Kapitel 20

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,,Nur zu gut", wiederhole ich mit einem Flüstern und wölbe, mit einem provokanten Schmunzeln, meine Augenbraue.

,,Er wird verschwinden, jetzt", befielt Emily's Mutter, doch ich kann nur über sie lachen.
Gott, diese Frau kann ich nicht ernst nehmen.
Emily sieht mich entrüstet an, worauf hin ich nur mit den Schultern zucke.
,,Sagt mir jetzt mal jemand was hier los ist?", Fragt Emily auffordernd.
Anscheinend meint sie mich, da sie mir jetzt ihren zarten Ellenbogen in die Rippen rammt.
Ich sehe nur zu ihr runter und verdrehe die Augen.
Wow, das mache ich echt häufig.
,,Deine Mutter ist Krankenschwester, hab sie wohl mal im Krankenhaus getroffen?", Sage ich und entschärfe damit nicht gerade die Situation.
Ich höre Emily lautstark Seufzen, ehe sie dann zu ihrer Mutter sieht und mit ihrer Hand irgendeine Bewegung macht, was wohl eine Aufforderung zum Reden sein soll.
Ich hingegen sehe Mrs Hamstett warnend an, sie erwidert diesen Blick.
Emily stöhnt genervt auf. ,,Ihr macht mich wahnsinnig"
Sie ist aber auch neugierig..
Statt noch weiter mit ihrer Mutter zu reden, nimmt sie mich an der Hand und führt mich die Treppe hoch, in ihr Zimmer, wo ich mich auf ihr Bett, welches mitten im Raum steht, fallen lasse.
Ich sehe mich um. Ihr Zimmer ist nicht so groß, hat aber ein großes Fenster, vor dem weiße Gardinen hängen. Trotzdem ist der Raum sehr hell und wirkt so warm und einladend. Einfach passend zu Emily.
Es ist ja auch ihr Zimmer.
Nun stellt sie sich in mein Blickfeld und verschrenkt die Arme vor der Brust. Fragend mustere ich sie.
,,Ja?"
,,Was war das eben? Wieso ist meine Mum so sauer auf dich?", will sie wissen, dabei bin ich mir nicht mal sicher ob sie es nicht schon ahnt.
,,Dir muss doch klar sein, warum sie mich kennt", seufze ich und sie schüttelt den Kopf, setzt sich neben mich auf die Bettkante.
,,Erzähl es mir", bittet sie noch einmal, aber ihre Stimme ist wieder so sanft, so vorsichtig.
,,Ich bin nun mal öfter im Krankenhaus"
,,Wieso?"
Warum muss sie denn nachbohren? Weshalb bin ich denn im Krankenhaus, heh?!
,,Emily", warne ich sie und falte beherrscht meine Hände.
,,Niclas, sag es mir einfach", sie ist entschlossen und ich habe das Gefühl, dass dieses Gelaber noch Stunden so weiter gehen kann.
,,Ich Prügel mich halt, kann schon sein das deine Mutter mich sehr oft behandelt hat. Okay? Ich hab halt nicht dieses Vorzeigeleben, womit ich rum prahlen kann.", ich will mir ja meine Scheißart abgewöhnen, aber ich bin trotzdem wieder laut geworden.
,,Das habe ich auch nicht erwartet", murmelt sie und schaut aus dem Fenster.
Ist sie jetzt eingeschnappt?
,,Du kannst jetzt nicht wütend auf mich sein", sage ich und will ihren Blick einfangen, es gelingt mir nicht.
,,Ich bin nicht sauer", behauptet sie, ob ich ihr das glaube ist etwas anderes.
,,Lügnerin", ich schmunzel kurz, doch sie sieht mich immer noch nicht an.
,,Du kannst nicht auf etwas sauer sein, was war, bevor wir uns kannten. Wir machen alle mal Fehler" Ja, und ich mache mehr als genug.
,,Nick, es ist mir wirklich egal, was du gemacht hast"
Wieso ist sie schon wieder so? Bin ich zu blöd um das zu verstehen?
,,Was ist dann los?"
,,Gar nichts, es ist gar nichts los.", brummt sie und ich höre die Unzufriedenheit in ihrer Stimme. Um sie etwas zu beruhigen lege ich meine Hand auf ihren Oberschenkel und streife mit meinen Fingern auf ihrer grauen Jeans auf und ab.
Sie verfolgt meine Bewegung aufmerksam, ehe sie tief durchatmet.
,,Tut mir leid", seufzt sie und streicht sich das Haar zurück ,,Ich konnte nur irgendwie keinen klaren Gedanken verfassen"
,,Ich versteh das, momentan ist ziemlich viel los, hm?", sage ich einfühlsam, was eine Seite ist, die ich noch gar nicht von mir kenne.
Sie nickt und ich weiß nicht ob ich richtig liege, doch ich meine die Tränen in ihren Augen zu sehen, die sie unterdrückt.
Weil ich nicht genau weiß, was ich sagen soll und ich auch in solchen Situationen völliger Anfänger bin, lege ich ihr jetzt einfach meinen Arm um die Schultern. Sie kuschelt sich an mich und versucht ihr Schluchzen zu unterdrücken.
,,Ist schon okay", flüstere ich und schließe sie jetzt in eine Umarmung.
Man, es macht mich fertig sie so zu sehen. Warum weint sie gerade? Wegen wem? Ich will alles wissen und irgendetwas dagegen tun. Doch sie jetzt auszuhorchen, nur um die Wahrheit zu hören, wäre falsch. Oder?

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Emily

Ich habe keine Ahnung, wie Nick es schafft mich erst vor den Kopf zu stoßen, mich dreckig fühlen zu lassen und im nächsten Moment mein Retter vorm völligen zusammenbrechen zu sein.
Wie schafft er das? Wie kann er in einer Sekunde wieder komplett anders sein?
Ich muss gerade einfach daran denken, was Ray mir angetan hat. Es ist total unverständlich, aber alleine diese innige Zweisamkeit mit Nick hat mich daran erinnert.
An die Zeit mit Ray, wo er noch normal zu mir war. Die Zeit, bevor ich seine Drogen vernichtet habe um ihn zu helfen.
Bevor er sich an mir vergriffen hat.
Und schon fühle ich wieder seine dreckigen Hände auf meiner Haut, wie sie mich zwingen, mich auszuziehen.
Wie automatisch entfährt mir ein Schluchzer und ich ziehe meine Beine, auf dem Bett, an meine Brust. Als ob ich mich vor dem Imaginären Ray schützen könnte.
Nick drückt mich sofort näher an sich, aber noch immer halte ich diese schwerwiegenden Tränen zurück. Sie brennen und ich muss sie irgendwie los werden, doch ich will nicht weinen wenn Nick hier ist.
Ich will nicht immer die Schwache sein!
Als ich tief an seiner Brust einatme um mich zu beruhigen, atme ich gleichzeitig noch seinen wunderbaren Eigengeruch ein. Dieser Geruch, schafft es wirklich mich zu beruhigen. Er wirkt genauso auf mich, wie vor ein paar Tagen, als ich ihn im Kiosk zum erstenmal eingeatmet habe.
Aufeinmal nimmt Nick mein Gesicht in seine Hände und kurz zucke ich zusammen, halte dann wieder still, weil er erneut versucht meine blöde Wimperntusche wegzuwischen.
,,Danke", murmel ich verlegen und lache seitlich in seiner Handfläche, die auf meiner Wange liegt.
Er nickt nur, als er etwas mustert.
Er mustert meine Lippen.
Er fährt mit seinem Daumen darüber und ich sehe seinen Mundwinkel kurz nach oben wandern.
Und nur einen Moment habe ich gedacht es wäre endlich gekommen.
Es.
Dieser Moment. Der Kuss.
Doch genau jetzt, ja verflixt nochmal, genau jetzt muss sein Handy klingeln.
Er zieht es aus seiner Hosentasche und hält es sich ans Ohr.
Sofort verändert sich sein Gesichtsausdruck.
,,Was?", fragt er entsetzt in den Hörer und erhebt sich nervös vom Bett.
,, Scheiße, hast du schon-", den Satz bringt er nicht zu Ende, da der jenige auf der anderen Leitung ihn wohl unterbrochen hat.
Nick legt auf und sieht mich eine Weile lang nur an.
Gerade als ich ansetze etwas zu sagen, eilen ihm Worte aus den Mund.
,,Ich muss sofort los", er geht zur Tür ,,verdammt, ich muss los", sagt er nur so zu sich selbst.
Nach den nächsten 10 Sekunden höre ich unten die Haustür ins Schloss fallen.
Nun sitze ich hier wieder alleine. Von dem einen, auf den anderen Moment.
Alleine.
Was wohl passiert ist, das es ihm so unter die Haut geht?

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Eigentlich wollte ich soetwas nicht machen, etwas unter die Kapitel schreiben, meine ich.
Aber ich nehme dieses 20. Kapitel nun doch einfach mal zum Anlass mich zu bedanken.
Nur in einen paar Monaten habe ich die 1 K Reads erreicht.
Nun ja, für mich ist diese Zahl schon irreal. :)
Und eigentlich sind es ja auch schon 1,08K!
Einfach ein fettes Danke, vor allem an eine Person.
Sie hat mich von Anfang an bei diesem Buch unterstützt, also auch nochmal an dich ein Danke, JessieStonem

❤GANZ VIEL LIEBE AN EUCH❤

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