Was hat er geplant?
Ich weiß, das ich sie nicht hätte so stehen lassen sollen. Doch was habe ich für eine Wahl? Sie mitnehmen?! -Auf gar keinen Fall. Wer weiß was Ray vor hat und ich will Emily nicht gefährden.
Mit einer abrupten Bremsung parke ich vor Alec's Haustür und sehe, dass sein Auto hier ebenfalls noch abgestellt ist. Es ist eine kleine Hoffnung die ich habe. Vielleicht ist er noch zu Hause.
,,Alec!", rufe ich und hämmere ungeduldig an die Tür. Ich warte. Es ist still. Und ich warte. Endlich wird die Tür einen Spalt geöffnet und ein genervter Alec streckt seinen Kopf hinaus. ,,Nick, was willst du? Ich habe doch gesagt das ich keine Zeit habe", stöhnt er und erschreckt sich, als ich die Tür komplett aufreiße.
Schnell versuche ich die Lage zu überblicken und sehe dann Ray im Hintergrund stehen.
,,Was will er hier?", frage ich Alec und versuche wenigstens ansatzweise gelassen zu klingen. Dabei wandert mein Blick zu den Päckchen auf dem Tisch. ,,Nein oder? Das ist nicht dein verfickter ernst!", ich wende mich zu meinem Freund um, der jetzt sehr still da steht. ,,Du reitest dich damit verdammt noch mal in die Scheiße, merkst du das nicht?!" Ich will ihm doch nur helfen und zur Vernunft bringen.
,,Es ist mir egal. Ich bekomme viel Geld dafür", redet er überzeugt und nickt, während er die Worte spricht, zu Ray rüber. ,,Von Ray?", ich lache abfällig, als ich kurz einen Schulterblick nach hinten riskiere. ,,Alec, du glaubst doch nicht wirklich, das dich dieser Arsch bezahlt? Der wird dich eiskalt abziehen."
Ich spüre eine Hand auf meiner Schulter, die mich rumreißt. ,,Du hast keinen blassen Schimmer was ich tue und was ich nicht tue", haucht mir dieser Schmarotzer mit seinem unerträglichem Atem ins Gesicht. ,,Du kannst mich nicht für blöd verkaufen. Nicht mit mir, Ray. Nicht mit mir.", knurre ich direkt vor seinem Gesicht und unterdrücke das Verlangen ihm direkt jetzt eine reinzuhauen.
,,Alec, zu wem willst du halten?", fragt Ray mit einem Lächeln auf den Lippen und entfernt sich wieder ein paar Schritte von mir. Alec schluckt und blickt zwischen ihm und mir hin und her. ,,Du musst wirklich noch überlegen?", während ich diesen Satz spreche, spüre ich das Vibrieren meines Handys in meiner Hosentasche. Beide verfolgen meinen Blick zum Display.
,,Emily?", höre ich Ray hinter mir dreckig fragen und im nächsten Moment hat er sich mein Handy geschnappt.
,,Hey Baby", redet er in den Hörer und ich verfolge ihn angespannt, wie er auf Lautsprecher stellt. ,,Nenn sie nicht Baby!", warne ich ihn tot-ernst, komme dabei auf ihn zu, doch er bewegt sich kein Stück.
Die Leitung knistert, ich nehme ihren schweren Atem wahr. ,,Nick? Ist Nick bei dir?" Ihre Stimme ist voller Furcht, so, dass ich am liebsten sofort zu ihr zurück rennen würde, um sie zu umarmen, ihr zu sagen, das es mir gut geht. ,,Ich bin hier, Emily", sage ich mit fester Stimme, damit Ray nicht sieht, wie zerbrechlich sie mich machen kann. Denn sie ist die Person, die mich zusammensetzen oder auseinanderreißen kann. Sie ist der ausschlaggebende Punkt.
,,Schön mal wieder deine liebliche Stimme zu hören, Baby", Ray's Grinsen ist schmutzig und ich weiß genau wo er sich gedanklich gerade befindet.
,,Ich sag es nur noch ein letztes Mal: Nenn sie nicht Baby.", ich wage einen weiteren Schritt auf ihn zu, noch immer bewegt er sich nicht. Alec scheint ganz ruhig im Hintergrund. Ihn scheint es alles nicht wirklich zu interessieren.
,,Nick, ist schon okay. Komm bitte einfach her", seufzt ihre leise Stimme durch die Lautsprecher. ,,Baby, komm du doch zu uns", er sieht mich direkt an, seine Mimik verzieht er nicht, nur langsam wölbt sich eine seiner Augenbrauen, beschreibt eine unglaubliche Provokation. Ich kann nicht standhalten. Es kommt über mich.
Ich schlage ihn so hart ins Gesicht, das er durch die Wucht mein Handy auf den Boden fallen lässt. ,,Das hättest du nicht tun sollen, Brave", seine Stimme ist laut, bedrohlich und ganz voller Hass.
,,Alec, bezieh jetzt endlich mal eine beschissene Position", schreie ich und unterdrücke die Verzweiflung, welche jetzt eigentlich mitschwingen würde. Gefühlte Minuten der Stille vergehen, in denen Alec kein Ton sagt und Ray schon wieder einen Schritt auf mich zu macht und seine Finger knacken lässt.
,,Verdammt nochmal! Alec!" Er steht wie erstarrt da. Sagt nichts. Tut nichts. Er steht dort einfach und sieht Ray dabei zu, wie er mir das Knie in den Magen rammt.
Ich schubse ihn von mir weg, in die Richtung meines ursprünglichen Kumpels. Mit festem Blick sehe ich Alec in die Augen, verziehe keine einzige Miene mehr, während ich mich nach meinem Handy bücke. ,,Ich bin auf dem Weg", spreche ich in den Hörer und lege dann auf.
,,Nick, ich.."; fängt Alec an, als Ray sich hinter ihm positioniert, doch ich unterbreche ihn.
,,Halt einfach die Klappe. Du bist für mich gestorben. Und wenn du irgendjemanden mit in diese verfluchte Scheiße reinziehst, dann schwöre ich dir, dann bekommst du es mit mir zu tun."
Er bleibt ruhig. Und das macht mich verrückt.
,,Hast du mich verstanden?!", brülle ich ihm dann ins Gesicht und er nickt zaghaft. Rays widerliches Lachen ignoriere ich, gehe zur Haustür und knalle sie laut hinter mir zu.
Ich könnte losschreien, irgendetwas kaputt machen, da wieder reingehen und Ray verprügeln, alles kurz und klein schlagen. Aber ich tue es nicht.
Stattdessen atme ich tief durch, setze mich in mein Auto und fahre zurück zu Emily.
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Drunk
Teen FictionNiclas Brave: Bekannt für seine Ignoranz und sein kühles Erscheinen. Für ihn gibt es nur Party, Alkohol und Tabak. Das ändert sich allerdings, als er an einem gewöhnlichen Partyabend dieses Mädchen weinen sieht. Genau ihre Tränen sind es, die ihn da...