Kapitel 10

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Aber je länger sie weiter redet, desto mehr verschließe ich mich.

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Emily

Ich sitze zu Hause auf meinem Bett und starre einfach an die Wand.
Zuvor habe ich mir noch versucht den imaginären Dreck von der Haut zu waschen, den Ray bei mir hinterlassen hat.
Das doofe ist, das der Dreck nicht äußerlich ist.
10 mal habe ich geduscht und fühl mich immer noch wie zuvor.
Ray hat mich ausgenutzt, verletzt und gedemütigt und auf einmal kommen mir die letzten Monate mit ihm so sinnlos vor.
Es ist alles so sinnlos.
Wäre Ash nicht gewesen, hätte ich nicht weiter gewusst. Ich wäre verloren gewesen, ganz auf mich allein gestellt.
Das Ash so ein herzensguter Mensch ist habe ich irgendwie nicht erwartet, er wirkte in der Tankstelle noch so anstrengend und playerlike.
Doch er hat mich gerettet.

,,Und nun", sagte er trumpfend und schubste mich vom Bett ,,holst du mir einen Drink"
Ich richtete meinen Slip ,,Hast du nicht schon genug getrunken"
Darauf hin erntete ich einen wütenden Blick und ich hob mein T-Shirt auf.
,,Nein", sagte er trocken ,,du gehst nackt"
Das konnte er nicht ernst meinen. Ich sollte nur in Slip und BH da runter und diesem Säufer einen Drink holen.
,,Ray, lass mich mir etwas anziehen und ich hole dir einen Drink", murmelte ich und hob meine Hose auf.
,,Wo bleibt denn dann der Spaß?", er grinste und mir kamen wieder die Tränen.
Wie oft hatte ich in dieser Nacht oder an diesem Tag schon geweint? Meine Augen taten weh.

Sie sind auch jetzt noch ganz geschwollen.

,,Und danach spielen wir weiter", fügte er hinzu und stand auf.
,,Nun geh schon!",brüllte er und schmiss mich aus dem Zimmer als ich mich nicht bewegt hatte.
Davor hatte er mir noch die Klamotten entrissen, damit ich ja auch so nach unten gehe.
Ich zögerte und blieb eine Weile voller Scham vor der Tür stehen bis ich zu dem Entschluss kam, es einfach zu tun.
Es gab keine andere Möglichkeit, und ich wollte es jetzt schnell hinter mich bringen.
Doch gerade als ich die Treppe hinunter huschen wollte, mit einer Hand schützend auf meinen Pobacken und die andere vor meiner Brust, kam mir Ash mit dieser Brünette entgegen.
Dieses Miststück fing an zu lachen und ich schaute Ash flehend an.
Er reagierte sofort, schickte die eine der 'Pinks' eiskalt weg und zog sich seine Jacke aus.
Ich nahm sie dankend entgegen und merkte erst, als ich sie mir umschlung wie ich zitterte.

Auf meiner Haut bildete sich Gänsehaut an diese schrecklichen Gedanken.

,,Komm schnell",sagte er und zog mich mit. Ich war zu bedröppelt um zu fragen oder mich zu weigern.
,,Wo wohnst du?",fragte er, nachdem er mich gekonnt durch das Wohnzimmer nach draußen auf die Straße geschleust hatte.

Ich konnte nicht reden, nicht einen Ton hatte ich raus gebracht, stattdessen sah ich ihm einfach nur in seine braunen Augen und fing an zu weinen, zum gefühlt tausenden Mal.
Er umarmte mich und streichelte mir über den Rücken, ich drückte mein Gesicht an seine Brust und er war so angenehm warm. Denn die Herbstluft ließ mich ziemlich frösteln.
,,Komm, sag mir schon wo du wohnst, ich bringe dich nach Hause", flüsterte er aufmunternd in mein Haar und er konnte sich nicht denken wie dankbar ich ihm dafür war.

Vor meiner Tür reichte ich ihm die Jacke. Es war mir nicht peinlich das er mich in meiner Unterwäsche sah, es ist nur Ash gewesen.
Nur Ash.
Aber er ist Niclas bester Freund..

Glaube ich

..und das änderte die Situation dann doch irgendwie.
,,Danke, Ash du hast mich gerettet", ich verdeckte meinen halbnackten Körper leicht hinter der Haustür.
,,Keine Ursache, ich hätte dich da ja schlecht stehen lassen können", er grinste und ich erwiderte es gezwungen.
,,Bitte sag Nick nichts" Er nickte.
,,Versprochen?"
,,Versprochen"
Dann ging er und ich bin froh das er mich nicht nach den Grund meiner Verzweiflung oder dieser Situation gefragt hatte.
Ich verkroch mich in meinem Zimmer.

Und nun sitze ich hier und erinnere mich.
Wenn ich Ray wiedersehe wird es noch schlimmer als diese Nacht, das weiß ich. Aber ich werde ihn niemals aus den Weg gehen können. Er würde mich überall finden.
Und ich muss mit der Schande Leben, vergewaltigt worden zu sein.
Endlich kann ich die Frauen verstehen, man hat danach einfach nicht die Kraft zu fliehen und dagegen anzukämpfen.

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Niclas

,,Mum, kannst du bitte damit aufhören", seufze ich und sie blickt zu mir auf.
,,Wenn dich etwas bedrückt, dann rede mit mir darüber"
,,Du willst wissen was mich bedrückt?!", ich lache ironisch auf ,,Vieles, zu viel um darüber zu reden. Aber bei einer Sache hättest du mir helfen können"
Meine Mutter scheint den Druck zu spüren.
,,Was hätte ich deiner Meinung nach tun sollen?",sie wölbt eine Braue.
,,Du hättest zuerst einfach mal mit Thomas reden können-", sie stoppt mich.
,,Ja, das hätte ich, aber weißt du was? Es hätte rein gar nichts geändert. Es ist Tom's Geld, und er wird sich wohl aussuchen können, für wen und was er es ausgibt. Und ich muss auch wirklich sagen, das du es dir nicht mehr verdienst"
Mir stockt der Atem. Na das nenne ich Mutterliebe.
,,Ok, danke, Mum. Wirklich sehr reizend", ich schmunzel schief und strafe sie in dem ich nicht mehr sie, sondern das Regal hinter ihr ansehe.

,,Nick, ich habe recht. Das musst du langsam mal begreifen, denn wenn du nicht bald etwas gegen die ständigen Schlägereien tust, wirst du irgendwann verlieren und ich will dich nicht im Krankenhaus sehen"
Ich verdrehe die Augen ,,Du übertreibst maßlos"
,,Seh es wie du willst, aber ich gebe Tom recht, verdien dir dein Geld selbst"

Will sich eigentlich die ganze Welt gegen mich stellen? Ich könnte zumindest eine Meilen lange Liste schreiben.
Wäre ich doch in meinem Zimmer geblieben, aber immerhin wirkt die Tablette mittlerweile.
,,Willst du nicht essen? Sonst wird's noch kalt", murre ich, mache auf den Fersen kehrt und gehe die Holztreppe im Flur rauf, in mein Zimmer.

Ständig überlege ich, wie mein Leben gewesen wäre, wenn Oliver nicht die ganzen Scheißfehler gemacht hätte.
Was wäre ich jetzt für ein Mensch?
Ich wäre zumindest bei weitem besser, als dieses verwahrloste Wrack.

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