöhne und Geächze wieder auf. Für einen Bruchteil einer Sekunde konnte ich nicht erkennen wo Draco war, doch dann sah ich ihn.
Er kniete am Boden und hielt sich seinen linken Unterarm. Sein Gesicht war schmerzhaft verzogen, er musste sich also verletzt haben. So leid er mir auch tat, ich war in diesem Moment einfach von reinster Wut gepackt. Er hatte kein Recht darauf gehabt mich einfach irgendwo hin zu schleppen, nicht nach allem was er mir angetan hatte. Am liebsten würde ich einfach tausende Kilometer Abstand zwischen uns bringen, alle Erinnerungen mit ihm einfach aus meinen Gedanken löschen und nie wieder eine Sekunde meines Lebens mit ihm verschwenden. Aber die Realität sah natürlich vollkommen anders aus.
"Was soll dieser Scheiß eigentlich?", zischte ich wütend und ging einen Schritt auf ihn zu. Zugegeben, es war ziemlich taktlos von mir in diesem Moment, wo er doch anscheinend solche Schmerzen hatte, meine Wut an ihm auszulassen, aber er war schließlich Schuld an dem Ganzen.
"Wir sind appariert.", murmelte er leise und ächzte leise auf, als er seine Hand losließ. Ich sog geschockt die Luft ein, als ich sah, dass er blutete. Eine scheinbar ziemlich tiefe Wunde klaffte auf seinem Arm und Blut strömte ununterbrochen hervor. Für ein paar Sekunden vergaß ich den Draco den ich hasste und liebte, den Draco den ich hier haben wollte und nicht, den Draco der mein Herz gestohlen hatte und es zerriss. Für ein paar Sekunden war er einfach nur der Draco, der dringend meine Hilfe brauchte.
Hastig trat ich die paar Schritte die uns trennten an und griff vorsichtig nach seiner Hand.
"Das sieht gar nicht gut aus...", murmelte ich geistesabwesend und meine Gedanken rasten.
Ich kannte mich mit Heilzaubern nicht aus, sie waren gefährlich und konnten mehr Schäden anrichten als sowieso schon waren, wenn sie von jemanden ausgeübt wurden, der sie nicht vollkommen beherrschte. Es musste eine andere Lösung geben, das musste es einfach.
Draco war kreidebleich im Gesicht und ich wusste, dass er dabei war sein Bewusstsein zu verlieren, weil sein Körper so viel Blut verlor. Ich musste ihn unbedingt wach halten.
"Hey, Draco. Draco, rede mit mir, hörst du? Du darfst nicht aufhören zu reden! Versprich mir, dass du nicht nachgibst, du musst unbedingt bei Bewusstsein bleiben!" Ich tätschelte sanft seine Wange, damit er mir auch sicher zuhörte. Er nickte und öffnete seine Augen. Einen klitzekleinen Moment sah ich direkt in seine Augen und fühlte ein vertrautes Gefühl in meiner Magengegend, das ich immer hatte, wenn ich Draco auch nur ansah.
"Hier-", sagte ich und riss ein Stück von meinem T-Shirt ab "Nimm das und wickle es fest um deinen Arm, okay?"
"Ja, mach ich.", sagte er leise und nahm den Stofffetzen in die Hand.
"Erzähl mir etwas. Irgendetwas, ganz egal was, okay?" Ich hatte keine bessere Idee wie ich ihn sonst dazu bringen sollte mit mir zu reden. Ich stand auf und rannte zu meinen Koffer, der ein paar Meter neben uns lag. Ich nahm ihn in die Hand und stürzte ihn über. Ich musste doch irgendetwas, irgendetwas brauchbares dort drinnen haben. Für ein paar Sekunden blieb er komplett ruhig, bevor er ins Reden begann.
"Als ich- Als ich elf Jahre alt war, vollkommen stolz darüber endlich nach Hogwarts gehen zu dürfen, in der verzweifelten Hoffnung nach Slytherin zu kommen, um meine Eltern einmal in meinem ganzen Leben stolz machen zu können, stieg ich in den Zug ein, in den Zug, der mich in meinen neuen Lebensabschnitt bringen würde, der alles verändern sollte. Ich war keine Sekunde im Hogwarts Express, stand ich hinter einem blonden Mädchen, dass mir den Durchgang versperrte, weil sie einfach nur da stand und beobachtete. Ich war fasziniert davon, wie sie alles in sich aufnahm, die komplette Umgebung in sich aufsog und alles um sich herum vergaß." Draco machte eine kleine Pause und auch ich hörte kurz auf meine Sachen zu durchwühlen. Ich wusste genau welche Richtung das gerade nahm. Was ich nicht wusste war, ob ich das hören wollte. All diese Lügen. All diese ausgedachten Gefühle. Ich schluckte und suchte weiter, suchte weiter nach etwas, von dem ich nicht einmal wusste was es war.
"Dumm und arrogant wie ich war, beschwerte ich mich unhöflich bei ihr. Sie lächelte und entschuldigte sich, was mich vollkommen verwirrte. Ich war so gemein zu mir und sie lächelte mich an. Ich hatte keine Ahnung was mit mir passierte, aber das war die Sekunde in der ich beschloss, nie wieder gemein zu ihr zu sein. Das war die Sekunde in der ich beschloss für sie da zu sein und sie zu beschützen. Oh Gott, hätte ich doch damals schon gewusst wie oft ich dieses Versprechen brechen würde. Wie oft ich gemein zu ihr sein würde und wie oft ich sie nicht beschützen könnte und wie oft ich nicht für sie da sein würde." Er lachte ironisch auf und ich schloss meine Augen eine Sekunde, weil ich spürte wie sehr ich gerade weinen wollte. Die Tränen brannten schmerzhaft.Ich brauchte zu lange. Ich brauchte viel zu lange irgendetwas zu finden und hatte höllische Angst, dass ich nichts finden würde. Was sollte ich tun wenn er jetzt verblutete? Das konnte ich auf keinen Fall zulassen. Ich atmete mit zittriger Stimme ein und warf wütend meine Haufen nutzloser Kleidung auf die Seite. Wütend schrie ich auf. Das durfte einfach nicht passieren.
"Die nächsten Jahre waren andauernd geprägt von Gefühlen, die ich nicht kannte, Gefühle von denen ich keine Ahnung hatte was sie bedeuten sollten, Gott, wie sollte ich es auch wissen? Ich war doch noch ein verdammtes Kind. Für meinen Vater war ich immer nur nutzlos gewesen, er hatte mir nie Beachtung geschenkt obwohl das doch das einzige war was ich je wollte. Bis ich dieses Mädchen traf und sie kennenlernte. Bis sie zu uns nach Hause kam und mir den Kopf verdrehte. Bis ich ihr meine Liebe gestand und sie es nicht erwiderte und für einen kurzen Moment mein Herz brach. Bis dieses Mädchen schließlich nur mehr das Einzige war, was ich wollte.
Und als ich sie haben konnte, das Mädchen, von dem ich mir geschworen hatte, es niemals zu verletzen, war ich ein Idiot. Ich hab sie einfach gehen lassen. Einfach so. Weil ich mit meinem Leben nicht umgehen konnte. Weil ich nicht wusste, was sie von mir und meiner Familie halten würde, wenn sie erstmal die ganze Wahrheit erfahren würde. Und jetzt weiß sie es, die Wahrheit, und ich weiß, hätte ich es ihr damals schon gesagt, hätte sie es verstanden. Aber ich habe zu lange gewartet. Hab meine Chance verpasst."
Alles was ich in diesem Moment wollte, war weg von hier zu kommen. Seine Worte schmerzten und wenn er nicht gerade drauf und dran war zu verbluten, würde ich sofort das Weite suchen. Plötzlich sah ich eine Flasche unter anderem unnötigen Kram, den ich schon Jahre in meinem Koffer herumtrug, aufblitzen und ich wusste, wir waren gerettet. Er war gerettet.
"Diptam! Verdammt, Diptam! Madame Pomfrey hat mir die Flasche gegeben, wie ich in das Glasfenster geflogen bin! Damit wächst deine Wunde in Sekundenschnelle zu!" Aufgeregt sprang ich auf und rannte zu Draco zurück, der schon komplett weiß im Gesicht war. Der Fetzen Stoff war dunkelrot und blutgetränkt. Ich kniete mich vor ihm hin und nahm es vorsichtig von der Wunde. Es sah schrecklich aus. Ich wusste nicht wie das passiert war, aber das muss definitiv irgendein Fluch gewesen sein.
"Hier. Das brennt jetzt für ein paar Sekunden. Du stehst das durch, Draco, ich verspreche es dir, okay?" Er nickte zögernd.
"Ich verspreche es.", wiederholte ich und zog den Korken aus der Flasche. Ich tröpfelte ein kleines Bisschen von der gelblichen Flüssigkeit auf seinen Arm und sofort begann seine Wunde sich zu schließen. Draco sog scharf die Luft ein und stöhnte, geplagt von Schmerzen, auf. Ich wusste genau, wie er sich fühlte. Ich würde mich ewig an dieses Gefühl erinnern, als sich plötzlich in übernatürlicher Schnelle neue Haut auf meiner Wunde bildete. Als die Wunde fast verschwunden war, hörte ich auf Diptam-Essenz darauf zu tropfen. Erleichtert atmete ich aus.
"Geschafft.", murmelte ich erschöpft. Meine Gedanken waren im Hinterkopf die ganze Zeit bei dem, was Draco vorhin gesagt hatte, und es zerriss mich innerlich beinahe, weil ich nicht wusste, was jetzt wichtiger war.
"Danke. Ich danke dir so, so sehr, Fable. Ohne dich wäre ich wahrscheinlich verblutet.", flüsterte auch er und legte sich in das saftige Gras zurück. Ich blieb einfach genau so sitzen und beobachtete ihn. Wie er seine Augen schloss und tief ein und ausatmete. Ich wusste, er musste sich jetzt ausrasten. So sehr ich ihn auch fragen wollte, was zur Hölle wir hier machten, was er jetzt brauchte war absolute Ruhe.
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Ich danke euch sooo sehr für verdammte 157k, das ist eine unfassbare Zahl, die ich wahrscheinlich nie realisieren werde und die verdammt nochmal jeden Tag wächst, was das Ganze nicht wirklich einfacher macht. Ich dachte nie, dass dieses Buch irgendwer jemals lesen würde, aber ihr tut es. Und ich liebe euch so sehr dafür, euch alle.
Scarlett
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She's a Slytherin
FanfictionVon eiskalten Herzen und harten Schalen, blauen Augen und warmen Händen. Von Hoffnung und Enttäuschung, Liebe und Magie. ∞ ϟ 9¾ ♔ ⚯͛ △⃒⃘ ➵ ♆ Platz #2 in Fantasy und #100 in Fanfiction